Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
sollte wohl mal nachsehen, wo mein Gruppenleiter ist, was?«
»Ein Funken und der ganze Raum hätte in die Luft fliegen können.« Cort warf sich das klatschnasse Hemd über die Schulter, bevor er den anderen Arm links von ihr aufstützte und sie in der Falle saß. Er senkte den Kopf, sodass er mit ihr auf Augenhöhe war. »Mach so eine Dummheit nie wieder, hörst du?«
Sie wollte nicken, aber dann stieg noch etwas anderes in ihr hoch. »Nur aus Neugierde: Ich war dumm, und du warst was? Batman, der dabei ist, Gotham zu retten?«
»Ich hab meinen Job gemacht. Ich kenne die Risiken.« Er beugte seinen Kopf noch etwas näher zu ihr. »Du nicht.«
»Dann wusstest du ja, dass du nicht ganz allein hättest da drin sein dürfen. Du hättest auf Verstärkung warten müssen.« Sie hatte den Pappbecher zerknüllt und fallen lassen und bohrte ihm jetzt den Finger in die Brust. Sie hatte keine Ahnung, warum. »Du hättest ohnmächtig oder verbrannt werden können.«
»Terri.« Er ergriff ihre Hand und drückte sie unter seiner an sein Herz. »Mach das nicht noch mal.«
Jetzt war sie verwirrt. So, wie er sie anstarrte, stimmte etwas nicht. »Was soll ich nicht machen?«
»Dein Leben für mich riskieren.«
Er musste damit aufhören, ihren Mund so anzustarren. Es ließ sie Sachen denken, die unmöglich waren. »Ist das deine Art, Danke zu sagen?«, fragte sie. »Wenn dem so ist, bist du verdammt schlecht darin.«
»Terri?«
Sie blickte über seinen Arm hinweg und sah den Gerichtsmediziner am Anfang der Seitenstraße stehen. »Ich bin hier, Gray.« Sie schlüpfte unter Corts Arm hindurch und fiel beinahe über ihre eigenen Füße, als sie auf Gray zueilte.
»Alles in Ordnung?« Gray warf Cort einen Blick zu, ehe er Luft holte und mit gerunzelter Stirn auf sie hinabsah. »Du riechst wie ein Heizgerät.«
»Ein Problem mit einem Ventil. Hab ein paar Benzinspritzer abgekriegt.« Sie zupfte an ihrem Blazer. »Ich will einfach nur nach Hause, duschen und mich umziehen.«
»Die Typen mit den Schläuchen wollen, dass wir hier verschwinden.« Er beugte sich vor und streifte leicht mit seinem Mund über ihren. »Komm, ich fahr dich nach Hause.«
»Pass auf, dass ich unterwegs nicht rauche, sonst fliegen wir in die Luft«, sagte Terri, als sie mit ihm wegging und das Phantomgefühl wütender Augen ignorierte, die sich in ihren Hinterkopf bohrten.
»Brauchen Sie ein Zimmer, Mister?«, fragte das junge Mädchen, ohne die Augen von dem kleinen Schwarz-Weiß-Fernseher abzuwenden. Auf dem winzigen verstaubten Bildschirm stritten sich drei weibliche Zeichentrick-Teenager über Mode, während sie sich an der Seite eines Gebäudes abseilten.
Douglas musterte die vorpubertäre Rezeptionsmitarbeiterin. Sie hielt einen Bleistift in der Hand und arbeitete in einem Mathebuch für die Mittelstufe. Die Gleichungen, die sie in ihrem Heft gelöst hatte, das den rechten Rand der Seite abdeckte, gingen von eins bis elf. Hinter der Nummer zwölf klaffte eine leere Zeile.
Sie hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt. Genau wie jeder andere.
»Ich habe schon eingecheckt, danke.« Douglas setzte die Plastiktüte ab, die alles enthielt, was er auf der Welt besaß. Der größte Teil ihres Inhalts war ihm heute Morgen von den biederen freiwilligen Helferinnen in der Obdachlosenmission St. William, am anderen Ende des Blocks, ausgehändigt worden. »Aber anscheinend hab ich meinen Schlüssel verlegt.«
»Macht fünf Mäuse.«
»Wie bitte?«
»Der Ersatzschlüssel. Mein Dad berechnet fünf Mäuse, wenn man seinen Schlüssel verliert.« Das Mädchen nahm die fünf Dollarscheine, die er aus seiner Brieftasche holte. »Sie sind auf Zimmer acht, stimmt’s?«
»Ja.« Er nahm den Schlüssel entgegen, der einen dreieckigen Anhänger hatte, auf dem eine kaum erkennbare Acht in das lila Plastik geritzt war. »Bist du nicht ein bisschen zu jung, um an der Rezeption zu arbeiten?« Seine eigene Tochter wäre jetzt ungefähr im selben Alter.
»Ja.« Das Mädchen kaute an einem Fingernagel, während sie in den Fernseher starrte. »Mein Dad ist der Geschäftsführer, aber er hat sich letzte Nacht besoffen.«
Das hatte er letzte Nacht auch getan. Nach drei Jahren als mustergültiger Sträfling vertrug er absolut keinen Alkohol mehr. Der Kater war heftig gewesen und hatte jedes Verlangen nach einer Wiederholung in ihm abgetötet. »Wie heißt du?«
»Ich soll eigentlich nicht mit den Gästen reden.« Sie verdrehte die Augen. »Tut mir leid.«
»Schon okay.«
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