Spiel mir das Lied vom Glück
getöteten Tiere. Und wenn ich in meinem Beruf eines gelernt habe, dann dass das Leid von Tieren die Öffentlichkeit mehr aufbringt als alles andere. Roberts Familie wird die öffentliche Reaktion darauf nicht gefallen.«
Ich bedankte mich und hielt Sandstrom zum Abschied die Hand hin. Er nahm mich in den Arm, Becky ebenfalls.
»Ich schicke Doug zu Ihnen rüber. Geben Sie ihm die Briefe, zeigen Sie ihm, wo Sie die Katze vergraben haben. Das brauchen wir alles, wenn wir den Kerl dingfest machen wollen.«
Später erzählte mir Sandstrom, er hätte umgehend mit einem Bekannten in Boston telefoniert, kaum dass ich den Raum verlassen hatte. Dieser Kollege fand heraus, dass Robert (ohne mein Wissen) von nicht weniger als drei Eliteschulen geflogen war, als Jugendlicher im Jugendvollzug gesessen hatte und wegen tätlicher Misshandlung zweier Frauen kurz davor gestanden hatte, in den Knast zu wandern. Dann verließen die beiden Frauen auf unerklärliche Weise den Staat und weigerten sich, mit den Ermittlern zu sprechen.
»Die Frauen wurden halbtot geschlagen«, sagte der Kollege. »Beide waren eine Woche im Krankenhaus. Gebrochene Rippen, gebrochene Knochen im Gesicht, innere Blutungen. Es war ein Wunder, dass sie nicht starben. Die eine bekam noch ihr Handy heraus und wählte 911 , nachdem er sie unter einer Brücke rausgeworfen hatte, die andere wurde von einem Penner gefunden.«
»Von einem Penner?«, hatte Sandstrom nachgehakt.
»Ja. Der Typ hatte die Frau auf einen Müllhaufen geworfen, hatte wahrscheinlich geglaubt, sie sei tot. Da fand sie ein Penner, der nach was Essbarem suchte. Er wurde hysterisch, anscheinend wurde irgendeine Erinnerung an Vietnam in ihm ausgelöst, aber es gelang ihm trotzdem, Polizei und Krankenwagen hinzulotsen.«
»Und das war es dann?«
»Offensichtlich. Die Familie hat Geld und Einfluss. Der Alte hat die Kandidaten der Republikaner fast eigenhändig in Amt und Würden gebracht. Ohne seine Unterstützung haben die Kandidaten keine Chance. So ist der Sohn davongekommen. Zweimal. Geld wechselte den Besitzer, die Frauen wurden bezahlt, das schmutzige Kapitel geschlossen.«
»So läuft das hier bei uns aber nicht.«
»Kann sein. Wie du meinst. Kurz und gut: Der Kerl hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, und wenn du da eine Frau hast, auf die er es abgesehen hat, dann besorgst du ihr besser einen Schutz. Der Typ ist echt irre.«
Nach dem nächsten Anruf machte sich Sandstrom noch mehr Sorgen. Sein Bekannter hatte die Ermittlungen aufgenommen und herausgefunden, dass Robert Stanfield III vor zehn Tagen unvorhergesehen Urlaub genommen hatte. Seitdem hatte niemand mehr etwas von ihm gesehen oder gehört.
Chief Sandstrom erzählte mir später, als er das vernahm, sei es ihm eiskalt den Rücken heruntergelaufen. Er tätigte weitere Anrufe.
»Sie hat nicht vor, zurückzukommen, oder?«, fragte Jerry Keene, Laras Mann, mit trüber Miene. Die Lampen in Tante Lydias Esszimmer waren heruntergedreht, einige Kerzen auf dem Tisch verbreiteten ein weiches, flackerndes Licht. Doch trotz der sanften Atmosphäre sah ich die kantigen Knochen von Jerrys Gesicht. Seit Lara gegangen war, hatte er abgenommen, und ein hoffnungsloser Blick hatte sich in seinen Augen eingenistet.
Stash, Tante Lydia und ich lasen den Artikel in der Zeitschrift, die Jerry mitgebracht hatte. Seit der Scheunenparty war eine Woche vergangen, und als Jerry vorbeikam und das Gemälde sah, das Lara Tante Lydia geschickt hatte, verhärtete sich sein Kiefer, und er musste den Blick abwenden.
Eine Doppelseite in einer Kunstzeitschrift aus New York enthielt einen Artikel über Lara. Ihre Gemälde waren abgebildet, es gab eine Biographie, in der erwähnt wurde, dass sie Tochter eines Pfarrers und ebenfalls mit einem Pfarrer verheiratet war, und dann begann der Autor des Artikels zu schwärmen – zu Recht, natürlich. Ich selbst hatte Laras Talent gesehen.
»Brillant. Die vielversprechendste Künstlerin in New York. Wie aus dem Nichts aufgetaucht … alle Gemälde noch vor der Eröffnung verkauft … «
Ich erkannte die Bilder von ihrem Dachboden.
Als könne Jerry meine Gedanken lesen, sagte er: »Als sie weg war, meldete sich eine Transportfirma und holte alle Leinwände ab. Die Leute packten sogar alles selbst ein. Sie waren sehr freundlich. Sie konnten ja nicht wissen, dass es mir das Herz zerriss.« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das nehme ich zurück. Als ich mich weinend an die Wand lehnte, schwante ihnen wohl
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