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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Schick und wurde peinlich saubergehalten.
    Dieser Ort hier war mit allen möglichen Dingen vollgestopft und hatte eine starke persönliche Note.
    Es schien so absurd zu sagen: »Es ist mir äußerst unangenehm, Sie zu stören«, und doch sagte ich es. Eine unheimliche Müdigkeit überkam mich, und mein Kopf begann noch mehr zu schmerzen. Ich wollte nur allein sein und schlafen. Und wenn es denn in der Wohnung dieses Fremden und in seinem Bett sein sollte. Mein Körper machte einfach nicht mehr mit.
    Mr. Raschid öffnete die Tür des Schlafzimmers, in dem ich vorhin aufgewacht war. »Niemand wird erfahren, daß Sie hier sind, Miss Harris. Sie werden vollkommen sicher sein.«
    Ich versuchte die Stimme und das Verhalten dieses unbekannten Menschen zu beurteilen und wunderte mich, warum ich ihm gerade jetzt so bereitwillig vertraute. Irgendwie mußte ich aus diesem Schlamassel herauskommen, mit oder ohne Adele, und in eine von mir vertrauten Maßstäben regierte Welt zurückkehren. Ich befand mich auf der anderen Seite der Erdkugel, weit weg von dem Alltag und den Freunden, die ich kannte, und das Gefühl, das diese Vorstellung bei mir hinterließ, war kalt und leer.
    »Bitte«, forderte er mich auf, wobei er mit den Fingern meinen Ellbogen berührte, »es ist schon spät.«
    »Ja, natürlich.« Ich bewegte mich wie im Traum, denn es kam mir tatsächlich so vor, als ob ich träumte. Als ich das Schlafzimmer betrat, sah ich meinen Koffer und meine Handtasche in einer Ecke stehen. »Geht es Ihnen jetzt besser?« fragte er hinter mir. Ich nickte. »Dann wünsche ich Ihnen eine gute Nacht, Miss Harris.«
    »Warten Sie einen Moment.« Ich wandte mich um und hob hilflos die Arme. »Trotz allem vielen Dank«, sagte ich schwach. Er nickte. »Sie sind sicher. Niemand weiß, wo Sie sind. Und ich halte im Shepheard’s Hotel Ausschau nach Ihrer Schwester. Es ist wirklich ganz einfach.«
    »Ich weiß, aber… nun ja, ich meine…« Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich je zuvor so um Worte gerungen hatte. Ich fröstelte in dem warmen Zimmer. Ich wußte nicht, was mir größeres Grauen verursachte: Johns Tod oder die Aussicht, daß mir in meiner derzeitigen Lage das gleiche widerfahren könnte. In meiner beruflichen Praxis als Operationsschwester war ich dem Tod in vielerlei Gestalt begegnet. Ich hatte den Tod in seiner gräßlichsten, widerlichsten Stunde gesehen. Und als junges Mädchen hatte mich der Tod persönlich getroffen, als er mir meine Eltern und meinen Bruder raubte. Deshalb waren der Tod und ich uns nicht fremd. Doch das hier war anders. »Waren Sie in ihn verliebt?« hörte ich eine sonderbare Stimme fragen.
    Ich starrte Achmed Raschid ausdruckslos an. In meinem ganzen vorausgeplanten, wohlgeordneten und durchorganisierten Leben war ich niemals in irgendeinen Mann »verliebt« gewesen. Ich hatte mir auch niemals ernstlich die Frage gestellt, obwohl alle meine Freunde bereits zahllose »Liebesgeschichten« hinter sich hatten und obgleich jedermann von mir erwartete, daß ich schon längst den richtigen Mann gefunden hatte und wahrscheinlich bald heiraten würde. Doch es hatte sich für mich einfach nie so ergeben, und ich erklärte es mir stets mit meiner Vorliebe für ein zurückgezogenes Dasein. Und jetzt, da ich in diesem halbdunklen Raum mit den verblichenen Tapeten und der arabischen Musik im Hintergrund stand und in die Augen dieses mir völlig Fremden blickte, da zog ich plötzlich meine ganze Vergangenheit in Zweifel.
    »Nein, ich war nicht in ihn verliebt gewesen, aber es tut mir leid, daß er tot ist.«
    »Er ist bei Allah.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Gute Nacht, Miss Harris.«
    »Ja«, flüsterte ich, »und danke.«
    »In Ägypten sagen wir schukran. «
    » Schukran.«
    »Affuan und gute Nacht.«

9
     
     
     
    Der Ruf zum Morgengebet weckte mich. Ich fuhr vor Schreck zusammen und riß die Augen auf. Dann blieb ich regungslos liegen, bis ich mich erinnerte, wo ich war. Licht drang durch die Lamellen der geschlossenen Fensterläden ins Zimmer, frisches Morgenlicht, das auch Straßenlärm und Stimmengewirr von unten zu mir herauftrug. Ich lag da und lauschte dem wie ein Klagelied klingenden Singsang des Muezzins, während ich meine wirren Gedanken ordnete. Das erste, was mir in den Sinn kam, war, daß dieses Bett, in dem ich da lag, äußerst bequem war und daß ich mich gut ausgeruht fühlte. Mein nächster Gedanke galt John Treadwell, zuerst mit Trauer, dann mit Ärger. Mein Ärger verwandelte sich in

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