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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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ab, und für mich geht es ab in die Freiheit von Santa Fe. Es
wird mir schwer fallen, diese Insel hinter mir zu lassen: die Palis, das
Geräusch der Brandung am Riff, meine sanftmütigen Geschichtenerzähler, die die
Weisheit der Alten übernommen haben, jener Alten, mit denen ich vor so vielen
Jahren die Kultur der Hawaiianer zu erforschen begann. Ich werde die Eisenbäume
vermissen und die Lavazunge. Meinen Wald, wo Monas Lehuas so prächtig blühen.
Und Mona und Russ. Sie waren und sind mir ein immenser Kraftquell in
schwierigen Zeiten.
    Ich
werde Matthew, Jillian und Stephanie vermissen und sogar Ben. Ich bin meinen
Kindern gegenüber milder und weicher geworden, und sie haben mir meine
Versäumnisse verziehen. Ich bedaure, dass ich mein erstes Enkelkind nicht sehen
werde. Ich mache mir Sorgen um Peter. Er scheint entschlossen, sich weiter auf
Distanz zu halten, und ich fürchte, dass er sich niemals so am kulturellen Erbe
dieser Insel erfreuen wird, wie ich es tue. Ich habe ihm eine Kopie des Manuskripts
geschickt, um ihn an seine Wurzeln zu erinnern. Wäre ich ein frommer Mensch,
würde ich für Drew beten, aber ich fürchte, er ist ein ebenso hoffnungsloser
Fall wie seine Mutter. Ich werde ewig an die Kleine denken und mich fragen, was
aus ihr geworden ist.
    Ich
hatte immer die Vorstellung, dass ich mein Leben auf Kauai beschließen würde.
Dass ich auf dem Friedhof hinter der kleinen Missionskirche ruhen würde, neben
meinen Vorfahren. Dass meine Gebeine Teil dieser heiligen Erde werden würden.
Dass mein Geist den Sprung von den Klippen auf unserem Zuckerrohrland tun und
in die Unterwelt hinabtauchen würde.
    Eine
Vorstellung, die sich nicht erfüllen wird.
     
    Das war der letzte Eintrag. Glennas
Kommentar in großen schwarzen Lettern: »Nein!«
    Drumherum hatte sie ein Zickzackmuster
gemalt, das mich an wild lodernde Flammen erinnerte.
     

3
Uhr 02
    »Shar, weißt du, wie spät es hier ist?«
Micks Stimme klang höchst unwirsch.
    »Drei Stunden später als bei mir.
Schwing dich raus aus den Federn und sieh der neuen Woche ins Gesicht.«
    »Mein Gott! Die meisten Leute gehen
nach Hawaii, um am Strand zu liegen, jede Menge Mai Tais zu trinken und zu
vögeln. Du gehst hin, um die ganze Nacht aufzubleiben und mich zu
unchristlichen Zeiten anzurufen!«
    Ich wollte nicht dran denken, wozu die
Leute normalerweise hierher kamen. Jetzt, wo Hy weg war, würde ich nichts von
alldem tun. Schon gar nicht Letzteres, wenn ich noch einigermaßen bei Trost
war.
    »Sorry«, sagte ich in dem Wissen, dass
er nicht wirklich sauer war. »Wie weit bist du mit dem Background-Check zu
Elson Wellbright?«
    Mick gähnte laut. »Ich könnte dir
tonnenweise Artikel runterladen, die er für Zeitschriften und Magazine
geschrieben hat, aber ich schätze, du willst dich nicht durch gelehrte
Abhandlungen wühlen, inwiefern sich polynesische Mythen und Gesänge in der
hawaiianischen Überlieferung niedergeschlagen haben. Der Rest besteht aus
Populäranthropologie und Reisefeatures — die Sorte Zeug, die man im Flugzeug
liest, wenn man kein Taschenbuch dabei hat.«
    »Sonst nichts?«
    »Ein einziger weißer Fleck. Die
Sozialversicherungsnummer, die du mir gegeben hast, taucht nirgends auf. Und
die anderen Routinesuchverfahren haben auch nichts ergeben.«
    »Aber auch kein Totenschein?«
    »Na ja, damit bin ich noch nicht mal
halb durch. Das dauert —«
    »Versuch’s mal in Santa Fe, New Mexico.
Er könnte dorthin gegangen sein.«
    »Mach ich gleich. Sonst noch was?«
    Ich zögerte, dachte an die
Papierfetzchen, die ich in der Zuckermühle gefunden hatte, mit der Adresse und
der Telefonnummer aus Honolulu. Ich hatte eigentlich einen der Spezialisten von
RKI bitten wollen, beidem nachzugehen, aber jetzt wollte ich dort nicht
anrufen. Wenn Hy das mitkriegte, würde er womöglich denken, ich hätte durch die
Hintertür versucht, mit ihm zu reden. Vielleicht war das ja übertrieben, aber
verdammt noch mal, er hatte mir wehgetan. Ich wollte nicht, dass er sich
einbildete, ich säße hier einsam und verzweifelt herum.
    Obwohl genau das der Fall war, sobald
ich daran dachte, wie er mich einfach im Stich gelassen hatte.
    »Ja, da ist noch was«, sagte ich zu
Mick. »Moment mal.« Ich legte den Hörer hin, ging ins Schlafzimmer und kramte
in der Kommodenschublade, wo ich die Hinterlassenschaften der Mühlenbewohner
verstaut hatte. Die beiden Zettel waren weg.
    »Ich glaub’s nicht«, flüsterte ich. Jemand
war in meiner Abwesenheit hier

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