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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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auf der Straße wurden schon länger, als Achmed Raschid endlich in die Wohnung kam. Es überraschte mich nicht, daß ich eine Mischung aus Erleichterung und Freude empfand, ihn zu sehen, denn ich betrachtete ihn als meine einzige Verbindung zur Außenwelt und – hoffentlich – zu Adele. Ich vertraute ihm immer noch nicht, aber schließlich war er alles, was ich hatte.
    Seine erste Reaktion, als er uns zusammen sah, war Überraschung, die sich schnell in ein Stirnrunzeln verwandelte. Asmahan sprang auf, rannte zu ihm hin und küßte ihn auf die Wange. Und dann plapperte sie in aufgeregtem Arabisch los, begleitet von lebhaftem Gebärdenspiel. Er nickte und antwortete hin und wieder mit einzelnen Worten, wobei er ein- oder zweimal zu mir herüberschaute, die ich stumm auf der Couch saß. Endlich, als Asmahan der Atem auszugehen schien, schob Achmed Raschid sie sanft beiseite und kam auf mich zu. »Es tut mir aufrichtig leid, Miss Harris, daß dies passieren mußte. Was für ein Schreck muß es für Sie gewesen sein!« Ich richtete einen verwirrten Blick auf Asmahan. »Ich bat Asmahan herzukommen, Miss Harris, um Ihnen Gesellschaft zu leisten, denn es ist einsam für Sie. Aber ich hatte ihr gesagt, sie solle erst heute abend kommen, wenn ich wieder hier wäre. Doch Asmahan war zu begierig darauf, Ihnen zu helfen und Freundschaft mit Ihnen zu schließen. Ich erklärte ihr, Sie seien eine Besucherin unseres Landes, die Hilfe nötig habe, und in ihrer übereilten Gastfreundschaft kam Asmahan zu früh. Ich hätte Ihnen ihr Kommen angekündigt. Welch ein Schreck muß es für Sie gewesen sein, als sie so urplötzlich auftauchte!«
    »Allerdings.«
    »Dann verzeihen Sie mir, denn es war meine Schuld.« Sehr gewandt, dieser Mann. »Schon gut. Sie brachte es fertig, mir den Eindruck zu vermitteln, daß sie es gut mit mir meint. Doch zuerst wußte ich, ehrlich gestanden, nicht, was ich tun sollte.«
    Achmed Raschid lächelte – dieses einnehmende, entwaffnende Lächeln. »Nun gut, jetzt werden wir erst einmal Tee trinken.« O Gott! Ich sprang auf. Offensichtlich bestand die Antwort der Ägypter auf jedes Problem darin, Tee zu bereiten. »Mr. Raschid, bitte berichten Sie mir, was Sie heute herausgefunden haben. Oder gibt es überhaupt nichts zu berichten?«
    »Ich muß Ihnen sagen, daß es mir wiederum leid tut, denn wir haben nichts in Erfahrung bringen können.«
    Haben Sie sich überhaupt bemüht? wollte ich am liebsten sagen, aber ich hielt meine Zunge im Zaum. »Und jetzt wollen wir essen. Sie sind sicher hungrig.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    Er und Asmahan wechselten ein paar Worte auf arabisch, worauf sie kehrt machte und in die Küche eilte. Mein »Gastgeber« lächelte mir zu und meinte: »Asmahan möchte gerne etwas Besonderes für Sie zubereiten. Ich habe sie nicht darum gebeten, aber es ist ihre Art, Sie in Ägypten willkommen zu heißen.«
    Kaum hatte er zu Ende gesprochen, da erschien sie auch schon wieder mit ihrer Handtasche und einer Papiertüte unter dem Arm. Ein paar Worte auf arabisch, und schon war sie aus der Wohnungstür. »Miss Harris, bitte nehmen Sie doch Platz.«
    »Gibt es denn gar nichts Neues? Das Shepheard’s Hotel? Die Visumkontrolle? Können Sie mir gar nichts sagen?«
    »Ich kann verstehen, wie Ihnen zumute ist, Miss Harris, und ich wünschte sehr, ich könnte Ihnen gute Nachrichten bringen. Aber es gibt nichts. Noch nicht.«
    Wieder eine Enttäuschung. Aber sie traf mich nicht mehr so hart. Vielleicht gewöhnte ich mich bereits daran.
    »Wie haben Sie und Asmahan sich verständigt?« erkundigte er sich. Mr. Raschid saß neben mir auf der Couch. Als er sich einmal nahe zu mir hinüberbeugte, nahm ich den schwachen Duft von Rasierwasser wahr. Seine Augen schienen mich eingehend zu mustern. »Ich weiß wirklich nicht. Sie sprach nicht viel Englisch, und ich kann kein Wort Arabisch.«
    »Aber das stimmt doch nicht! Sie können schukran und sabah sagen. Und wenn Sie nicht verstehen, dann sagen Sie ma fhimtisch. «
    »Asmahan wiederholte oft ein Wort. Ma’alesch. Was bedeutet es?«
    Zu meiner gelinden Überraschung lachte er. »Es ist das wichtigste Wort im Arabischen! Es bedeutet ›macht nichts‹.«
    »Oh!« Auch ich mußte nun lachen.
    »Wenn Sie nicht verstehen oder nicht verstanden werden, dann macht das für Araber nichts aus. Es gibt etwas Wichtigeres als Worte. Es gibt Freundschaft. Sie und Asmahan sind jetzt Freundinnen, obwohl Sie keine gemeinsame Sprache besitzen. Verstehen Sie?

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