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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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offensichtlich nicht an Touristen in ihrer Umgebung gewöhnt waren.
    »Jetzt erzählen Sie mir mal«, begann John, während er Unmengen von Kondensmilch in seinen starken Kaffee goß, »wo denn eigentlich das Problem mit Ihrer Schwester liegt.«
    Ich schaute ihn an. »Verzeihen Sie. Ich habe es Ihnen noch gar nicht erzählt.« In knappen Worten berichtete ich ihm von den Umständen, die mich nach Rom geführt hatten, und beobachtete, wie sich sein attraktives Gesicht in Falten legte.
    »Das ist ja eine tolle Geschichte!« urteilte er nach einem Augenblick.
    »Meinen Sie?« Mit einem Mal war ich wegen seiner Ansicht beunruhigt. Denn schließlich würde er die Dinge ja unvoreingenommen und objektiv betrachten und mich vielleicht als ein wenig hysterisch bezeichnen. »Mache ich mir für nichts und wieder nichts Sorgen?«
    »Nein, so würde ich das ganz und gar nicht sehen. Wenn ich von einem lange Zeit verschwundenen Verwandten einen dringenden Anruf vom anderen Ende der Welt bekäme, wenn ich mit der Post so ein komisches Ding erhielte, wenn meine Wohnung durchsucht würde und wenn ich schließlich herausfände, daß mein so lange verschollener Verwandter noch immer verschollen wäre, dann würde ich mir ganz entschieden Sorgen machen.«
    »Ich befürchtete, daß Sie das sagen würden. Adele muß sich diesmal wirklich in irgend etwas verstrickt haben.«
    »Darf ich diesen Schakal einmal sehen?«
    »Oh, ich habe ihn nicht dabei. Aber keine Sorge, er befindet sich an einem sicheren Ort.«
    »Ich verstehe. Das kostbare Kleinod, haha!«
    »Es muß in der Tat wertvoll sein. Das immerhin scheint trotz aller übrigen Rätsel festzustehen.« Ich dachte an Achmed Raschid, den ich John gegenüber nicht erwähnt hatte, und fragte mich, welche Rolle er wohl bei dem Ganzen spielte. Falls er überhaupt etwas damit zu tun hatte. »Ich schätze es, daß Sie mir helfen wollen, John, aber ich weiß, daß Sie geschäftlich hier in Rom zu tun haben.«
    »Unsinn! Rätsel zu lösen macht mir immer Spaß. Besonders wenn es dabei auch um eine hübsche junge Frau geht. Aber wie Sie sagen, müssen wir Ihre Schwester finden. Die amerikanische Botschaft könnte vielleicht helfen. Ihre Schwester könnte dort eine Nachricht für Sie hinterlegt haben.«
    »Natürlich! Daran hatte ich noch gar nicht gedacht!«
    »Und außerdem könnte es sein, daß in Ihrem Hotel schon eine Nachricht auf Sie wartet, wenn wir zurückkommen.« Ich lächelte John Treadwell erleichtert an. Er hatte eine Menge getan, um mich ein wenig zu beruhigen.
    »Aber zuerst das Forum Romanum. Darauf bestehe ich. Nur für den Fall, daß die Botschaft keine Neuigkeiten bereithält, was Ihnen den ganzen restlichen Tag verderben würde, sollten wir uns diesen Gang bis zum Schluß aufheben. Überdies möchte ich Sie öfter so lächeln sehen, wenn ich Ihnen die Sehenswürdigkeiten zeige, die Rom zu bieten hat.«
    Wenn auch nur widerstrebend, so brachte ich es doch nicht fertig, Johns Angebot, einen vergnüglichen Morgen zu verbringen, abzulehnen. Mit seinem Charme, seinem guten Aussehen und seiner Hand, die einen sanften Druck auf die meine ausübte, war John Treadwell ein sehr überzeugend wirkender Mann. Und außerdem konnte Adele nicht weit sein, und nach vier Jahren kam es auf ein oder zwei Stunden später auch nicht mehr an.
     
     
    Wir warteten bis um vier Uhr, bis die Wasserspeier an der Fontana di Trevi, dem monumentalsten Barockbrunnen Roms, eingeschaltet wurden, und dann machten wir uns langsam auf den Weg zur amerikanischen Botschaft.
    John war der ideale Begleiter, als wir durch die kleineren, weniger überfüllten Straßen schlenderten, denn er sorgte für eine leise plätschernde Unterhaltung, und da er meine Besorgnis spürte, machte er gelegentlich Scherze, die mich zum Lachen brachten. Im Schein der Nachmittagssonne verfärbte sich sein Haar zu einem goldenen Braun und wurde vom Wind zerzaust wie bei einem kleinen Jungen. Je länger wir spazierengingen und sprachen, um so dankbarer war ich dieser Nonne im Flugzeug dafür, daß sie aufgestanden war und sich auf einen anderen Platz gesetzt hatte.
    Die amerikanische Botschaft war ein gewaltiges, eindrucksvolles Bauwerk an der Via Veneto, das nach der Siesta gerade wieder zum Leben erwachte, als wir hinkamen. Unbewußt hatte ich wohl schon größte Hoffnung darauf gesetzt, Adele über die Botschaft zu finden, denn als wir aus dem Sonnenlicht in das dunkle Innere traten, fühlte ich mein Herz rasen.
    Aber man konnte mir nicht

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