Spiel mit dem Feuer - Viehl, L: Spiel mit dem Feuer
mussten. Bereits innerhalb der ersten sechs Monate hatte das für die externen Dienste gesparte Geld die Anschaffungskosten gedeckt.
Gray hatte seinen Laborleiter, Reese Arceneaux, wegen seiner Erfahrung mit der neuen Ausrüstung eingestellt. Die Tatsache, dass der Chemiker auch noch der beste Squashspieler war, dem er je gegenübergestanden hatte, hielt ihn in Form. Die beiden Männer lieferten sich zweimal pro Woche ein Match.
»Reese?« Das Labor war leer, bis auf das Summen einer Zentrifuge. »Wo bist du denn?«
Der Laborleiter tauchte aus einem Nebenraum auf. So groß wie Gray, aber schlanker, stellte Reese das lebhaft rote Haar seiner schottischen Vorfahren zur Schau, indem er es lang, zu einem Pferdeschwanz gebunden und mit einem Vollbart kombiniert trug. Er hatte sich die Ärmel hochgekrempelt und zeigte die Hälfte seiner schwarzen Zwillingsdrachen-Tattoos, die die Innenseite jedes Arms zierten. »Du hast gebrüllt?«
Gray gab ihm die Biopsiebehälter. »Ich brauche eine Nachbearbeitung, oder – falls du es weißt – sag mir, warum eine Frau Ende zwanzig, die so viel Alkaloid im Blut hat, dass es ein Pferd umbringen würde, bei einem Brand ums Leben kommt.«
»Das war nicht nur Pech, das kann ich dir sagen.« Reese las den Namen, den Gray auf das Etikett geschrieben hatte. »Jane Doe vier, ja, ich erinnere mich an sie. Bis wann brauchst du die Überarbeitung?«
»Bis gestern.« Gray zog die Stirn kraus. »Hast du die erste Untersuchung selbst gemacht?«
»Nein, Paula. Sie bat mich, mir das anzusehen«, sagte Reese und meinte eine seiner Labortechnikerinnen. »Sie hatte so eine Kombination von Ergebnissen noch nie gesehen. Und ich auch nicht. Ich kann dir sagen, was auch immer dieses Alkaloid war, es befand sich im Blut, Gewebe und in den Knochen. Aber nicht in den Haarfollikeln.«
»Also ist sie nicht langsam vergiftet worden.« In solchen Fällen sind in den Haaren fast immer Spuren des Gifts zu finden.
»Du sagst, sie war Ende zwanzig?« Als Gray nickte, stieß er einen Pfiff aus. »Ihr Hormonspiegel hat auch die Schallmauer durchbrochen. Das sieht man normalerweise nur bei bestimmten Drüsenkrankheiten oder bei fünfzig- bis sechzigjährigen Frauen, bei denen eine Östrogenersatztherapie durchgeführt wird.«
Gray spürte, wie seine Kopfschmerzen stärker wurden. »Wenn sie mit einem Alkaloid vergiftet wurde, was für Symptome hätten sich gezeigt?«
»Offensichtliche. Ihr wäre ständig schlecht, sie würde sich häufig übergeben und auch Blut spucken. Alkaloide wirken sich schwerwiegend auf den Magen-Darm-Trakt und die Schleimhaut aus.« Reese stellte den Behälter beiseite. »Hast du irgendwelche Mundverletzungen gefunden?«
Gray dachte kurz nach. »Ihre Schleimhäute waren ziemlich spröde, aber ich habe zwei Geschwüre auf der Außenseite ihrer Lippen gefunden. Ihre Zähne waren ebenfalls an den Innenseiten verätzt.«
»Das ist ziemlich typisch für eine Vergiftung.« Reese nickte. »Die Magensäure verätzt den Mund.«
Gray seufzte. »Ich weiß nicht. Die Leiche zeigt Anzeichen langfristiger Unterernährung, also könnte sie auch Bulimie gehabt haben.«
»Na ja, du hast ja ihr Blutbild gesehen. Erklärt aber nicht den Hormonspiegel.« Reese kratzte sich seitlich am Bart. »Wie sehen ihre Organe aus?«
»Ich hab sie noch nicht aufgemacht. Sie war eines der Opfer im Maskers , und ich hatte gehofft, sie zuerst identifizieren zu können.« Gray sah den Kollegen aus schmalen Augen an. »Wieso, was ist mit den Organen?«
»Ich denke, ich muss das erst durch den Chromatographen jagen und dieses Alkaloid bestimmen, bevor du sie zerhacken darfst«, sagte Reese. »Ich kann es dir in ein paar Stunden sagen. Falls du sie in der Zwischenzeit identifizierst, setz dich mit ihrem Hausarzt in Verbindung, frag, ob sie an irgendwelchen Allergien litt oder die Grippe hatte. Viele Langzeitvergiftungen werden auf diese Weise fehlgedeutet. Und ruf ihren Frauenarzt an, wenn sie einen hatte. Vielleicht lag bei ihr eine verfrühte Menopause vor.«
»Ich werde noch mal die Vermisstenkartei durchgehen. Ruf mich an, sobald du irgendwelche Ergebnisse hast.« Gray ging zurück in sein Büro, machte aber Zwischenstation, um die Überreste von Jane Doe vier wieder zu verstauen.
AlsseinAusbilderdasersteMaleineLeichehervorgeholthatte,warGraynichtschlechtgewordenwiedenanderenPraktikanten.ErhattenurschrecklichesMitleidverspürt –
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