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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Katie. »Ich habe solche Angst um dich. Solche Angst!«
    »Manche Männer verstehen nur die Sprache der Gewalt«, sagte Tante Lydia. »Nur die Sprache der Gewehre.«
    Ich nickte. So einer war Robert. Trotzdem konnte ich mich nicht an den Gedanken gewöhnen, eine Waffe zu tragen. Ich hasste die Vorstellung, dass irgendjemand, und sei es nur ein Tier, verletzt wurde, und bezweifelte, auf Robert schießen zu können. Natürlich war er gefährlich und irre, aber den eigenen ehemaligen Verlobten erschießen? Jemanden umbringen?
    »Wir halten durch!«, rief Tante Lydia mit kräftiger Stimme. »Wir werden diesen Kampf gewinnen, Frau gegen Mann, Gut gegen Böse, Östrogen gegen Schwanzköpfe!«
    »Wir können sie auch einfach erschießen«, sagte Katie und wischte sich die Augen rocken. »Einfach die Wichser erschießen.«
    So etwas hatte ich noch nie von Katie gehört. Tante Lydia
ebenso wenig. Ihre Hände hielten inne. Selbst Caroline sah aus, als erwache sie langsam von den Toten.
    Dann lachten wir los. Und konnten nicht mehr aufhören. Manchmal ist das Leben so furchtbar und beschissen, dass man nur noch lachen kann.
    Und genau das taten wir.
     
    Aufgrund von Carolines Vorahnung ging Stash jeden zweiten Tag mit mir zum Schießen.
    Ich wurde immer besser. Vielleicht befreite sich langsam die rasende Frau in mir, oder meine rasende Angst half mir einfach, mich zu konzentrieren.
    Wie auch immer.
    Inzwischen war ich ein verdammt guter Schütze.
    Selbst Stash war beeindruckt. »Als du mit dem Training angefangen hast, habe ich gedacht, du triffst keine Kuh aus zwei Metern Entfernung, mein Schatz.« Er legte mir den Arm um die Schultern und sah mich an. Er zwinkerte. »Jetzt schon.«

25
    Die Sterne mussten eine Weile in der richtigen Reihe gestanden haben, denn ich bekam von drei neuen Geschäften Aufträge, Schokolade zu liefern. Inzwischen arbeitete ich fast rund um die Uhr. Weil Carolines Vorahnung mir solche Angst eingeflößt hatte, hängte ich das Zeitungsaustragen an den Nagel. Die Aussicht, irgendwo eine Zeitung in den Briefkasten zu werfen, während mich jemand zu erwürgen versuchte, war wenig verlockend.
    Ich stand frühmorgens auf, erledigte meine Aufgaben auf der Farm mit einer um die Taille geschnallten Pistole, bereitete meine Schokolade vor, fuhr zur Lesestunde, kehrte nach Hause zurück, kümmerte mich um Tante Lydia und bereitete dann bis in die frühen Morgenstunden Schokoladendesserts, Trüffel, Brownies, Penisse und Brüste zu.
    Ein junger High-School-Schüler fuhr die Lieferungen gegen ein Entgelt nach Portland, damit ich Lydia nicht längere Zeit allein lassen musste. Sie hatte gute und schlechte Tage. Und manchmal sehr schlechte Tage. Sie klagte, sie würde mir zur Last fallen, und ich versicherte ihr das Gegenteil.
    Und das war die Wahrheit. Tante Lydia würde mir nie im Leben eine Last sein. Es war eine Ehre für mich, sie zu pflegen. Genau das sagte ich ihr, und sie schlug mir schwach mit der Faust auf den Kopf. »Jetzt wirst du ganz sentimental, aber ich liebe dich auch. Hör bloß auf, so einen Scheiß zu erzählen.«
    Mindestens zweimal am Tag rief Dean an, um mit mir zu plaudern, zu lachen und um sich nach Tante Lydia, den Kindern,
Katie, Stash, Caroline und mir zu erkundigen. Doch spätabends, meistens nachdem Stash und ich Tante Lydia zu Bett gebracht hatten, redeten wir richtig. Auf gewisse Weise waren unsere Gespräche immer gleich. Wir erzählten, was wir tagsüber gemacht hatten, doch alles, was ich sagte und was er sagte, schien aufgeladen mit einer fast elektrischen Spannung, einem gewissen Bewusstsein, einem aufregenden und schönen Bauchgefühl. Ich sagte ihm nichts von Carolines Ahnung und hatte die anderen ebenso verpflichtet, ihm nichts zu verraten. Auch von der toten Katze und den Briefen, die nun täglich eintrafen, berichtete ich ihm nichts.
    Er erzählte mir, wie sehr ihm meine Küsse fehlten, sie fehlten ihm so sehr, dass er im Prozess am Vortag kaum sein Plädoyer hätte abgeben können. Er müsse mich dringend umarmen, denn ohne meine Umarmungen käme ihm nichts richtig vor. Ich sei der erste Mensch seit sehr langer Zeit, mit dem er reden könne.
    Das wunderte mich nicht. Ich wusste zwar, dass Dean Garrett viele Bewunderinnen hatte, doch war er trotzdem ein einsamer Wolf.
    Ein Glück, dass ich einsame Wölfe mochte.
    Wenn er am Wochenende nach Golden kam, verbrachten wir viel Zeit zusammen. Er ging mit mir essen, kochte für mich und unternahm Tagesausflüge mit mir und den

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