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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Wenn sie mit Ihnen spricht und Sie verstehen nicht, sagt sie ma’alesch, weil es nicht wichtig ist. Alles, worauf es ankommt, ist die Freundschaft.«
    Wie wohltuend einfach das doch war, und wie einfach für ihn. Keine komplizierten Beziehungen, keine Analyse der eigenen Gefühle, kein Nachsinnen darüber, welche Bedeutung einem anderen zukam. Nur schlichte und einfache Freundschaft. Ich fragte mich, ob er wirklich daran glaubte.
    »Andere Worte, die Sie oft hören werden, sind ahlan wa sahlan und muhallabeya. Das erste heißt einfach ›willkommen‹. Sie werden in Kairo viele Leute treffen, die Ihnen ahlan wa sahlan zurufen, und wörtlich meinen sie damit ›willkommen und Friede sei mit dir‹. Muhallabeya bedeutet das hier.« Er tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Schläfe. »Es heißt, jemand ist verrückt. Muhallabeya ist eine Süßspeise, die wir aus Reis bereiten und die sehr beliebt ist. Wenn wir denken, daß jemand verrückt ist, sagen wir, er hat Brei im Kopf.« Ich lachte ein wenig. »Es ist doch überall dasselbe.«
    »Wie interessant.«
    »Ja«, ich rutschte auf der Couch hin und her, »ich glaube schon.« Jetzt hüllten wir uns beide in Schweigen, und es entstand eine peinliche Stille. Zumindest besaß er so viel Anstand, daß er aufhörte mich anzustarren, aber ich hatte den Eindruck, daß ihm noch hundert Fragen auf der Zunge lagen. »Sie müssen mir bitte verzeihen, Miss Harris, aber ich bin bisher mit so wenigen Amerikanern zusammengetroffen.«
    Ich drehte mich überrascht um.
    »Sie wirken seltsam auf mich. Nun… vielleicht ist das nicht der richtige Ausdruck. Aber in Ägypten haben wir auf privater Ebene wenig Kontakt mit Amerikanern. Für den Mann auf der Straße sind Amerikaner Leute, die in eleganten Luxusbussen von einem Hotel zum nächsten fahren. Sie schlendern selten über unsere Gehsteige oder besuchen unsere Geschäfte. Sie wohnen im Hilton und fahren im Bus zum Khanel-Khalili-Basar. Sie begeben sich in ihrem Bus zur Zitadelle und zu den Pyramiden. Und sie essen in europäischen Restaurants. Sehr wenige unter uns haben die Gelegenheit, mit Ihresgleichen zu sprechen.«
    Wieder dieser unverwandte, freimütige Blick. Ein betörender Blick, um es gelinde auszudrücken, aber ich würde ihm nicht erliegen. »Sicherlich wäre ein wenig kultureller Austausch interessant, Mr. Raschid, aber im Moment bin ich einzig und allein daran interessiert, zu erfahren, was Sie über Adele und diese Schakal-Geschichte wissen.«
    Seine Gesichtszüge blieben in einem halben Lächeln erstarrt und veränderten sich nicht im geringsten bei dem Ton, den ich anschlug. »Ich habe das Recht, es zu erfahren«, fügte ich entschieden hinzu. Worauf Achmed Raschid mir direkt in die Augen schaute und nur sagte: »Vertrauen Sie mir.«
    Wie einfach! »Vertrauen Sie mir«, sagte er, als ob damit alles geregelt wäre. Und war es eigentlich ein freundliches Ersuchen oder ein Befehl? Bat er mich oder gebot er mir? Möglicherweise war es auch nur ein rhetorischer Schnörkel und gehörte zu seinem reichen Wortschatz an Liebenswürdigkeiten. »Ich kann nicht«, erwiderte ich. Wir schwiegen für einen weiteren langen Augenblick, während dem ich im Hintergrund wieder die leisen Dissonanzen ägyptischer Musik vernahm. Es waren unterschwellige Klänge, die diesem fremdländischen Schauplatz einen kaum merklichen Hauch vollendeter Exotik verliehen.
    »Sie werden mir schon noch vertrauen«, gab er schlicht zurück. Ob ich ihm seine selbstsichere Zuversicht verübelte oder ob ich in meiner Wut darüber, von John Treadwell manipuliert worden zu sein, noch immer Überreaktionen zeigte, vermag ich nicht zu sagen. Doch als Achmed Raschid versuchte, mich dazu zu bringen, ihm zu vertrauen, und mich von seiner Aufrichtigkeit zu überzeugen, bekämpfte ich ihn. »Sagen Sie mir, was los ist.«
    Die kleinste Andeutung eines Lächelns zeigte sich in den Fältchen seiner Augenwinkel. »Ist es so wichtig, das zu wissen? Reicht es nicht, daß ich daran arbeite, daß Sie in Sicherheit sind und daß wir uns alle in Allahs Händen befinden?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Achmed Raschid fuhr fort mich zu fixieren. Was war es nur, das da hinter seinen Augen zu liegen schien? Welches Geheimnis? Oder hatte ich einfach zu viele Romane gelesen, zu viele Filme gesehen? Er war ein Mann, nichts weiter. Und in meinem Leben hatte ich schon viele Männer getroffen, im Beruf und natürlich auch im Privatleben, und ich hatte über den Rand von Operationsmasken

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