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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Garrett ist ein guter Mann, Julia. Ich kenne ihn seit Jahren. Ich habe ihn beobachtet, ich habe ihm zugehört. Er liebt dich. Er kann den Blick nicht von dir abwenden, wenn du im Zimmer bist. Er wird dir niemals wehtun.«
    Ich nickte und bekam einen Kloß im Hals, überwältigt von meinen Gefühlen.
    Wie sehr ich meine Tante Lydia liebte!
    »Und ich glaube, er hat große Glocken«, flüsterte sie. »Das ist gut im Bett.«
    Ich musste noch zig Sachen für die Party erledigen und hatte keine Zeit zum Weinen. Auf dem Weg zur Tür wischte ich mir die Augen trocken und befahl mir, mich zusammenzureißen.
     
    »Sehe ich aus wie ein Cowgirl?« Carrie Lynn schaute zu mir auf. Ich musste zugeben, dass sie wirklich toll aussah mit ihrem roten Cowboyhut, dem karierten Hemd, der Jeans und den Cowboystiefeln. Ms. Cutter hatte ihr alles für die Party gekauft und auf die braune Weste »Schlaue Cowgirls lesen Bücher« gestickt.
    »Und wie, meine Süße«, sagte ich und setzte sie auf einen der Strohballen, die strategisch in der Scheune verteilt waren. »Und dein Bruder genauso.« Ich hob Shawn hoch und setzte ihn neben Carrie Lynn, dann machte ich ein Foto von den beiden. Sie lächelten, ohne dass ich sie darum bitten musste.
    Anfangs war es ihnen unangenehm gewesen, wenn Stash, Tante Lydia oder ich ein Bild von ihnen machten. Sie kannten es einfach nicht. Aber sie gewöhnten sich schnell daran.
    An ihre Vergangenheit hatten sie sich jedoch noch nicht »gewöhnt«. Sie hatten noch immer Albträume, dann mussten Stash, Lydia oder ich sie wieder beruhigen. Sie bestanden darauf, in einem Zimmer zu schlafen. Carrie Lynn streckte immer noch unablässig die Hand nach Shawn aus und zog sich oft die Decke über den Kopf. Bei lauten Geräuschen zuckten beide zusammen, und wenn große Männer in der Nähe waren, schienen die Kinder zu schrumpfen.
    Ihre äußerlichen Verletzungen waren zwar verheilt, aber sie wirkten oft nervös, argwöhnisch, verängstigt. Wenn sie in ihr Zimmer gingen, warteten wir einige Minuten, dann stiegen wir hinterher und trösteten sie. Sie lagen dann immer unter der Decke, hielten sich gegenseitig fest und weinten.
    Auf dem Rücken hatten die beiden noch Narben, wo sie ein Freund der Mutter mit einem Gürtel geschlagen hatte, aber die Ärzte meinten, sie würden verblassen. Lydia stellte eine Mischung aus Kräutern und Honig her, die sie den Kindern jeden Abend in die Haut massierte. Wenn sie es nicht konnte, weil die Chemo ihr zu stark zusetzte, übernahm ich diese Aufgabe.
    Zumindest hatten die Kinder gelernt, Stash, Tante Lydia, Katie, Caroline, Dave, dessen Frau Marie und Scrambler zu vertrauen. Scrambler war so lieb zu ihnen wie zu Katies Kindern. Wenn er sie sah, holte er stets seine Gitarre hervor und dachte sich lustige Lieder aus. Er hatte eine unglaublich gute Stimme. Die Kinder liebten ihn heiß und innig.
    Ich machte noch ein Foto. Sie waren so verdammt niedlich.
     
    Als ich am späten Nachmittag den Blick durch Stashs Scheune schweifen lief, atmete ich tief durch.
    Alles war bereit für den großen Schwof.
    Stashs Mitarbeiter hatten Tische und Stühle aufgestellt. Katie hatte gelbe Tischdecken auf die gemieteten Tische gelegt. Dekoriert waren sie mit Kürbissen, Lampionpflanzen, Weizen und Herbstlaub. Katie hatte Vogelscheuchen gemacht und sie in die Heuballen gesteckt. Um die Bühne, die Stashs Arbeiter gezimmert hatten, waren riesengroße Kürbisse gestapelt. Von den Dachsparren hingen gelbe und orange Bänder herab. Hunderte von Lichterketten mit winzigen weißen Lampen waren um Pfeiler und Balken gewickelt. In der Mitte der Scheune hing ein Plakat, das Shawn und Carrie Lynn mit Katies Kindern gemalt hatten. Darauf stand: »Herzlichen Glückwunsch, Lydia!«
    Ich hatte nur zwei Probleme. Zum einen hatte Scrambler versprochen, sich um die Musik zu kümmern, doch hatte ich noch nichts von ihm gesehen. Zum anderen hatte ich seit drei Tagen weder mit Caroline gesprochen noch sie gesehen.
    Katie las meine Gedanken. »Wo ist bloß Caroline?«
    Ich schüttelte den Kopf. Und da hörten wir es: das Röcheln, Husten und Schnaufen von Carolines Auto.
    Wir liefen nach draußen. Sie hatte einen kleinen Anhänger am Auto.
    »Puh! Gerade noch rechtzeitig«, rief sie mit fröhlichem, strahlendem Gesicht. Sie trug ein rotes Kleid, Cowboystiefel und einen Cowboyhut. »Guckt euch mal an, was ich als Mitbringsel besorgt habe!«
    Katie und ich schauten uns fragend an. Katie trug einen Cowboyhut von Scrambler, eine

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