Spiel mit dem Mörder
hatte.«
»Peabody, wir machen uns auf den Weg.«
»Sehr wohl, Madam.« Sie sah den beiden versonnen hinterher und hatte plötzlich einen Riesenappetit auf einen großen, knackigen Salat.
Feeneys Frau würde am Abend echt aus dem Häuschen sein. Auf der Gedenkfeier für Richard Draco, die in der Radio City stattfand, gaben sich Kollegen und Kolleginnen des Toten sowie unzählige andere Künstler regelrecht die Klinke in die Hand. Obgleich Draco in dem Haus nicht einmal aufgetreten war, hätte die elegante Atmosphäre der im Stil des Art déco gehaltenen Räumlichkeiten hervorragend zu ihm gepasst. Es hieß, Dracos Agent hätte das angesehenste Bestattungsunternehmen von New York mit der Organisation der Feierlichkeiten betraut.
Und da dies, technisch gesehen, Dracos letzter Auftritt war, strich der Kerl 15 Prozent der Bruttoeinnahmen ein.
Auf riesengroßen Monitoren flackerten Dutzende von Bildern des Verstorbenen, auf einer Nebenbühne fand eine holographische Aufführung mit Draco als edlem Ritter, der Vaterland und Weibsvolk mit Schwerthieben und eleganter Beinarbeit verteidigte, statt.
Für zweihundertfünfzig Dollar pro Kopf konnten exakt tausend glückliche Fans noch einmal persönlich von dem Künstler Abschied nehmen. Der Rest waren geladene Gäste.
Inmitten eines Meers aus Blumen schwammen Inseln schwarz gekleideter Trauergäste und Schaulustiger herum und nahmen trotz Verbots das Ereignis eifrig auf Diskette auf.
Auf einem Podest auf der Hauptbühne lag Draco in einem Sarg aus bläulich-durchsichtigem Glas.
»Was für eine Show.«
Eve schüttelte den Kopf. »Sie verkaufen sogar Andenken. Hast du das gesehen? Kleine Draco-Püppchen und T-Shirts, auf denen er abgebildet ist.«
»Es geht doch nichts über das freie Unternehmertum«, meinte eine allzu vertraute Stimme direkt in ihrem Rücken, und sie zuckte herum.
»Warum bist du hier?«, fragte sie ihren Mann.
»Lieutenant, hast du vergessen, dass der Gute das Zeitliche gesegnet hat, während er in meinem Theater auf der Bühne stand? Wie hätte ich da wohl heute fernbleiben sollen? Außerdem …«, er klopfte auf eine Tasche seines eleganten Anzugs, »… wurde mir eine Einladung geschickt.«
»Ich dachte, du hättest den ganzen Tag Termine.«
»Der Vorteil, wenn man sein eigener Chef ist, besteht darin, dass man delegieren und eine Stunde Pause machen kann.« Er legte eine Hand auf ihre Schulter und sah sich in der Halle um. »Grauenhaft, nicht wahr?«
»Grauenhaft ist gar kein Ausdruck. Feeney, wir sollten uns trennen und unter die Gäste mischen. Wir treffen uns in einer Stunde am Haupteingang, okay?«
»Meinetwegen.« Er entdeckte mehrere Gesichter, die er aus dem Fernsehen kannte, sowie ein reichhaltiges Büfett und kam zu dem Ergebnis, dass er beides gleichzeitig konnte: die Augen offen halten und gemütlich essen.
»Roarke, wenn ich dich vor fünfundzwanzig Jahren sitzen gelassen hätte, würde dir das heute noch zu schaffen machen?«
Er strich ihr lächelnd über das kurze braune Haar. »Schwer zu sagen, denn ich hätte keine Zeit darüber nachzudenken, weil ich damit beschäftigt wäre, dir hinterherzujagen und dir das Leben zur Hölle zu machen, Schatz.«
»Nein, ich meine es ernst.«
»Wer sagt, dass ich es nicht ernst meine?«, fragte er, nahm sie am Arm und führte sie durch das Gedränge.
»Tun wir einfach so, als ob du jemand weniger Nervtötendes wärst.«
»Ah. Also gut. Wenn du mir das Herz gebrochen hättest, würde ich versuchen, es wieder zu kitten und mir ein neues Leben aufzubauen. Aber vergessen würde ich dich nie. Warum fragst du?«
»Peabody hat eine Theorie von der großen Liebe. Ich spiele noch damit.«
»Ich kann dir versichern, dass du meine große Liebe bist.«
»Wag es ja nicht, mich zu küssen«, zischte sie, als sie das Blitzen in seinen Augen sah. »Schließlich bin ich im Dienst. Da drüben steht Michael Proctor und grinst wie ein Honigkuchenpferd. Ich hab seine Finanzen durchleuchtet und dabei entdeckt, dass er über zehntausend für die Verschönerung seines Gebisses ausgegeben hat, während er zugleich die Miete für die Bruchbude, in der er haust, nicht mehr bezahlen kann. Er plaudert mit einer ziemlich elegant aussehenden Frau. Er wirkt deutlich weniger erschüttert und naiv als bei dem Gespräch mit mir.«
»Das ist Marcina, eine der Top-Fernsehproduzentinnen. Könnte also sein, dass unser Junge die Hoffnung auf einen karrieremäßigen Wechsel beziehungsweise Aufschwung hat.«
»Vor
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