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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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machen und nenne es Stash 2 , das werde ich tun!«
    Lydia ließ sich zu Katie, Caroline und mir auf den Boden sinken und wedelte mit dem Negligé. »Stash glaubt, nur weil ihm das ganze Land um mein Haus gehört, kann er tun, was er will. Also, wirklich! Als ob ich so was anziehen würde!«
    »Sei froh, dass du überhaupt so was bekommst.«
    Die Worte fielen wie kleine Marschflugkörper aus Katies Mund, mit Verbitterung gesprochen. Alle schauten sie an, und sie schlug die Hände vor den Mund. »Oje! Du liebe Güte! Ich wollte nicht so neidisch klingen. Mein Mann und ich sind
natürlich längst über diese Phase hinweg. Seht mich doch an! Ich würde ja gar nicht reinpassen.« Sie lachte hohl, voller Scham.
    Lydia warf das Negligé über die Schulter, es landete als seidiges Häufchen auf dem Boden. »Ich freue mich, dass wir heute die Nacht über die Macht der Brüste haben! Ein Negligé ist in Wirklichkeit ein Geschenk für den Mann. Für seinen Spaß!« Sie beugte sich vor und schüttelte Katies Schultern. Die Kerzenflamme war nur Zentimeter von ihrem wallenden grauen Haar entfernt. Ich zog die Kerze fort, damit sie nicht Tante Lydias Haar in Brand steckte, ohne dass sie es merkte.
    »Glaubt ihr, dass Frauen,
richtige Frauen
, wie Nutten aussehen wollen? Spitze ist unbequem. Juckt mir im Schritt. Davon bekomme ich vor Wut einen Ausschlag! Diese Negligés rutschen sofort den Hintern hoch, und keine Frau sollte einem Mann ihre Oberschenkel von hinten zeigen, wenn sie die sechzehn überschritten hat. Seht euch das an! So was machen Männer mit uns! Sie geben uns das Gefühl, Sexualobjekte zu sein, die die Männer glücklich machen, ihnen zuhören und sie bedienen müssen!«
    »Stimmt«, sagte Katie. Ihre braunen Augen schossen zum Negligé hinüber. Sie schluckte. »Wir brauchen so was nicht. Das ist echt albern. Wir sind kein Spielzeug. Es ist schon albern, dass es Frauen gibt, die so was freiwillig tragen.«
    »Na klar!« Unsere furchtlose Anführerin reckte beide Fäuste in die Luft. Wir schauten sie ein wenig eingeschüchtert an. »Sie fahren in Treckern vor und werfen uns Unterwäsche vor die Füße, die wir für sie tragen sollen. Wir sollen uns richtig billig vorkommen, uns die Brüste bis unters Kinn schnüren und ihre Mickerdinger kitzeln. Und anschließend sind sie weg! Und unsere Brüste sind spirituell immer noch im Tiefschlaf. Tot.«
    »Amen, so sei es. Tote Brüste im Tiefschlaf, meine ich.« Die Tür schlug auf, und eine Frau kam herein, stellte drei Weinflaschen
auf die Küchentheke und öffnete fachkundig eine davon. Ich nahm an, dass es sich um Lara Keene handelte, die Frau des Pfarrers.
    Lara nahm fünf große Kelchgläser aus dem Schrank. Sie hatten die Form von Orks. Jedes Orkglas füllte sie bis zum Rand. »Gelobt sei Gott, dass ich Mrs.Ellensby nicht umgebracht habe.«
    Wie bitte?
    Lara reichte jeder von uns ein Glas, mich grüßte sie mit einem Nicken und einem flüchtigen Lächeln. »Sie hat mich angerufen und gebeten, dass ich ihr aus der Bibel vorlese, aber dann musste sie mal ›kurz den Raum verlassen‹, um am Telefon für 5489 Dollar bei Pottery Avenue zu bestellen. Während ich Psalme vorlas – auf ihre Bitte, wohlgemerkt –, teilte sie mir mit, sie sähe keinen Grund, eine Wohltätigkeitsveranstaltung für ein neues Kirchendach zu organisieren. Dabei ist im Klassenzimmer der Vorschulkinder ein riesiges Loch im Dach.«
    Lara imitierte die hohe Stimme der Frau, griff sich an den Hals und zerrte an der Haut. »Wir brauchen kein neues Dach. Wir müssen zu Gott beten und ihn fragen, was wir brauchen. Gott wird uns das geben, was nötig ist, das ist sein Wille, und ich weiß, dass Gott sagen wird, die Kirche ist in Ordnung. Ich weiß, wie Gott das sieht! Die Leute in dieser Stadt haben kein Geld!« Laras Stimme stieg noch einmal um mehrere Oktaven, schrill wie die eines Fischweibs. »Wir kommen so gerade zurecht, Lara. Wirklich. Ihr jungen Pfarrer, ich wollt immer alles haben. Ich könnt alles gebrauchen. Und immer sofort.«
    Lara ließ sich links von mir nieder und trank einen sehr großen Schluck Wein. Das Glas war nur noch halb voll, als sie es absetzte. »Ich habe ihr gesagt, die Kinder hätten Schwierigkeiten, sich auf die Bibelverse zu konzentrieren, wenn das Wasser an den Wänden herunterliefe, und sie meinte: ›Ich werde für Sie beten, Mrs.Keene. Dass Sie mit Gott wachsen und nicht gegen ihn. Leiden macht uns zu besseren Menschen. Wenn wir
leiden, opfern wir uns für die anderen.

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