Spiel des Schicksals
der Verbrecher, hinter dem Sie her sind?«
»Das weiß ich nicht. Aber wir haben ein entschiedenes Interesse daran, Arnold Rossiter zu fassen, dem wir seit drei Jahren auf den Fersen sind und der uns immer wieder entwischt ist. Er hat mehr als einmal gemordet, um unsere wertvollen Kunstgegenstände aus Ägypten herauszuschmuggeln. Ihm muß das Handwerk gelegt werden.«
»Glauben Sie, er arbeitet für diesen Paul…«
»Jelks. Wir können nur Vermutungen anstellen, obgleich ich es nicht denke. Ich begann meine Ermittlungen vor ein paar Wochen, als meiner Behörde zu Ohren kam, daß eine junge Frau – Ihre Schwester – die Antiquitätenhändler im Khan el Khalili aufsuchte und sich nach dem Wert eines gewissen Elfenbeinschakals erkundigte. Sie wollte ihn nicht verkaufen, sondern nur den Preis dafür wissen, was äußerst merkwürdig ist. Es war fast so, als wollte sie die Händler registrierter Antiquitäten dazu verleiten, etwas anderes als den Schakal zu kaufen. Als ob der Schakal nur, wie soll ich mich ausdrücken, ein Köder wäre. Natürlich war meine Behörde an dem Fall interessiert, um so mehr, als meine Informanten auf seine Echtheit hinwiesen. Normalerweise sind nur wenige solcher kostbaren Stücke im Umlauf. Sie wollte niemandem verraten, woher sie ihn hatte. So fragte ich herum und verfolgte die Spur Ihrer Schwester bis nach Rom, wo sie im Hotel Palazzo Residenziale mit John Treadwell Kontakt aufgenommen hatte. Ich konnte beobachten, wie sie ihm den Schakal zeigte, und dann unterhielten sich die beiden eine Weile. Ich plante bereits, sie anzusprechen, doch da war sie plötzlich verschwunden und mit ihr John Treadwell. Ein paar Tage später kamen Sie, Miss Harris, nach Rom. Und es ist doch wohl ganz natürlich, daß ich neugierig war, welche Rolle Sie bei der ganzen Sache spielten.«
Ich nickte stumm. »Was hat das nun alles zu bedeuten?«
»Ich kann nur eine Hypothese aufstellen, Miss Harris, aber ich glaube, daß sie der Wahrheit ziemlich nahe kommt. Ihre Schwester muß sich in Luxor mit Paul Jelks angefreundet haben und arbeitet nun mit ihm. Arnold Rossiter ist scharf auf das, was Paul Jelks zu verkaufen versucht. Und Sie sind, glaube ich, mitten hineingeraten.«
»Aber was, wenn nicht den Schakal, versucht Paul Jelks zu verkaufen?«
»Wir vermuten«, er dämpfte die Stimme und sah sich um, »wir vermuten, daß es um den Inhalt eines neuentdeckten Grabes geht.« Ich rührte gedankenverloren in meinem Kaffee, bis er kalt war. Das Geratter des Zuges klang weit entfernt. Das leuchtende Grün und Gelb der Landschaft raste unbeachtet an meinem Fenster vorbei. Ich versuchte mich zu erinnern, was ich über altägyptische Grabmäler gelesen hatte.
Dann schaute ich verwirrt zu Achmed Raschid auf. »Ich habe nichts davon gehört, daß man ein neues Grab entdeckt haben soll.«
»Aber das ist es doch gerade, verstehen Sie nicht? Es ist ein Geheimnis. Es weiß überhaupt niemand davon. Aber ich bin mir nicht einmal sicher, ob das alles genau so stimmt.«
»Sie meinen, es sei ein Grab gefunden worden, und die Entdecker hätten es für sich behalten?«
»Das nehmen wir an.«
»Aber warum sollten sie es geheimhalten?«
»Möglicherweise, damit der Entdecker die Grabbeigaben an einen Mann wie Arnold Rossiter verkaufen und sich dadurch bereichern kann.«
»Aber Jelks könnte die Antiquitäten doch genausogut selbst verkaufen, oder? Warum benutzt er dazu Rossiter?«
»Weil alles, was in der ägyptischen Wüste gefunden wird, dem ägyptischen Volk gehört, Miss Harris. In der Vergangenheit gab es einen Massenexport ägyptischer Schätze in die Museen der ganzen Welt, während unser eigenes Land nichts oder nur sehr wenig davon sah. Seither sind neue Gesetze geschaffen worden, und Männer wie ich sind dazu da, über die Einhaltung dieser Gesetze zu wachen. Wir wollen nicht, daß unser Erbe ins Ausland verschoben wird, während wir es stolz selbst und zum Nutzen unseres eigenen Volkes herzeigen könnten. Wenn eine Ausgrabung stattfindet, so geschieht dies unter dem schützenden Auge der ägyptischen Regierung. Und von der Behörde für Altertümer wird über alles entschieden, was unser Land verläßt. Selbstverständlich gibt es skrupellose Leute, die diese Gesetze ignorieren und versuchen, unser Erbe zu stehlen – für eine Menge Geld, versteht sich.«
»Sie denken also, Paul Jelks hat ein Grab gefunden wie das von Tutenchamun und versucht nun, die Schätze außer Landes zu schmuggeln?«
»Oder zumindest,
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