Spiel mir das Lied vom Glück
Lichtstrahl«, schnurrte er dann und küsste sie auf die Wange. »Drei Tage Pause, aber wir sehen uns heute Abend. Hole dich um sieben ab. Henry und Casey mögen es nicht, wenn wir zu spät zum Abendessen kommen.«
Oder er sagte ihr, sie solle um sechs Uhr morgens zum Omelettessen zu ihm kommen, oder er nahm sie in den Arm und sagte, er würde abends anrufen, weil er ein paar Tage in die
Stadt müsse, und hielt ihr einen Vortrag, sie solle alle Türen verriegeln, das Gewehr neben das Bett stellen, und er dankte dem Herrn, dass ich jetzt bei ihr wohnte, so müsse er sich nicht mehr sorgen, dass Lydia allein sei. »Hast du Schießen geübt, Lydia?«, fragte er ungezählte Male. »Ich lasse dich nicht gern allein und habe ein deutlich besseres Gefühl, wenn ich weiß, dass du die. 38 er neben dir liegen hast, die ich dir geschenkt habe. Nicht vergessen: Immer draufhalten, ein Kratzer hält niemanden auf!«
Lydia unterbrach ihn immer, schlug ihm manchmal dabei auf den Hintern. »Du musst mir nicht sagen, wie ich mich schütze, alter Mann! Ich ziele besser als du, und eins kannst du mir glauben: Ich habe schon öfter überlegt, das Gewehr auf deinen Hintern anzulegen!«
Bevor Stash ging, umarmte er mich und sah mich voller Wärme an. Er mahnte mich, auf Lydia aufzupassen, solange er in der Stadt sei. Sie küssten sich noch einmal, wobei sich Lydia kaum beim Kommandieren unterbrechen ließ. »Fahr langsam! Fahr nicht so, als ob dir die Heerscharen der Hölle auf den Fersen wären, alter Mann! Wir sehen uns Mittwochabend zum Essen. Komm bloß nicht zu spät!« Sie nahm sein Gesicht in die Hände und senkte seinen Kopf. »Keine Minute zu spät!«
Dann stand Tante Lydia mit vor der Brust verschränkten Armen da, und Stash hupte in regelmäßigen Abständen, während er sich entfernte. Wenn Lydia ihn nicht mehr sehen konnte, rief sie vor sich hin: »Dieser Stash! Er lässt mich nicht eine Sekunde in Ruhe. Er ist wirklich eine ausgewachsene Nervensäge. So, was liegt jetzt an?«
Und schon flitzten wir los. Wir reparierten einen Zaun, misteten das »Schweineschloss« aus, wie Lydia Melissa Lynns Schweinekoben nannte, strichen einen Schuppen grasgrün, kochten verschiedene Speisen für vier bedürftige Familien im Ort, nähten neue Vorhänge, hängten Blumen zum Trocknen
auf, um daraus Trockenblumensträuße zu machen, und erledigten noch viele andere angenehme häusliche Tätigkeiten. Tante Lydia ließ die von ihr selbst gebastelten Dinge bei verschiedenen Wohltätigkeitsveranstaltungen im Landkreis versteigern, daher hatte sie immer viel zu tun.
»Wenn man traurig oder deprimiert ist, kannst man sich gut damit beschäftigen«, sagte Lydia immer. »Dann ist man bald nicht mehr traurig und deprimiert, sondern froh, dass man etwas geschafft hat.«
Wir hatten ungefähr eine Stunde in der Küche gestanden, um die Tacos »Gruß an die Muschi« und einen Obstsalat vorzubereiten. Lydia nannte ihn »Obstsalat für fruchtbare Frauen«. Der grüne Salat mit geriebenem Käse, getrockneten Beeren und Nüssen hieß »Salat für klare Körpersäfte«.
Wie schon gesagt, es war der »Psycho-Abend zum Kennenlernen der Muschi.«
Wie immer wurde das Licht heruntergedreht. Überall im Raum standen rosa Kerzen. Es war ein warmer Tag gewesen, daher waren zwei Fenster geöffnet, und eine kühle Brise wehte durch das Haus.
Auf dem Tisch im Esszimmer lag eine rosa Decke. »Rosa symbolisiert das Innere einer gesunden Scheide«, hatte Tante Lydia erklärt. Über dem Tisch hing ein Kranz aus roten Äpfeln, Trockenblumen, Blättern, Stroh und einem rosafarbenen Band. Innerhalb einer Stunde hatte Lydia alles dekoriert gehabt, und es sah eindrucksvoll aus. Noch viel beeindruckender war, dass der Kranz an preiselbeerroten Bändern von der Decke hing.
»Wir werden uns untenherum ausziehen und unsere Scheide erwecken«, verkündete Tante Lydia uns vieren, die wir glücklich und entspannt in den Polstern saßen und unseren Daiquiri schlürften, um die glühende Frau zu wecken, die in jeder von uns lebte und nur auf eine Möglichkeit wartete, sich zu befreien und ihre Sinnlichkeit zu spüren. Tante Lydia
hatte den Daiquiri in hohe, geschwungene rosafarbene Gläser gefüllt.
»Wir werden was machen?«, fragte Katie, die sich gerade eine Vorspeise in Form eines gefüllten und mit Speck umwickelten Pilzes in den Mund schob. Zuvor hatte Lydia uns erklärt, der gefüllte Pilz symbolisiere unsere Intimität, der Speck die Schutzhülle, die wir um uns herum
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