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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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seine Worte zu überlegen, bevor er antwortete: »Sie sind tatsächlich weder das eine noch das andere, Miss Harris. Sie sind hier unter meinem Schutz. Das heißt unter dem Schutz der ägyptischen Regierung. Der Ernst der Lage zwingt mich dazu, größte Vorsicht walten zu lassen. Ich kann Sie Ihr Telefonat nicht führen lassen.« Ich biß mir auf die Unterlippe. Aus irgendeinem Grund entwickelte ich ein verzweifeltes Bedürfnis, mit Dr. Kellerman zu sprechen, ihm mitzuteilen, wo ich war, seine Stimme zu hören, meine Hand nach ihm auszustrecken… Gerade da kam Asmahan herein und verkündete auf arabisch, daß unser Abendessen fertig sei.
     
     
    Ich genoß das Mahl in vollen Zügen. Ich hatte keine Ahnung gehabt, daß ich so hungrig war und daß ägyptisches Essen so köstlich sein konnte. Und auch die Gesellschaft war entzückend. Während der ganzen Mahlzeit pflegte Asmahan eine leichte, vergnügte Unterhaltung, ebenso natürlich, als verstünde sie Englisch genauso gut wie Arabisch. Achmed Raschid saß zwischen uns, dolmetschte und ließ mich die Namen aller Speisen, die wir aßen, nachsprechen. »Aisch baladi«, erklärte er, indem er einen runden Brotfladen nahm und ein Stück davon abriß. »So essen wir ful wa ta’ameya.« Und er tunkte es in den Teller mit pikanten, gebratenen Bohnen. Ich tat es ihm gleich und mußte das arabische Wort so oft wiederholen, bis es richtig klang. Wir aßen auch Linsensuppe, schurbet-ads, einen grünen Salat, salata chudra, Schisch Kebab und gebratenes Gemüse und zum Abschluß die Süßspeise, von der er mir erzählt hatte – muhallabeya.
    Als ich Asmahan zu verstehen gab, daß es mir geschmeckt habe, und versuchte, ihr zu danken, warf Achmed Raschid dazwischen: »Wenn uns in Ägypten das Essen eines Freundes gemundet hat, dann sagen wir haniyan.«
    So schaute ich Asmahan an und wiederholte: »Haniyan.« Worauf sie antwortete: »Allah yihanniki.«
    »Asmahan hat Ihnen gesagt: ›Möge Gott dir Glück bescheren, dafür, daß du mir dies gewünscht hast. ‹ Sie ist zufrieden, daß Sie zufrieden sind.«
    »Nun, ich freue mich, daß sie sich freut.«
    Wir lachten alle drei – auch Asmahan, als ob sie verstanden hätte –, und dann erhoben wir uns vom Tisch. Als ich Anstalten machte, beim Abräumen zu helfen, wurde mir abermals geduldig erklärt, daß ich als Gast mit einer Tasse Tee im Wohnzimmer auszuruhen habe. »Es ist eine Ehre für Asmahan, daß Ihnen das Essen geschmeckt hat. Sie will nicht, daß Sie zu ihr in die Küche kommen.«
    Es dauerte nicht lange, bis Asmahan sich wieder zum Teetrinken zu uns gesellte, und wir verbrachten die folgende Stunde mit einer sehr leichten und müßigen Unterhaltung, die sich im wesentlichen um amerikanische Spielfilme und Filmstars drehte. Während wir plauderten und Achmed Raschid wieder dolmetschte, staunte ich über die Leichtigkeit, mit der ich mich dieser besonderen Situation angepaßt hatte. So ganz und gar nicht wie in meinem gewöhnlichen Leben, meinem privaten, ungeselligen und wohlgeordneten Leben, saß ich hier mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch, trank ägyptischen Tee, als wäre es Coca-Cola, und lachte mit diesen beiden Orientalen, als ob ich sie schon Jahre kennen würde. Erst als ich versehentlich mit dem Ellbogen an dem noch immer unter meiner Bluse verborgenen Elfenbeinstab vorbeistreifte, wurde ich jäh daran erinnert, warum ich hier war, an die Vergänglichkeit des Augenblicks und an die Gefahr, in der ich schwebte. Weil ich von da an ständig an die unangenehme Wirklichkeit meiner Lage dachte, war ich nach einer weiteren Stunde froh, als Asmahan ihr Weggehen ankündigte. Ich hatte wieder das Bedürfnis, allein zu sein. Der Tag war recht lang gewesen, und ich hatte das Gefühl, mich von dem wirklichen Problem abgelenkt zu haben. Ich spürte ein starkes Verlangen nach Ungestörtheit, nach Zeit, um über Pläne nachzudenken, die ich bald für mich machen mußte.
    Achmed Raschid half Asmahan in ihre Weste und schlüpfte dann in seine eigene Jacke. »Ich werde sie nach Hause begleiten und gleich zurückkommen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu beeilen«, erwiderte ich, da ich annahm, daß sie wohl gern eine Weile allein zusammen verbringen würden und daß ich ihre Privatsphäre störte.
    »Ich werde mich nicht beeilen, Miss Harris, aber ich werde nicht lange ausbleiben. Schließen Sie aber bitte die Tür ab, wenn wir gegangen sind.«
    Das tat ich und blieb an der Tür, bis ich ihre Schritte nicht mehr hören

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