Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
»Ich wohne im Moment in Zimmer acht des Big Easy Sleep Motel .« Er gab Adresse und Zimmertelefonnummer durch.
»Was für eine Absteige. Haben Sie schon einen Job gefunden?«
»Nein, Ma’am.« Und das würde er auch nicht. Er wusste, dass es sinnlos war, die Klinken der Versicherungsgesellschaften zu putzen. Keine Firma, egal ob seriös oder nicht, würde einen früheren Immobilienberater einstellen, der auf Mitverschwörer von Brandstiftern und auf Veruntreuer umgesattelt hatte.
Seine Bewährungshelferin stieß einen heftigen Seufzer aus. »Doug, Sie müssen sich einen Job suchen. Sie haben noch siebzigtausend Dollar Entschädigung zu zahlen.«
Siebzigtausend Dollar, die als Verlust abgeschrieben und seinem früheren Arbeitgeber bereits erstattet worden waren. Siebzigtausend Dollar, die niemand brauchte, die niemandem fehlten, die Douglas aber trotzdem zurückzahlen musste. So wollte es das Rechtssystem.
»Ja, Ma’am.« Es war ein Jammer, dass er das Geld Stephen nicht aus dem Kreuz leiern konnte.
Stephen, der versucht hatte, ihn zu töten.
»Hören Sie, diese Woche habe ich keine Termine mehr frei, aber kommen Sie doch nächsten Mittwoch vorbei. Ich bringe Sie rüber zum Jobcenter und lass Ihren Namen auf die Warteliste setzen.« Sie nippte an irgendwas. »Das wird das Beste sein.«
Er sah auf seine Hände. Sie waren immer noch blass und glatt. Der Gefängnisaufseher hatte ihn zum Assistenten des Lohnbuchhalters gemacht, und Douglas hatte während seiner Haftzeit nichts anderes gemacht als Buchhaltung. »Sehr gerne, Ma’am.«
»Also dann, Viertel nach neun nächsten Mittwoch. Verspäten Sie sich nicht, Doug.« Sie beendete das Gespräch.
Er legte den Hörer auf die Gabel. Das war der einzige Anruf, den er zu machen hatte. Sonst gab es niemanden, der mit ihm sprechen oder von ihm hören wollte. Niemanden, mit dem er sprechen wollte, außer vielleicht mit seiner Tochter, und das würde nie passieren.
Das war der absolute Tiefpunkt.
Er machte den Fernseher an, um die Mittagsnachrichten zu sehen.
Als er die Liveübertragung vom Brandort in der Kneipe im French Quarter sah, schaltete er um, aber der Bericht wurde auf allen Lokalsendern gezeigt. Der Nachrichtensprecher schaltete von der Liveberichterstattung zur Aufzeichnung einer Pressekonferenz, die der Bürgermeister und der Stadtbrandinspektor am Vortag gegeben hatten.
Douglas machte den Fernseher lauter und hörte zu, wie Cortland Gamble Fragen auswich. Der Mann war auf der Karriereleiter aufgestiegen. Vor drei Jahren war Gamble nur ein höherer Brandermittler gewesen. Als Douglas ihm das erste Mal begegnet war, hatte er Gamble sogar als einen weiteren Exfeuerwehrfanatiker abgetan, der zu blöd war, um eine Bedrohung für sein kleines Projekt darzustellen.
Stattdessen hatte Gamble monatelang heimlich gegen Douglas ermittelt. Trotz einer komplizierten Datenspur hatte er Beweise gesammelt, dass Douglas Berichte über Brandstiftungen gefälscht und sie als Unfälle eingestuft hatte, wofür er im Gegenzug einen Teil der Versicherungssumme eingestrichen hatte. Gleichzeitig konnte er damit Belafinis Schutzgeldgaunereien decken. Gamble hatte die Beweise benutzt, um einen der versicherten Mitwisser zu überreden, gegen Douglas auszusagen, und dann war die Polizei gekommen und hatte Douglas wegen Verschwörung und Betrug in neunundzwanzig Fällen verhaftet.
Alles wurde akribisch untersucht, und Douglas’ gut bezahlter Anwalt konnte nichts gegen die Anklagen unternehmen. Als Douglas sich weigerte, als Kronzeuge gegen die Belafinis auszusagen, zog der Staatsanwalt das Angebot eines Handels zurück. Es wurde ein Schwurgericht einberufen, und Gamble war im Zeugenstand brillant und unerschütterlich gewesen. Als das Urteil verlesen wurde, stürzte für Douglas eine Welt zusammen: schuldig in allen Punkten.
Er verlor alles – seinen Job, seine Familie, sein Zuhause, sogar seine Freiheit – dank Cort Gamble.
Douglas schaltete den Fernseher aus und legte sich aufs Bett. Er hatte alle Brücken zu seiner Vergangenheit abgebrochen. Was geschehen war, war geschehen. Er musste sich noch ein wenig ausruhen, bevor er zum Abendessen in die Mission ging.
Mehrere Stunden später weckte ihn die Stimme eines Mannes, und als er sich aufsetzte, fühlte er sich angeschlagen. »Was ist denn los?«
»Stehen Sie auf, Doug.«
Reflexartig richtete er sich auf und rückte seine Krawatte zurecht. »Wer ist da?« Er konnte ihn erst am anderen Ende des Raums stehen sehen, als er
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