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Spiel des Schicksals

Spiel des Schicksals

Titel: Spiel des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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so daß Achmed Raschid wieder nur ein Klopfzeichen weit von mir entfernt war. Das Zimmer gefiel mir auf Anhieb: Es war hell und luftig und besaß eine topmoderne Sanitärausstattung. Das Bad war neu und sauber mit frischen Handtüchern, die die Aufschrift »Upper Egypt Hotels Co.« trugen. Und erst die Aussicht! Die Aussicht! Sie verschlug mir den Atem! Aus der Höhe überblickten wir den graublauen Nil und konnten auf unserer Rechten den gut erhaltenen Tempel von Luxor sehen. Auf der linken Seite stand das braune Winter Palace, früher das Hotel, in dem man wohnte, wenn man Luxor besuchte, heute nur noch die Herberge, die man aufsuchte, wenn das New Winter belegt war. Die Stadt Luxor selbst erstreckte sich hinter uns zur Wüste hin und einige Kilometer nilauf- und nilabwärts. Sie ging jedoch nicht über den Fluß hinweg wie manche anderen Städte, denn an dieser Stelle führt keine Brücke über den Nil, ganz so wie zu Zeiten der alten Ägypter, die ebenfalls hier, auf dieser Seite, lebten und die andere Seite den Toten vorbehielten. Dort drüben, auf dem Westufer, befanden sich einige der grandiosesten Monumente der Welt. Ich stand mit Achmed Raschid auf diesem Balkon wie jemand, der gerade aus einem langen, tiefen Schlaf gerüttelt worden ist. Ich konnte lange nicht sprechen. Statt dessen verweilte mein Blick auf den grünen Palmen und den üppigen Flußufern, und ich horchte auf das Getrappel der Pferdekutschen, die unten vorbeifuhren. Vom Verkehr wurden wir hier kaum gestört. Alle Leute waren entweder Fußgänger oder bewegten sich auf Pferd oder Esel fort. Direkt unter uns befand sich der herrlich angelegte hoteleigene Garten, dann kam die gepflasterte Straße und schließlich der Nil. Auf dem Fluß trieben die allgegenwärtigen Feluken, deren dreieckige Segel sich in der Morgensonne abzeichneten. Ein großes Flußschiff lag vertäut am Ufer, eines von denen, die Touristen mit Zeit und Geld auf gemütlichen Vierzehntages-Kreuzfahrten von Kairo nach Assuan befördern. Zwei geräumige Fähren waren aneinander festgemacht und warteten auf Besucher des Tals der Könige.
    Wo ich auch hinschaute, bot sich mir ein erfreulicher Anblick. Als ich so dastand, mich von der kühlen Brise erfrischen ließ und Achmed Raschids Erklärungen lauschte, vergaß ich für eine Weile die gefährliche Arbeit, die vor uns lag.
    Dann erinnerte er mich: »Auf dieser Seite befinden sich die berühmtesten Ausgrabungsstätten Ägyptens: der Tempel der Hatschepsut, die Kolosse von Memnon, das Tal der Königinnen, das Tal der Könige…«
    »Ist das die Gegend, wo sich Paul Jelks aufhält?«
    »Das stimmt, dort sollte er sich aufhalten, jedenfalls hat er dafür die Genehmigung erhalten. Auf alle Fälle werden wir sein Camp dort finden.«
    »Und Adele auch?«
    »Das hoffe ich.«
    »Und dieses verdammte Grab?« Er senkte den Kopf und sah zur Seite.
    »Warum sind Sie nicht gleich von Anfang an hierher gekommen?«
    »Das hätte ich getan, wenn Sie nicht aufgetaucht wären. Zuerst mußte ich Ihrer Schwester nach Rom folgen, und dort wollte ich sie verhören. Als sie aber verschwand, mußte ich einen neuen Plan entwerfen. Doch dann erschienen Sie in Begleitung von John Treadwell, und ich war mir sicher, ich könnte Ihnen zu Ihrer Schwester folgen. Nun hat es sich aber so ergeben, daß ich sie durch meine beiden Agenten hier zuerst gefunden habe.«
    »Und ich bin Ihnen zu meiner Schwester gefolgt.«
    »Wie es aussieht, ja.«
    »Sind Sie diesem Paul Jelks je begegnet?«
    »Nein, aber meine Abteilung hat sein Foto und eine Akte mit seinen Referenzen. Beides stammt aus der Zeit, als er seine Genehmigung beantragte, und ich habe die Akte eingesehen.«
    »Wenn er mit Ihrer Kenntnis und Billigung eine Ausgrabung durchführt, wie konnte er dann erwarten, daß sein Fund ein Geheimnis bleiben würde?«
    »Er hätte überhaupt nicht graben dürfen; dafür ist ihm keine Genehmigung erteilt worden. Er bekam lediglich die Erlaubnis, in den bereits entdeckten Gräbern zu fotografieren. Manche sind noch nicht vollständig dokumentiert, und die Wandgemälde könnten durch die veränderten klimatischen Verhältnisse, die der Bau des Assuan-Staudamms mit sich gebracht hat, Schaden nehmen.«
    »Wie konnte er graben, ohne daß Sie davon wußten?«
    »Es handelt sich um eine unübersichtliche Wüstengegend. Wir können nicht ständig überall sein. Er konnte zwar nicht im Tal selbst graben, aber woanders wäre es durchaus denkbar.« Ich blickte hinüber zu dem

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