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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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warum läuft dann da
diese Sache zwischen uns? Bei mir ist es ja ziemlich verständlich, aber bei
dir...«
    »Ich wollte, ich wüßte es. Gestern
Abend dachte ich, es ist vielleicht eine Midlife-Crisis.«
    »Und?«
    »Zu simpel. Und außerdem — ist es in
dem Fall nicht eher so, dass man alles über Bord wirft, sich die Haare färbt,
sich einen Porsche kauft?«
    Er lächelte. »Ich schätze, das ist nur
eine Variante.«
    »Na ja, ich glaube sowieso nicht an die
Midlife-Crisis.«
    »Ach, nein?«
    »Nein.«
    »Na ja, und woran du nicht glaubst, das
gibt’s wohl nicht.«
    »So hoch schätzt du meine Meinung?«
    »Ich schätze alles an dir hoch.«
    Wir verstummten, plötzlich beide
verlegen. Es dauerte ein Weilchen, bis Tanner fragte: »Und was hast du gestern
Abend gemacht?«
    »Versucht, mich zu betrinken. Ich war
auf dem besten Weg dahin, als ich plötzlich dran denken musste, wie ich mal
einen fürchterlichen Kater hatte. Also habe ich es gelassen.«
    »Du hast nur einmal in deinem Leben
einen Kater gehabt?«
    »Du lieber Himmel, nein. Aber dieser
spezielle war der Großvater aller Kater. Immer, wenn mir danach ist, mich
richtig voll laufen zu lassen, hilft mir diese Erinnerung, die Bremse zu
ziehen. Was hast du gemacht, als du von Lihue zurück warst?«
    »Bin zweimal über das Gelände hier
geflogen und hab all meine Willenskraft drangesetzt, nicht zu landen. Ich hätte
mich gern betrunken, aber ich hatte heute morgen schon ganz früh eine Tour.
Acht Stunden zwischen Kneipe und Knüppel.«
    Wir schwiegen wieder. Auf dem Rasen
ließ ein Hahn einen durchdringenden Schrei los, und ein anderer antwortete ihm
vom L’ai Cottage her.
    »Russ«, sagte ich schließlich, »da ist
was, wozu ich deinen Rat brauche.«
    »Klar. Worum geht’s denn?«
    »Ich glaube, dass Tommy Kaohi tot ist.«
Ich schilderte ihm die Szene, die ich am Freitagabend bei dem Heiau in
der Nähe der Zuckermühle beobachtet hatte.
    Tanner hörte zu, und seine Augen wurden
immer schmaler. Als ich ausgeredet hatte, sagte er: »Als ich dich zu Rob und
Sunny gebracht hab, da hast du schon gewusst, dass ihr Junge tot ist?«
    »Ich wusste es nicht mit Sicherheit.
Ich hatte gehofft, dass er dort sein würde oder dass sie ihn nach Freitagabend
noch mal gesehen hätten. Aber ich musste hin, um es herauszukriegen.«
    »War trotzdem ganz schön kaltherzig von
dir.«
    »Nein, kaltherzig wäre es gewesen, sie
unnötig in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber jetzt ist ein Leichnam am
Salt Pond Beach angeschwemmt worden. Die Polizei hat ihn weggebracht, sie
rekonstruieren das Gesicht, setzen Zeichnungen in Umlauf. Wenn die Kaohis zahnärztliche
oder ärztliche Unterlagen beibringen könnten, würde das die Identifizierung
beschleunigen.«
    »Warum bist du nicht gleich zur Polizei
gegangen?«
    »Weil ich Angst hatte, sie würden mir
nicht glauben. Es ist eine bizarre Story, das musst du doch zugeben.«
    »Ja, schon. Aber jetzt? Wirst du jetzt
hingehen?«
    »Ich möchte es möglichst vermeiden.
Grundsätzlich darf ich hier zwar ermitteln, weil ich Hys Firma im Rücken habe,
aber ich hätte es zuerst mit der Polizei von Kauai abklären müssen.«
    »Und warum hast du’s nicht getan?«
    »Peter und Glenna wollten die Probleme
des Filmteams geheim halten.«
    »Wegen ihnen und ihrem blöden Film hast
du die Schweine, die Tommy umgebracht haben, einfach entwischen lassen?«
    »Die waren doch längst über alle
Berge.«
    »Du hattest einen Namen — Amy Laurentz.
Und noch einen — Buzzy Malakaua.«
    Ach, Gott, er hatte ja Recht! Nicht zur
Polizei zu gehen war dumm, illegal und gefühllos gewesen. Den Kaohis nichts von
meinem Verdacht zu sagen war kaltherzig gewesen. Und jetzt war ich in einer unhaltbaren
Position.
    Ich ertrug es nicht, den Vorwurf in
Tanners Augen zu sehen. Ich starrte auf die fernen Palis. »Ich hab wirklich
Mist gebaut, was?«
    »Jeder baut mal Mist. Dein Job ist
nicht der leichteste, und du operierst auf fremdem Territorium.« Er nahm meine Hand
und hielt sie fest. »Ich wollte nicht über dich herfallen.«
    »Du hast nur die Wahrheit
ausgesprochen. Russ, wie soll ich das bloß wieder in Ordnung bringen?«
    »Das übernehme ich.«
    »Nein, ich muss —«
    »Überlass das mir. Ich hab mein Leben
lang anderer Leute Chaos in Ordnung gebracht. Überlass es dem Experten.«
    »Ich habe den Verdacht, dass du darin
Experte bist.«
    »Was soll das heißen?«
    »Nachdem ich gestern Abend beschlossen
hatte, mich doch nicht zu betrinken, bin ich noch

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