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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Augen zusammen. Denn für mich stand es beinahe fest, daß Achmed Raschid Johns Mörder war. Ich traute ihm noch immer nicht. »Sie sind sicher, solange Sie hier sind.«
    Und dann wiederum, welche Wahl hatte ich schon? Welche Wahl hatte ich in meiner Lage, außer diesem Mann zu vertrauen und zu hoffen, daß er mir die Wahrheit sagte? Ich würde mir selbst bestimmt keinen Gefallen tun, wenn ich mich gerade jetzt verhaften ließe oder von dem Mann, der John Treadwell ermordet hatte, gefunden würde.
    »Mein Zuhause ist Ihr Zuhause«, versicherte er. Ich glaube, ich starrte ihn in diesem Moment etwas ungläubig an, als er das Wort Zuhause gebrauchte. Hierbleiben? dachte ich verstört. Ohne zu versuchen, es zu verbergen, ließ ich meine Augen in dem Zimmer umherschweifen. Ich betrachtete die überall verstreuten Bücher und Papiere, das wirre Muster des Teppichs, die zugezogenen Läden an den Fenstern und die schäbige Couch, auf der wir saßen. Hierbleiben? Und wo genau war hier? In der Wohnung eines Mannes, der, wie ich zu wissen glaubte, Adele töten wollte. Ein Mann, der viele Behauptungen aufstellte, aber keine einzige davon durch Beweise untermauerte. Ein Mann, der dunkelhäutig war und mit einem fremden Akzent sprach und der verwirrende Augen hatte. »Sie trauen mir nicht«, stellte er nüchtern fest. »Nein.«
    »Welche Wahl haben Sie, Miss Harris? Wollen Sie das Wagnis eingehen, daß ich möglicherweise kein Freund bin, und ins Hotel zurückkehren? Und Ihr Leben aufs Spiel setzen? Es ist jetzt Abend in Kairo«, sagte er ruhig, wie ein Mensch, der behutsam auf ein scheues Tier einredet. »Die Straßen sind dunkel und überfüllt. Selbst wenn Sie mir nicht vertrauen, stehen Ihre Chancen allein gegen mich besser als gegen die Männer, die Mr. Treadwell töteten.«
    Ich fragte mit schwacher Stimme: »Woher soll ich wissen, daß Sie ihn nicht getötet haben?«
    Mr. Raschid gab keine Antwort. Statt dessen hielt er mich weiterhin mit seinem geheimnisvollen Blick in Schach, und es gab keine Möglichkeit, die Maske zu durchdringen.
    »Ich bin müde«, sagte ich schließlich, »und ich habe es auch einigermaßen satt. Ich bin nicht in der Stimmung, schwerwiegende Entscheidungen zu treffen. Schon gut, vielleicht haben Sie John umgebracht, vielleicht auch nicht, aber ich bin nicht in der Verfassung, mich auf irgendein Wagnis einzulassen. Sie hätten mich wahrscheinlich schon im Shepheard’s töten können, oder vielleicht warten Sie auch nur darauf, daß ich Adele finde, und erledigen uns dann gemeinsam.«
    Ich preßte meine Hände gegen meine heißen Wangen und stellte fest, daß sie glühten. »Ich habe nur einen Wunsch, nämlich mich hinzulegen und in Ruhe gelassen zu werden.«
    »Dann werden Sie also hierbleiben?«
    »Ich habe doch wirklich keine Wahl, oder?«
    Mr. Raschid lächelte. Dann stand er auf und räumte die Teetassen und Orangenschalen ab. Ich nutzte den kurzen Augenblick, in dem er weg war, um meine Lage einzuschätzen. Angenommen, er hätte John nicht getötet. Das hieße noch immer nicht, daß ich bei ihm sicher wäre. Was, wenn er mich von Adele fernhielt, statt darauf zu warten, daß ich sie fände?
    Es gab die wildesten Möglichkeiten. Im Augenblick konnte ich nur meiner instinktiven Vermutung folgen, daß er war, wer zu sein er vorgab, und es dabei belassen. Immerhin hatte er mich vor der Polizei und allem, was eine Verhaftung mit sich gebracht hätte, bewahrt. Er hatte nicht meinen Schakal genommen und sich davongemacht. Und – ich sah mich in seiner Wohnung um, in der Wohnung dieses sonderbaren Mannes – ich schien hier in Sicherheit zu sein. Als Mr. Raschid zurückkam, stand ich würdevoll auf und gab ihm zu erkennen, daß ich wirklich müde war. Dies schien in letzter Zeit eine Art Dauerzustand bei mir zu sein, und ich fragte mich, wie es wohl wäre, sich normal zu fühlen.
    »Ich habe noch ein anderes Zimmer, ein kleines Wohnzimmer, wo ich schlafen werde«, erklärte er.
    Wieder blickte ich mich um. Diese Junggesellenwohnung hätte einen Großputz dringend nötig gehabt. Um so mehr, als ihr eine gewisse Ordnung völlig abging, obgleich dieser Eindruck vielleicht durch die Tatsache verstärkt wurde, daß es sich um das Heim eines Orientalen handelte und daß die Art der Möblierung auf mich ziemlich exotisch wirkte. Ich dachte an meine eigene Wohnung, an die rot-weiß-blaue Ausstattung mit blankem Chrom und Glas. Wenn sie auch nicht gerade hypermodern war, so hatte sie zumindest einen gewissen

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