Spiel mir das Lied vom Glück
Grausamkeit passte nicht zu seinem freundlichen Lächeln. »Ich habe erwartet, dass du deinen Verlobten mit ein bisschen mehr Begeisterung begrüßt! Wie wär’s mit einer Umarmung? Oder einem Kuss?«
Ich erschauderte. »Was willst du hier, Robert?«
Er lachte, dieses kranke Lachen, das man oft in billigen Horrorfilmen hört und zeigen soll, dass der böse Mörder völlig irre ist. »Ich bin hier, um meine Verlobte zurückzuholen. So einfach ist das. Und da ich dich jetzt gefunden habe, denke ich, wir können gehen. Leben auf dem Bauernhof finde ich ekelhaft. Alles ist schmutzig. Hier stinkt’s. Unterste Schublade. Ich verstehe, warum du dich hier wohl fühlst. Aber für mich ist das nichts, und deshalb ist es auch nichts für dich.«
Er war ungefähr anderthalb Meter von mir entfernt. »Mir gefällt es hier, Robert. Ich komme nicht mit.«
»Aber sicher, Süße. Sicher kommst du mit.« Er hob das nächste Huhn hoch, ließ es fallen und trat es von sich. Jetzt waren die Ladys offiziell am Ausflippen. Tuck, tuck, tuck!
Ich wollte ihn umbringen. Ich liebte diese Hühner. Wut stieg in mir auf, als er so brutal mit den Tieren umging. Die Kälte in mir schwand.
Wieder lächelte er mich an. Seine Augen hatten einen sonderbaren Blick, was das Lächeln noch angsteinflößender machte.
Ich unterdrückte ein Schluchzen.
»Hast du wirklich geglaubt, dass du vor mir weglaufen kannst, du Schlampe?«
»Ja, habe ich.« Langsam schob ich mich nach rechts zu den Dachsparren. Ich wusste, dass dort ein Spaten hing.
Robert lachte. »Ich wusste immer schon, dass du dämlich bist, Julia. Das kommt von deiner asozialen Herkunft. Von deiner Mutter, dieser alten Nutte. Aber da hast du dich geirrt. Es gibt kein Entkommen für dich. Du siehst ja, ich habe dich gefunden!«
»Verschwinde, Robert! Du hast hier nichts zu suchen. Ich will dich nie wieder sehen!« Ich ärgerte mich, dass mir meine mutigen Worte so unsicher über die Lippen kamen. Aber so ist das mit der Panik. Wild winden sich die Wörter. Fast hätte ich über meine schlaue Alliteration gelacht, aber da ich wusste, dass ich in Kürze nach Strich und Faden verprügelt werden würde, blieb mir das hysterische Lachen im Hals stecken.
Da griff er nach mir. Ich wollte fortlaufen, aber er bekam mich zu fassen und presste die Hände um meinen Hals wie ein Schraubstock. Der Schutzkranz, den zu tragen ich geschworen hatte, fiel zu Boden. Ich riss an Roberts Handgelenken, er drückte noch fester zu.
»Lass meine Arme los, du Nutte!«, sagte er mit vollendeter Freundlichkeit.
»Nein«, flüsterte ich. »Du lässt mich los.«
Wieder drückte er zu.
Meine Augen traten mir aus dem Kopf, ich bekam kaum noch Luft. Ich ließ die Hände sinken.
Da lachte er und neigte den Kopf zur Seite. Sein Blick sprach Bände: Ich kann dich mit bloßen Händen töten. Und es würde mir sogar Spaß machen.
»Du Fotze! Bildest du dir ein, dass du mich so bloßstellen kannst? Mich an unserem Hochzeitstag verlassen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden? Unsere Liebe im Stich lassen, ohne dafür bestraft zu werden?« Er lächelte mich an, dann beugte er sich vor. Im letzten Moment riss ich den Kopf zur Seite, sodass er mich nur auf die Wange küssen konnte.
Aus Rache drückte er fester zu. Ich versuchte, ihm gegen das Schienbein zu treten, aber er sah es voraus und trat mit seinen Stiefeln zu. Ich wunderte mich nicht einmal, als ich einen Knacks in meinem Schienbein hörte. Als ich das Gewicht auf das Bein verlagerte, musste ich die Zähne zusammenbeißen. Der Schmerz jagte durch meinen Körper, als würde ich von einem Messer zerteilt.
»Tu das nie wieder!«, zischte er. Mit einer Hand drückte er mir den Hals zu, mit der andern riss er mein Hemd von oben bis unten auf. Die Knöpfe flogen in die Dunkelheit der Scheune.
Er betrachtete meine Brüste, die sich in einem neuen rosa Spitzen- BH hebten und senkten. Ich hatte ihn nur für den Fall gekauft, dass ich mich noch einmal vor Dean entkleiden würde. Es war albern, den BH zur Arbeit in der Scheune zu tragen, aber ich hatte Gefallen gefunden an hübscher Unterwäsche. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, stolz auf meine Brüste sein zu können, wenn auch nicht in diesem Moment. Mit den quälenden Schmerzen im Schienbein und dem Druck am Hals ging es mir nicht gerade besonders gut. Ganz im Gegenteil.
Und dann kam das Messer hervor. Es glitzerte silbern in Roberts Hand. Er ließ meinen Hals los, zog den BH zu sich und
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