Spiel mit dem Feuer

beide da sind.
    Bei
unserem letzten Gespräch erzählte mir Mona, dass Celia sich schrecklich
aufregt, weil Stephanie so viel mit Russ Tanner zusammen ist. Wir können doch
nicht zulassen, dass unser kostbares Missionarsblut verunreinigt wird! (Wobei
C. opportunerweise vergessen zu haben scheint, dass ihre eigene Mutter
Balinesin war.) Ich muss Russ warnen, dass er diskreter sein soll, aber ich
weigere mich, von ihm zu verlangen, dass er meine wilde Tochter in Ruhe lässt.
Ein prächtiger Bursche wie er kann doch nur einen ausgleichenden Einfluss auf
sie haben.
     
    29.
Oktober 1985
    Kauai
    Russ
Tanner kam heute Abend vorbei, um Stephanie zu sehen, und brachte eine Freundin
mit, die mich unbedingt kennen lernen wollte — Liza Santos. Ein hübsches
Mädchen, das an der Universität von Hawaii Kulturanthropologie studiert. Russ
liebt seine Arbeit als Hubschrauberpilot, aber er liest nach wie vor mit
Begeisterung alles, was sich mit den alten Sitten und Gebräuchen seines Volkes
beschäftigt. Beide fanden es ungeheuer aufregend, dass sich aus meiner Arbeit
mit den Geschichtenerzählern ein Buch entwickeln könnte.
    Ich
bin da allerdings skeptisch. Werde ich die Ausdauer haben, wirklich dran zu
bleiben? Vielleicht habe ich ja zu viel in der Vergangenheit und in der Ferne
gelebt. Wenn ich mich mehr auf die Gegenwart konzentriert hätte, wenn ich zu
Hause geblieben wäre — vielleicht wäre diese ganze hässliche Situation dann gar
nicht erst entstanden. Ich sehne mich so sehr nach etwas Wärme und Helligkeit
in meinem Leben, aber ich fürchte, dafür ist es zu spät. Für C. ganz gewiß. Sie
trinkt jetzt noch mehr, und Mona sagt, es muss etwas passieren.
     
    11.
April 1986
    Kauai
    Mona
redet mir ins Gewissen, dass sie irgendeine Art von Schutz brauchen, und ich
weiß, sie hat Recht. Aber die einzige Alternative, die bisher zur Sprache kam,
ist so extrem und so schrecklich verletzend. Dennoch, die Zukunft muss
gesichert werden. Wenigstens habe ich wahre Freunde, an die ich mich wenden
kann.
     
    12.
Dezember 1986
    Kauai
    Dies
ist der traurigste Tag meines Lebens. Ich habe gewonnen und dennoch verloren.
Unwiderruflich.
    20.
Februar 1988 Bali
    Nie
wieder hier gewesen seit meiner ersten Geographic- Reportage, vor
zweiunddreißig Jahren. Kann nicht umhin, Vergleiche zu ziehen: zwischen dem
jungen, ehrgeizigen und überaus hoffnungsvollen jungen Mann, der ich damals
war, und dieser ausgebrannten, leeren Hülse. Und doch hat dieser Ort etwas
Besonderes, und ich fühle, wie ich ganz leise wieder zum Leben erwache.
     
    26.
Februar 1988
    Bali
    Ja,
wieder lebendig! Die Passionen des polynesischen Volkes leben in diesem
herrlichen Land fort.
     
    Hier wurden die Einträge sporadisch,
als hätte diese innere Wiedergeburt Elson Wellbright davon befreit, die Details
seines weitgehend unglücklichen Lebens festhalten zu müssen. Die wenigen Passagen,
die noch folgten, hatten etwas Kryptisches, Verhaltenes.
     
    5.Januar
199
    Kauai
    Die
Rohfassung des Buchs ist fertig, aber es gilt noch so vieles zu überarbeiten.
Dennoch bin ich unbesorgt, dass ich es schaffen werde. Diese feuerfeste
Zuflucht (mein Arbeitszimmer), die ich mir in der Feuergrube (alias Pali House)
geschaffen habe, ist von unschätzbarem Wert. Und dann sind da die sehnlich
erwarteten Ausflüge in die wirkliche Welt mit meinem Einundalles.
     
    1.
Februar 1990
    Kauai
    Hätte
ich diese Tragödie verhindern können? Wohl kaum. Ich habe doch getan, was ich
unter diesen Umständen tun konnte. Aber jetzt ist mir klar geworden, dass ich
nicht gut genug für die Zukunft vorgesorgt habe, und wieder hat Russ Tanner die
Lösung gefunden. Auf ihn kann ich mich verlassen. Er sichert mir meinen
Seelenfrieden. Umgekehrt kann er, in allem, was er braucht, auf mich bauen.
     
    10.
Juli 1990
    Kauai
    C.
ist hinter die Sache mit dem neuen Testament gekommen. Ich weiß nicht, wie,
vermute aber, dass Blankenship (der mal etwas mit ihr hatte und noch immer von
ihr fasziniert ist) das Anwaltsgeheimnis verletzt hat. Er hat mir damit
allerdings einen Dienst erwiesen, da C. mich für immer aus dem Pali House
verbannt hat. Ich bin inzwischen mit allem, was mir wirklich wichtig ist, ins
Verwalterhäuschen gezogen und kann mich in Ruhe an mein Manuskript machen. Dazu
ein wunderschöner Aufenthalt Ende August in Taipeh (JAL-Magazin). Jede Menge
Zeit, Pläne zu schmieden.
     
    5.
September 1992
    Kauai
    Das
Manuskript ist fertig! Mein Einundalles kommt morgen. Am zwölften geht mein Buch
an die Agentin