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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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dem Kopf und mit einem Gesicht wie ein Skelett heiraten will, der muss wirklich super sein. Ja, Stash, nach zwanzig Jahren sage ich ja. Ich will dich heiraten.«
    Der Jubel, der in dem Moment ausbrach, war so laut, dass sich die Kinder die Ohren zuhielten. Wir konnten nicht aufhören zu jauchzen. Stash holte das Schmuckkästchen hervor und streifte Tante Lydia den großen Diamantring über, und sie musste noch mehr weinen und Stash ebenfalls. Dann nahm er sie in den Arm und wirbelte sie herum.
    Wir tanzten die ganze Nacht.
    Manchmal ist das Leben für einen kurzen Moment wirklich wunderschön.

23
    Als Stash, Tante Lydia, Dean und ich schließlich gingen, schliefen die Kinder auf den Heuballen. Stash und Dean trugen sie zu den Autos und anschließend ins Haus.
    Ein Geschenk galt es noch auszupacken. Es war am Vormittag angeliefert worden. Ich hatte es in meinem Kleiderschrank versteckt.
    Wir brachten die Kinder ins Bett, ich schenkte allen ein wenig Wein ein, dann holte ich das große, flache Paket von Lara hervor und legte es vor Lydia und Stash auf den Korbtisch. Ich muss sagen, dass Lydia mit ihrem kahlen Kopf wirklich königlich aussah. Wenn sie die Chemo hinter sich hätte, würde ich ihr vorschlagen, kahl zu bleiben.
    »Der Ring ist viel zu groß, Stash«, sagte sie und gab ihm einen Kuss. »Viel zu groß. Ich kann ja kaum die Hand heben. Wie soll ich damit Trecker fahren und den Mist von Melissa Lynn wegschaufeln?«
    »Du fährst erst wieder Trecker oder schaufelst Mist, wenn ich es dir sage, Lydia, also immer mit der Ruhe. Außerdem gehst du in fünf Minuten ins Bett, also pack schnell das Geschenk von Lara aus! Die ganzen anderen hundert Geschenke kannst du morgen noch auspacken.«
    Zur Abwechslung schrie Tante Lydia Stash nicht an, er habe ihr gar nichts zu sagen. Voller Freude klatschte sie in die Hände. »Das ist von Lara, von meiner süßen Lara, der Frau, die auf der Suche nach ihrer Seele ist.« Sie riss das Papier auf und erstarrte.
    Stash beugte sich vor, Dean und ich ebenfalls.
    Lara hatte sich selbst übertroffen: Sie hatte ein Bild von Stash und Tante Lydia gemalt, wie sie zusammen draußen auf der Veranda saßen. Stash hatte den Arm um Lydia gelegt, die beiden lächelten und sahen froh und glücklich aus.
    Es war beeindruckend. Diese Ähnlichkeit! Aus dem Gemälde sprachen die Liebe, die Erinnerungen und die Vergangenheit, die die beiden verbanden.
    »Herzlichen Glückwunsch an die mutigste Frau, die ich kenne«, hatte Lara mitten auf das Bild geschrieben. »Ich liebe dich. Lara.«
    »Das ist perfekt«, sagte Tante Lydia mit großer Ehrfurcht. »Sie hat meine Weiblichkeit und deine Männlichkeit genau eingefangen, Stash. Das Testosteron und das Östrogen, das Wesen der Frau und die Seele des Mannes.«
    »Ja«, bestätigte Stash mit rauer Stimme und tätschelte Lydias Hand. Er wischte sich über die Augen. »Das hat sie.«
    Tante Lydia betrachtete das Bild mit seitlich geneigtem Kopf. Neben Stash wirkte sie zerbrechlich. Sie hatte abgenommen, und ihr Körper kämpfte wie von Sinnen, um sie zu retten. Ich wusste, wer der Stärkere sein würde.
    »Es gibt noch etwas, was Lara eingefangen hat, Stash«, sagte Lydia. Ein Lächeln erhellte ihre Züge und verlieh ihrem Gesicht eine Zärtlichkeit, die man nur selten bei ihr sah.
    »Was denn?«
    »Unsere Liebe. Sie hat unsere Liebe eingefangen.«
     
    Es trafen weiter leere Briefe ein. Ich gewöhnte mir an, einmal am Tag schießen zu üben. Mindestens einmal.
     
    Ich wusste, dass er nichts ausrichten konnte, dennoch ging ich zu ihm.
    Carl Sandstrom, der Polizeichef von Golden, hatte schon immer ein wenig einschüchternd auf mich gewirkt. Man erzählte
sich, wenn er einen beim Überqueren der Straße erwischte, bekäme man ein Strafmandat.
    Bei Sandstrom kam keiner davon. Auch nicht der Sohn des Leiters der Feuerwehr, der gerne betrunken Auto fuhr. Auch nicht Allison Baker, die im Supermarkt arbeitete und regelmäßig ihren Mann verdrosch. Als Sandstrom davon Wind bekam, steckte er sie hinter Schloss und Riegel. »Die muss sitzen«, hatte er erklärt. »Wir sperren die Frau so lange ein, bis ihr Mann wieder zu Verstand kommt und sie verlässt. Niemand verdient es, geschlagen zu werden, schon gar nicht der kleine Clark Baker. Der Mann würde keiner Fliege was zuleide tun.«
    Man erzählte sich sogar, Sandstrom hätte einmal seiner eigenen Frau ein Strafmandat ausgestellt, weil sie zu lange auf einem Parkplatz stand, aber niemand wusste, ob das wirklich

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