Spiel des Schicksals
Hotel Palazzo Residenziale verlassen hatte, an, wenn es stimmte, was man dir am Telefon gesagt hat.«
»Demnach ist Adele mitten in der Nacht aus dem Palazzo Residenziale abgereist und zwei Tage später hier aufgekreuzt. Wo aber war sie in der Zwischenzeit?«
»Du hast mich verstanden.«
»Konnte man dir sagen, ob sie noch immer hier ist?«
»Soviel sie wissen, hat sie das Land noch nicht verlassen. Aber es kommt noch besser, Lydia: Die Polizei will die Fluggesellschaften für uns überprüfen. Wir werden bald herausfinden, ob sie sich wieder aus dem Staub gemacht hat.«
»Aber wahrscheinlich ist sie noch in Ägypten!«
»Es ist ein großes Land, Lydia, und Kairo ist die größte Stadt Afrikas. In dieser Stadt kann man nur allzu leicht untertauchen. Sie könnte überall sein.«
»Aber sie ist doch hier und weiß, daß sie mich in diesem Hotel finden wird. Alles, was ich tun muß, ist warten, bis sie zu mir kommt.«
»Vielleicht ist es nicht das Klügste, einfach hier herumzusitzen.« Er erhob sich vom Bett und faßte mich an den Armen. »Du warst in Rom in großer Gefahr, Lydia«, meinte er in ernstem Ton, »und du bist es hier wahrscheinlich noch mehr. Ich denke nicht, daß du bleiben solltest.«
»Soll ich vielleicht heimfliegen? Unter gar keinen Umständen!« Schließlich hatte ich Achmed Raschid ja abgeschüttelt. »Ich bin vollkommen sicher.«
»Das sagtest du auch in Rom. Du bist aber nicht sicher, solange du den Schakal hast. Ich meine, du solltest ihn besser loswerden, Lydia.«
»Nein! Ich habe wegen dieses kleinen Schurken schon viel durchgemacht. Gerade jetzt werde ich nicht aufgeben.«
»Aber verstehe mich doch, ich meine, du kannst ihnen doch den Schakal überlassen – wer immer sie auch sind – und dann nach Adele suchen.«
Ich schüttelte heftig den Kopf. »Der Weg zu Adele führt über dieses Stück Elfenbein. Solange ich es habe, besteht immer eine Verbindung zwischen meiner Schwester und mir.
Schließlich wird sie ja auch irgendeinen Grund gehabt haben, mir diesen Schakal zu schicken. Gäbe ich ihn auf, würde ich vielleicht auch die Chance aufgeben, sie je wiederzufinden.«
»Dann laß mich ihn zumindest für dich verwahren. Ich kann ihn verstecken…«
Ich schüttelte abermals entschieden den Kopf. »Dieser Schakal und ich sind zusammen um die halbe Welt bis hierher gekommen, und er ist so sicher wie eh und je. Ich bin imstande, ebensogut auf ihn aufzupassen wie auf mich selbst, John.«
»O Lydia. Schon gut, du hast gewonnen.« Spontan schlang er die Arme um mich und küßte mich. »Es hat offensichtlich keinen Zweck, in dieser Hinsicht auf dich einwirken zu wollen.« Und dann fügte er hinzu: »Ich glaube, daß ich mich diesem Ding mittlerweile ebenso verschrieben habe wie du. Was auch immer dahinterstecken mag.« Ich küßte ihn für diese letzten Worte. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, was ich die ganze Zeit über ohne John getan hätte. Und obgleich ich es allein wohl auch irgendwie geschafft hätte, wäre bestimmt nicht alles so glatt gelaufen. Ich war ihm zu großem Dank verpflichtet.
»He, weißt du was? Ich habe diesen Schakal, für den ich Leib und Leben riskiere, noch nicht einmal zu Gesicht bekommen. Ich weiß nicht einmal, wie er aussieht.«
»Dann ist es wohl an der Zeit, euch miteinander bekannt zu machen.« Doch als ich mich eben von ihm entfernen wollte, um den Schakal aus seinem Versteck in meinem Koffer hervorzuholen, vernahm man ein lautes Klopfen an der Tür. Indem er so etwas vor sich hin brummte wie: »Wahrscheinlich das Zimmermädchen«, riß er die Tür auf und gab den Blick frei auf Achmed Raschid, der draußen im Hotelflur stand.
»Guten Tag, Miss Harris«, grüßte er höflich näselnd. Mich konnte er nicht täuschen, aber zunächst war ich völlig überrumpelt und brachte es gerade noch fertig, hallo zu sagen. Dann stellte ich mich neben John in Positur und legte meine Hand auf seinen Arm. »Ich hoffe, daß es Ihnen nicht an Komfort fehlt?« Sein Benehmen war auf trügerische Weise zuvorkommend.
»Nicht im geringsten, danke.«
Raschids Augen waren wieder hinter der Sonnenbrille verborgen, und ich war dankbar dafür.
John warf mir einen seltsamen Blick zu und musterte dann den vor uns stehenden Araber. »Ist das ein Freund von dir, Lydia?«
»Nein, das ist er nicht. Nur jemand, dem ich in Rom begegnet bin.« Ich konnte nicht zu ihm aufsehen. Ich war zu mitgenommen. »Ich hoffte, mit Ihnen allein sprechen zu können, Miss Harris«, fuhr
Weitere Kostenlose Bücher