Spiel des Schicksals
freisprechen.«
Ich biß in die Orange. Mr. Raschid hatte recht, sie schmeckte köstlich. Er beobachtete mich beim Essen mit seinem unsteten, scharfen Blick, der nichts von seinen Gedanken verriet. Er wußte mehr, viel mehr, als er sich anmerken ließ, und ich mußte es einfach herausfinden. »Mr. Raschid«, begann ich mit Bedachtsamkeit, »ich bin in eine schlimme Sache hineingezogen worden. Offensichtlich suchen Sie, die ägyptische Regierung, ebenso nach meiner Schwester wie ich. Allem Anschein nach war auch John in dieselbe Sache verwickelt wie meine Schwester. Und ich werde vielleicht bald von der ägyptischen Polizei wegen Mordes gejagt. Sie können wohl verstehen, daß ich Fragen habe, und es ist nur anständig, sie mir zu beantworten. Ich habe ein Recht, zu erfahren, in was ich da unwissentlich hineingeraten bin und an was für einer Sache John Treadwell beteiligt war, deretwegen er umgebracht wurde. Es ist auch mein gutes Recht zu wissen, warum Sie nach meiner Schwester suchen und welche Bedeutung dieser Schakal hat.«
»Ja, auf all das hätten Sie durchaus ein Recht.« Er lächelte geduldig und griff nach einer Orange. Während er sie schälte, sprach er weiter: »Doch glauben Sie mir, Miss Harris, es geschieht nur zu Ihrer Sicherheit, wenn ich Ihnen von diesen Dingen nichts erzähle. Sie sind besser dran, wenn Sie nichts wissen. Es sind noch andere Leute beteiligt, Leute, die vor nichts zurückschrecken würden, um an Informationen über Ihre Schwester zu gelangen. Und wenn Sie in deren Hände fallen würden…« Er hielt inne, um eine dramatische Wirkung zu erzielen.
»Leute wie dieser Arnold Rossiter, den Sie erwähnten.«
»Genau.«
»Dann verstecken Sie mich also auch vor ihm?«
»In der Tat, das ist zutreffend.«
»Warum sind Sie eigentlich so um meine Sicherheit besorgt, Mr. Raschid?«
»Weil ich, wenn Sie ermordet würden, vielleicht niemals Ihre Schwester finden würde.«
»Aha.« Wir saßen eine Weile schweigend da und lauschten der Musik, die leise an unser Ohr drang. Sie schien aus einer Wohnung in der Nähe zu kommen, das typische monotone Wehklagen ägyptischer Musik, das sich für mich immer gleich anhörte. Doch es war in seiner Fremdartigkeit auch faszinierend. Ich ertappte mich dabei, wie ich mit dem Fuß auf dem Teppich den Takt schlug. »Kann ich Ihnen noch etwas anderes anbieten, Miss Harris?«
»Nur Antworten, wenn es Ihnen beliebt.«
»Ich war Mr. Treadwell schon seit einiger Zeit gefolgt, um herauszufinden, welcher Art die… na, sagen wir mal, eine bestimmte Angelegenheit, war. In Rom sah ich ihn die Bekanntschaft von Adele Harris machen. Sie pflegten eine Weile freundschaftlichen Umgang miteinander. Dann flog Mr. Treadwell in die Vereinigten Staaten. Ich wußte, daß Ihre Schwester Ihnen den Schakal geschickt hatte, und mir war auch bekannt, daß sie Sie nach Rom bestellt hatte. Überrascht war ich indessen, als ich Sie mit John Treadwell ankommen sah. Ich konnte nicht sagen, ob Sie zu seiner Gruppe oder vielmehr zu Arnold Rossiters Gruppe gehörten, oder ob Sie, um es einmal so auszudrücken, mit Ihrer Schwester zusammenarbeiteten. Oder ob Sie völlig unbeteiligt waren, wovon ich jetzt überzeugt bin. Wir verließen Rom alle zusammen, nachdem Sie den Brief von Ihrer Schwester erhalten hatten. Ich hatte Treadwells Ermordung nicht vorausgesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, warum sie es taten.«
»Arnold Rossiters Leute?«
»Ja, jedenfalls sieht es so aus.« Achmed Raschid runzelte die Stirn. »Das hat alles noch viel komplizierter gemacht.«
»Dann haben Sie mich also benutzt, um Adele zu finden. Und eigentlich ist es das, was Sie auch jetzt tun. Sie benutzen mich als Köder.«
»Ich fürchte, das ist die einzige Möglichkeit. Ihre Schwester hält sich entweder versteckt, oder sie wird irgendwo gefangengehalten. Welches von beiden auch der Fall ist, sie wird versuchen, mit Ihnen Kontakt aufzunehmen.«
Das gab mir zu denken. Versteckt oder gefangen. Sehr interessant. »Und obgleich John Treadwell der Mann war, auf den Sie es abgesehen hatten, gehen die Ermittlungen auch nach seinem Tod noch weiter. Doch nun hat sich die Suche auf meine Schwester verlagert.«
»Sie war von Anfang an verdächtig. Aber jetzt ist sie unsere Hauptverdächtige.«
»In welcher Sache, Mr. Raschid?«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Dann sagen Sie mir dieses: Hat Treadwell ihr den Schakal gegeben?«
»Das weiß ich nicht.«
»So wäre es durchaus möglich, daß sie ihn in Besitz
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