Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
angesehen.« Seine ausdruckslosen schwarzen Augen musterten sie. »Wenn ich es für ein Problem halten würde, wären Sie nicht mal am Empfang vorbeigekommen.«
Abgesehen von J. D. war er der erste Cop seit acht Jahren, der dem Thema nicht ausgewichen war. »Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen, Chief.«
»Sie haben es verdient.« Er nahm einen Hefter aus seiner Schreibtischschublade und reichte ihn ihr. »Das ist alles, was wir über den Verdächtigen haben, gegen den wir ermitteln. Er ist sehr bekannt und schon lange Teil der Ortsgemeinschaft mit hervorragenden Beziehungen in der ganzen Stadt. Wir glauben, dass er seit mehreren Jahren auf der Gehaltsliste der Belafinis steht, und wahrscheinlich ist er auch in die Torcher-Brandfälle verwickelt.«
Terri schlug den Hefter auf. Als sie das Foto und die Statistiken darin sah, zog sie die Stirn kraus. »Entschuldigung, ich glaube, Sie haben mir die falsche Akte gegeben. Das sind Informationen über Cort Gamble.«
Seine dunklen Augenbrauen hoben sich kaum merklich. »Marshal Gamble ist unser Verdächtiger, Detective.«
Sebastien Ruel konnte Terri Vincent gut leiden. Er sah zu, wie sie sich die Informationen in Gambles Akte durchlas. Er war sich bei ihr zuerst nicht sicher gewesen, bis er sie überprüft hatte. Abgesehen von einem kleinen Regelverstoß beim LeClare-Fall war ihre Akte lupenrein. Er hatte sich den letzten Polizeischießwettbewerb angesehen und war von ihrer Zielsicherheit und Genauigkeit beeindruckt gewesen.
Terri war außerdem sehr beliebt und wurde im ganzen NOPD respektiert, selbst von den meisten alten Jungs, die immer noch der Meinung waren, weibliche Beamte eigneten sich nur als Verkehrspolizistinnen und Politessen. Das allein war schon eine ziemliche Leistung. Frauen schwammen bei der Polizei immer noch gegen den Strom jahrzehntelanger Vorurteile an.
Ruel studierte ihr Gesicht. Sie war nicht hübsch und unternahm nichts, um attraktiver zu wirken, obwohl es vermutlich etwas nützen würde.
Das Kennenlernen mit Terri Vincent bestätigte alles, was er über sie erfahren hatte. Sie hatte alle Eigenschaften eines guten Cops: Sie war freundlich und fand schnell einen Draht zu den Menschen, sie war eine aufmerksame Zuhörerin und doch auf erfrischende Weise geradeheraus und ehrlich, was zu gegenseitiger Offenheit führte. Sie verfügte auch über die Professionalität, um zu wissen, wie und wann sie ein Polizistengesicht aufsetzen und ihre Zunge hüten musste.
Ruel konnte sie viel besser leiden, als er erwartet hatte, aber er hatte überhaupt keine Bedenken, sie zu benutzen, um an den Fire Marshal ranzukommen. Er hätte seine eigene Mutter benutzt, um Cortland Gamble hochgehen zu lassen, und über ihn den Mann, der seinen Partner umgebracht hatte.
Er hatte sie auch nicht angelogen, sondern die Wahrheit gewissermaßen verkürzt. Ruels Ermittlungen gegen die Belafini-Familie hatten bereits vor zehn Jahren begonnen, ein Jahr nach einem verhängnisvollen Einsatz, den er als FBI -Spezialagent für die Außenstelle Baton Rouge übernommen hatte.
Tom Matterly war damals sein Partner gewesen und ihm tierisch auf den Sack gegangen. Der Alte stand fünf Jahre vor dem Ruhestand und überprüfte alles dreimal, was Ruel machte.
»Deine eigene Pension kannst du ja ruhig in den Wind schießen, Junge«, hatte Tom zu ihm gesagt, »aber nicht meine.«
Damals waren sie gerade einem Ring Schutzgelderpresser auf der Spur gewesen, der in der Gegend um Baton Rouge sein Unwesen trieb und jeden ausbrannte, der nicht zahlen wollte. Tom war überzeugt, dass ein kleinerer Mafiaganove namens Faducci den Ring leitete, daher hatten sie eine verdeckte Ermittlung gestartet und eine Geschäftsfassade als Köder benutzt.
Faducci war darauf reingefallen – das hatte Ruel zumindest gedacht. Tom hatte ihn um zwei Uhr morgens angerufen und nervös und aufgeregt geklungen.
»Ich soll in dreißig Minuten drüben im Lagerhaus sein«, sagte sein Partner. »Bring Verstärkung mit.«
Ruel hatte zwei weitere Agenten mit zu dem Treffen genommen. Als sie ankamen, fanden sie Tom gefesselt im Haus vor. Dem alten Mann war der Bauch aufgeschlitzt worden, und man hatte ihn dort zum Verbluten zurückgelassen.
»Lauft«, war das letzte Wort, das Tom von sich gab, bevor er starb.
Ruel rief nach den anderen Agenten und rannte zur nächsten Tür. Es gab eine gewaltige Explosion, und da endete seine Erinnerung. Eine Woche später wachte er mit Verbrennungen zweiten und dritten Grades, die ihn
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