Spiel des Schicksals
sie an einen Mann wie Rossiter zu verkaufen, der es dann übernimmt, sie aus Ägypten herauszuschaffen, ja.«
»Und Adele? Was hat sie mit der ganzen Sache zu tun?« Achmed Raschid zuckte die Schultern. »Das kann ich nicht sagen. Möglicherweise ist ihr gar nicht bewußt, was da eigentlich vor sich geht. Vielleicht hat Dr. Jelks sie dazu gebracht, auf den Khan el Khalili zu gehen, um den Schakal schätzen zu lassen, indem er ihr vorgaukelte, er hätte eine kleine Auswahl der Stücke zum Verkauf. Ich weiß es nicht.«
»Dann fuhr sie aus irgendeinem Grund zu John Treadwell, dann rief sie mich an, und schließlich verschwand sie, nachdem sie mir den Schakal geschickt hatte…« Ich nippte an meinem Kaffee. »Dies ist nur eine Theorie, Miss Harris, aber im Augenblick haben wir leider nicht mehr.«
»Nun, betrachten Sie es doch einmal so: Vielleicht kennt Adele diesen Jelks überhaupt nicht. Vielleicht fand sie den Schakal oder kaufte ihn in Luxor.«
»Warum ist sie dann aber nach Rom gereist, um sich mit Mr. Treadwell zu treffen?«
»Was führt Rossiter eigentlich im Schilde? Warum ist er auf ihren Handel in Rom nicht einfach eingegangen und hat sich das Zeug geholt? Was ist geschehen?«
»Wir wissen es nicht. Sie zeigte John Treadwell den Schakal wahrscheinlich als Beweisstück für die großen Schätze, die sich noch in dem Grab befinden. Dann machte sie sich aus dem Staub, und wir wissen nicht, warum. Als Sie mit dem Schakal in Rom auftauchten…«
Ich lächelte schwach. »Ich weiß, was Sie gedacht haben müssen. Es tut mir leid, daß ich Sie so garstig behandelt habe, Mr. Raschid. Ich wünschte nur, Sie hätten mir eher davon erzählt.«
»Wie hätte ich das tun können? Zuerst, in Rom, traute ich Ihnen nicht. Ich war nicht sicher, ob Sie Adele Harris’ Schwester waren. Sie hätten genausogut eine Person sein können, die mit Arnold Rossiter zusammenarbeitet, besonders, da Sie mit John Treadwell angereist kamen. Aber nach dessen Ermordung und nachdem ich Sie zu mir nach Hause gebracht hatte, begann ich Ihnen zu glauben. Und jetzt bin ich mir sogar ganz sicher, daß Sie die Wahrheit sagen.«
»Danke.« Ich seufzte erleichtert auf und sah mich um. Außer uns hatten sich nun noch ein paar weitere Fahrgäste in den Speisewagen begeben und plapperten munter darauf los. Der Zug machte einen kurzen Halt an einem Ort namens Dendera. Auf meiner Armbanduhr war es sieben.
»Was werden wir als erstes tun, wenn wir in Luxor ankommen, Mr. Raschid?«
»Zuerst müssen wir uns ein Hotel suchen. Dann werden wir die beiden Männer abholen, die in Luxor für mich arbeiten. Wir werden sehen, ob sie Ihre Schwester gefunden haben und uns sagen können, wo sie sich aufhält. Wenn nicht, werden wir selbst ein paar Nachforschungen in den Basars von Luxor anstellen.«
Ich schüttelte den Kopf. Was hatte sich alles in kaum mehr als einer Woche in meinem Leben verändert. Noch vor kurzem, im OP des Santa-Monica-Krankenhauses hätte ich mir nicht vorstellen können, in einem Zug das Niltal hinauf zurattern. Diese beiden Welten waren so weit voneinander entfernt, als ob sie sich auf verschiedenen Planeten befinden würden.
»Ich bin nervös. Arnold Rossiter wird sich gewiß auch in Luxor herumtreiben. Sagen Sie mir eines, Mr. Raschid. Warum waren diese Verbrecher sowohl hinter meinem Schakal als auch hinter mir her? Ich meine, warum haben die mein Zimmer danach durchsucht?«
»Sie müssen gedacht haben, er gäbe ihnen einen Hinweis auf die genaue Lage des Grabes. Bestimmte klimatische Verhältnisse können auf antiken Gegenständen ihre Spuren hinterlassen und etwas über die Lage der Grabstätte verraten. Oder möglicherweise könnten sie durch die Art der künstlerischen Bearbeitung des Schakals auf die Dynastie schließen, was ihnen auch einen Anhaltspunkt geben würde. Die verschiedenen Dynastien bestatteten ihre Toten in unterschiedlichen Regionen. Diese Räuber, Miss Harris, suchen nach dem Grab, nicht nach Ihnen oder Ihrer Schwester. Sie folgen Ihnen nur, um Ihre Schwester zu finden, die sie dann, wie sie hoffen, zum Grab führen wird.«
»Ebenso wie Sie.«
»Ja.«
»Und wenn das Grab erst einmal gefunden ist?«
»Dann hätten sie keine weitere Verwendung mehr für Sie.«
»Aber ich könnte den Behörden Mitteilung machen.«
»Nur, wenn Sie noch am Leben wären.«
Seine Worte stellten keine Überraschung dar. Zu diesem Schluß war ich bereits selbst gelangt. Wenn Arnold Rossiter das Grab ohne mich fände, dann
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