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Spiel mir das Lied vom Glück

Spiel mir das Lied vom Glück

Titel: Spiel mir das Lied vom Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Bett. Eine Hand hielt mich fest, während die andere meinen gesamten Körper abtastete und an Stellen kam, die eine Männerhand bei einem Kind nie berühren sollte.
    Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Meiner Mutter konnte ich es nicht sagen, weil sie mir die Schuld geben würde. Außerdem drohte Zeke, er würde meiner Mutter wehtun, wenn ich es ihr erzählte.
    Auch sonst konnte ich es niemandem sagen. Vor zwanzig Jahren sprach man noch nicht über sexuellen Kindesmissbrauch. Die meisten gesunden Menschen konnten sich nicht vorstellen, so etwas zu tun, deshalb nahmen sie an, dass es keine Kinder gab, die so etwas erleiden mussten. Wenn doch mal jemand etwas herausfand, wandte er sich oft ab, weil er keine Ahnung hatte, was zu tun war. Heute ist das anders. Schon im Kindergarten spielen Puppen gute und schlechte Berührungen vor.
    Doch damals, als Zekes Hände meinen zarten Körper verletzten, gab es noch keine Puppen. Sein »Schmusen«, wie er es nannte, nahm immer schlimmere Formen an. Von da an hatte ich unablässig Schmerzen.
    Ich spürte Tante Lydias Blick auf mir. Mit einer Hand rührte ich geistesabwesend in der Mischung von Butter und Schokolade, während die schreckliche Erinnerung in aller Ausführlichkeit in mir hochstieg.
    Es war wieder ein regnerischer Tag. Als ich von der Schule kam, stand Zekes Auto vor unserer Wohnung. Deshalb ging ich nicht ins Haus, sondern in die Stadt und setzte mich in die Bibliothek. Ich kehrte erst nach Hause zurück, als ich sicher war, dass meine Mutter da sein würde. Zekes Wagen war fort. Ich öffnete die Tür zu unserer schäbigen Wohnung. Als ich den Rucksack auf meinem Schreibtisch abstellte, sprang Zeke hinter meinem Bett hervor und warf sich auf mich. Die Knöpfe meiner Bluse sprangen ab, mein Rock flog hoch, er warf mich aufs Bett. Zwei Minuten später kam meine Mutter herein.
    Ich weiß, dass das mein Glück war, denn sonst hätte mich Zeke vergewaltigt. Aber in Wirklichkeit war es furchtbar.
    Meine Mutter wurde stinksauer.
    Aber auf mich!
    »Du kleine Schlampe!«, kreischte sie. Noch heute habe ich diesen Schrei purer Wut im Ohr, als sie ins Zimmer gerast kam. Zeke rappelte sich auf. Sie zerrte mich hoch und schlug
mir ins Gesicht. »Hol dir einen eigenen Freund! Lass meinen in Ruhe!«
    So tobte und wetterte sie herum. Ich sei eine Katastrophe, völlig außer Rand und Band, eine egoistische Göre. Zeke lehnte sich grinsend zurück. Als meine Mutter ihn auf den Zwischenfall ansprach, behauptete er, ich hätte ihn verführt, er hätte schon zu viel getrunken gehabt, eigentlich hätte er meine Mutter gewollt, ob sie nicht jetzt mit ihm ins Schlafzimmer gehen und bumsen könnte?
    Sie gab mir noch eine Backpfeife, dann knallte sie die Tür zu. Ich hörte sie im Nebenzimmer und steckte mir einen Strumpf in den Mund, damit mich niemand weinen hörte. Ich heulte die ganze Nacht.
    Am folgenden Tag fragte mich meine Lehrerin, ob alles in Ordnung sei. Ich wollte es ihr erzählen, bekam aber kein Wort heraus. Die Lehrerin war so hübsch und nett, ich hatte Angst, sie würde mich für schmutzig halten.
    Einige Tage später versuchte Zeke, in mein Zimmer einzudringen. Ich spürte, wie die Schreie in mir aufstiegen, kletterte aus dem Fenster und sprang nach unten. Unsere Wohnung lag im zweiten Stock. Ich streifte einen Baum und landete mit den Knien auf dem Bürgersteig. Daher kam die große Narbe, die Caroline gesehen hatte. Nun ja, immer noch besser, als mit dem Kopf aufzuschlagen.
    Mehrere Frauen hatten meinen Sturz beobachtet und riefen Polizei und Krankenwagen. Ich genoss die beiden Tage im Krankenhaus. Wenn ich weinte, trösteten mich die Schwestern.
    Zeke sah die Polizei- und Krankenwagen, packte seine Sachen und verschwand. Wir sahen ihn nie wieder.
    Die Polizei von Vermont griff ihn auf, als er der Tochter des stellvertretenden Generalstaatsanwalts nachsetzte, die er in einer Spielhalle kennengelernt hatte. Zeke versuchte abzuhauen, doch die Polizei fing ihn auf der Schnellstraße ab. Er stieg aus
und wollte flüchten, doch als er merkte, dass er in der Falle saß, zog er seine Pistole. Die Polizei legte auf ihn an. Das war das Ende von Zeke.
    Ich schaute mit meiner Mutter die Nachrichten. Sie weinte und schaute mich böse an. Aber mittlerweile hatte sie schon einen neuen Freund, Taryn. Er hatte kein sexuelles Interesse an Kindern, aber er mochte Pornos und überredete meine Mutter regelmäßig, ihre Freundin Marie Alice zu einem Dreier einzuladen. Wenn Marie Alice da

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