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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Familienportraits sitzen die Frauen leicht vornübergebeugt, ziehen die Schultern hoch, als wollten sie verhindern, dass zukünftige Generationen wüssten, was vor ihren Augen tanzte.
    Ja, wir alle versuchten, unseren Oberkörper zu verbergen,
nur meine Mutter nicht. Sie führte ihren Vorbau spazieren wie eine große Einladung.
    Funktionierte ja auch: viele Ehemänner, viele Freunde.
    Meine Kindheit war bevölkert von Ekelpaketen, die große Titten mochten. Selbst bei minderjährigen Mädchen.
    Ich stöhnte, weil eine neue Flut von Erinnerungen sich anschickte, mich zu überrollen, schwarz, schmutzig und furchteinflößend. Es gelang mir, sie zu verdrängen, denn ich wusste, wie sehr diese Erinnerungen meine geistige Gesundheit bedrohten. Das bisschen, was mir noch geblieben war.
    Robert hatte meine Brüste gemocht, aber sonst eigentlich nichts an mir. Er hatte mit ihnen gespielt, an ihnen herumgedrückt, bis ich aufschrie, sie zusammengeschoben und wieder auseinandergezogen. Sie bearbeitet, wie man Brotteig knetet.
    »Komm, Süße«, flüsterte er immer, »mach ein Hohlkreuz!« Er schob mich auf das große Bett in seiner Junggesellenwohnung, verlangte, dass ich vor ihm strippte und dann in verschiedenen Stellungen posierte.
    Zuerst hatte es mir gefallen. »Du siehst geil aus, Baby. Öffne die Lippen! O ja!« Ich glaubte, ich wäre sexy. Außer mit Robert war ich nur mit einem Mann zusammen gewesen, eine hastige, leicht beschwipste Angelegenheit, und dass ein Mann wie Robert mich überhaupt wollte, dass er bereit war, das Risiko einzugehen und mich nackt zu sehen, nun, das allein fand ich schon sexy.
    Er setzte sich rittlings auf mich und spielte mit meinen Titten, nahm sie in die Hände, in den Mund, dann drehte er mich auf alle viere und machte weiter. Es war, als wären meine Brüste das Einzige an mir, das ihm wirklich gefiel. Er küsste mich nur selten, schon gar nicht auf den Mund, und kaum war der Sex vorbei – wobei ihm nie auffiel, dass ich keinen Orgasmus bekam –, waren wir wieder aus dem Bett, und er fuhr fort, herumzumotzen und dies oder das zu verlangen …
    »Morgen Abend sind wir bei meiner Mutter eingeladen … Ich weiß, dass du dann Kochkurs hast. Den musst du ausfallen lassen. Ich habe meinen Eltern schon zugesagt. Meine Mutter möchte mit dir über deine Kleidung sprechen. Wird auch mal Zeit.«
    Oder: »Diese Hose, ähm« – gemeines Lachen –, »die sieht irgendwie nicht richtig aus, oder? Vielleicht bei jemandem, der schmaler ist als du, aber für dich ist die nichts, mein Brauereipferd.«
    Und am schlimmsten: »Ist das so schwer, im Bett ein bisschen mehr Spaß zu haben? Was hast du eigentlich? Da kann ich ja besser mit einem Eiszapfen schlafen.«
    Trotzdem blieb ich bei ihm. Ich versuchte, ihm zu gefallen. Es funktionierte nicht. Ich wollte abhauen, aber er holte mich zurück. Ich versuchte mich zu wehren, aber er erstickte all meine Bemühungen. Als ich an unserem Hochzeitstag schließlich verschwand, merkte ich, dass ich ihn hasste, weil er mich dazu gebracht hatte, mich selbst zu verabscheuen.
    »Wir haben Macht in unseren Brüsten!«, tönte Lydia. »Sitz gerade, Katie! Such deine Kraft!«
    Ich sah, wie Katie sich bemühte, aufrecht zu sitzen. Ihre Augen waren auf Halbmast, ihr Gesicht nun entspannter als zuvor. Der Wein tat seine Wirkung. Ihr rotes Haar wurde nur locker von einem Gummiband zurückgehalten, doch selbst im Kerzenlicht konnte ich ihre Erschöpfung sehen und spürte ihr tiefes Elend, als lägen schwarze Kohlen auf ihrer Seele.
    »Ich glaube, ich habe meine Kraft an dem Tag verloren, als ich das erste Kind zur Welt brachte«, stöhnte sie. Sie nahm den Spiegel, den Lydia ihr gab, und hielt ihn vor ihre großen, müde wirkenden Brüste. Ihr BH , hatte ich gesehen, war von einem trüben Beige, zerschlissen und abgenutzt. Er lag sauber gefaltet auf ihrem Sweatshirt neben ihr.
    »Ich habe vier Kinder gestillt. Eins kommt noch immer an, sobald ich den Raum betrete. Manchmal kommt es mir vor, als
hätte ich Blutegel. O Gott. Habe ich mein Kind gerade einen Blutegel genannt?« Sie stöhnte und ließ den Spiegel sinken.
    »Er ist kein Blutegel«, murmelte sie, und Tränen wallten in ihren dunklen Augen. »Er ist so süß, dass ich weinen könnte. Gestern ist er auf meinen Schoß geklettert, hat mir einen Kuss auf die Wange gegeben und gesagt: ›Ich hab dich lieber als die Katze, Mama‹. Lieber als die Katze! Und die hat er wirklich lieb.«
    »Du musst durch deine Brüste

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