Spiel mir das Lied vom Glück
sie ihn schmecken. »Ein wunderschöner Name, wirklich. Und du bist entkommen!
Du bist frei!
«
»Leise, meine Damen, leise!«, befahl Lydia und atmete tief ein. Das Kerzenlicht umspielte ihre weichen Konturen. Nach Laras Ausspruch, ich sei entkommen, hatten wir eine kurze Auszeit vom Erwecken unserer Brüste genommen. Wir sprachen über unsere eigenen kleinen Fluchten. Robert erwähnte ich nicht. »Versetzt euch in eure innerste Seele, in eure Brüste. Los! Kommt, taucht ein in den Rhythmus eures Körpers, fallt ein in euren inneren Takt, keine falsche Scheu!«
Vielleicht lag es am Wein, aber ich war kein bisschen verlegen, als ich zuerst meinen Pulli, dann meinen BH auszog. Fast seufzte ich vor Erleichterung, als meine Brüste von ihrer Knechtschaft befreit wurden. Wenn man einen BH von dieser Größe trägt, fühlt man sich manchmal, als hätte man ein Eisengestell vor den Brustkorb geschnallt.
Ich atmete tief durch und sah mir meine Möpse an, wie befohlen. Sie waren riesig, aber zumindest wiesen die Brustwarzen geradeaus nach vorn. Na los, ihr Nippel!
Ich vermied es, die Brüste der anderen Frauen zu betrachten, wollte ihre Intimsphäre nicht verletzen. Ich hörte, wie BHs aufgehakt und T-Shirts ausgezogen wurden. Die Kerzen flackerten.
»So, und jetzt seht euch untereinander an«, beharrte Lydia.
Ach, du meine Güte! Ich wollte nicht hinschauen. Ich hielt mich zurück, spürte aber die Blicke der anderen auf mir und hob langsam den Kopf. Was soll’s? Als Erstes fiel mein Blick auf Lydias Brüste. Sie waren groß, so wie meine. Hingen etwas mehr hinunter, aber ich fand, sie sahen toll aus.
Carolines waren klein und hübsch. Ob sie wohl in die Zukunft schauen und erkennen konnte, wie ihre Brüste in fünfzig Jahren aussehen würden?
Lara hatte einen ziemlich großen Busen. Sie war wirklich gut ausgestattet. Ich hätte sie um ihren perfekten Vorbau beneidet, aber sie trank schon wieder den nächsten großen Schluck Wein, und weil ich wusste, warum sie trank, konnte ich es ihr nicht übelnehmen.
Ich hätte es auch nicht ausgehalten, mit einem Pfarrer verheiratet zu sein.
Katies Brüste waren noch größer als meine.
Sie musste dasselbe gedacht haben wie ich. »Ich will die Teile schon loswerden, seit ich klein bin«, sagte sie leise.
»Ich auch. Gott hätte mir genauso gut riesige Wassermelonen an die Rippen kleben können«, erwiderte ich.
Katie unterdrückte ein Kichern.
»Meine Damen, wir alle sind eins, vereint in der Schwesternschaft der Frauen. In der Schwesternschaft der Brüste«, sagte Lydia mit tiefer, hypnotischer Stimme und faltete die Hände, als würde sie beten. »Keine Brust ist besser als die andere, sie ist nur anders.« Da war ich anderer Meinung, aber ich hielt
den Mund. »So, meine Damen, jetzt schließt bitte die Augen! Nehmt eure Brüste in die Hand! Spürt die Seele in ihnen, das Herz eures Frauseins.«
Das Herz meines Frauseins war müde und kaputt, dachte ich. Hatte ich überhaupt noch ein Herz?
»Ihr habt Mut in euren Brüsten«, sagte Tante Lydia und hob die Stimme. »Und Stärke. Leidenschaft. Aber wir müssen alles Böse von ihnen fernhalten, auch Männer. Wir müssen ihnen die Freiheit schenken.«
Freiheit für meine Brüste? Wenn sie noch freier wären als in diesem Moment, würden sie davonspringen und einen Freudentanz aufführen. Dennoch nahm ich sie in die Hand. Sie fühlten sich an wie immer. Schwer. Sehr, sehr schwer. Zum achtzigsten Mal fragte ich mich, wie viel sie wohl wogen. Fünf Kilo pro Seite?
»Das Böse der Welt ist um uns, um unsere Brustwarzen«, predigte Tante Lydia. »Wir müssen die Brustwarzen für die Gefahren sensibilisieren, damit wir auf ihre Hilferufe reagieren können!«
Meine Brustwarzen riefen wohl eher, sie wollten an weniger Gewicht hängen.
»Ihr dürft eure Brüste nicht hassen! Macht sie nicht kleiner, als sie sind! Eure Seele sagt euch, ihr sollt sie lieben. Liebt sie! Liebt sie! Liebt sie!«
Wir schwiegen. Ich schloss die Augen, dachte über die Riesenmelonen vor mir nach und versuchte, sie zu lieben, lieben, lieben.
»Ich habe mich tief in meine Seele und meine Brüste versetzt«, rief Lara, »und ich glaube, ich brauche noch mehr Wein.« Sie nahm die nächste Flasche. »Und ein neues Leben.«
»Aber, Lara«, sagte die Hellseherin, und ihr Augenlid zuckte schnell. Sie konzentrierte sich nicht auf ihre kecken Brüste. »Was ist mit Jerry? Er liebt dich, und du –«
»Er liebt den Menschen, für den er mich hält, der
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