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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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weniger als einer Woche hat er mir noch erklärt, die Bühne wäre seine Welt. Interessant. Wollen wir doch mal sehen, was er mir jetzt erzählt.«
    Sie schob sich zu ihm hinüber und merkte ganz genau, in welchem Augenblick Proctor sie entdeckte, denn sofort riss er die Augen auf, ließ den Kopf eine Spur sinken und zog die Schultern an. Ein abrupter Rollenwechsel , dachte Eve, im Bruchteil einer Sekunde hatte er die Wandlung vom charmanten Hauptdarsteller zur nervösen Zweitbesetzung geschafft. Das war der Zauber des Theaters .
    »Proctor.«
    »Oh, Lieutenant Dallas. Mir war nicht bewusst, dass Sie hier sein würden.«
    »Ich komme ziemlich viel herum.« Sie sah sich in dem Theater um. »Ich schätze, dass Quim keinen derartigen Abschied zu erwarten hat.«
    »Quim? Oh.« Er besaß den Anstand oder die Fähigkeit, leicht zu erröten. »Nein, nein, ich schätze nicht. Richard war … er war allseits bekannt und respektiert.«
    »Auf alle Fälle stoßen jede Menge Leute auf ihn an.« Sie beugte sich etwas nach vorn und betrachtete die hübschen Bläschen, die in dem Glas aufstiegen, das er in seinen Händen hielt. »Und zwar mit Champagner.«
    »Er hätte nichts Geringeres erwartet.« Dies kam von der Frau, die, wie Roarke erklärt hatte, Marcina hieß. »Diese Veranstaltung wäre ganz nach seinem Geschmack.« Sie lugte über Eve hinweg und begann zu strahlen. »Roarke! Ich hatte mich schon gefragt, ob ich Sie hier treffen würde.«
    »Marcina.« Er trat einen Schritt vor, küsste sie auf die Wange und erklärte: »Sie sehen sehr gut aus.«
    »Es geht mir auch sehr gut. Dallas«, sagte sie dann und lenkte ihren wachen Blick zurück auf Eve. »Natürlich. Das muss Ihre Frau sein. Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört, Lieutenant.«
    »Falls Sie mich bitte jetzt entschuldigen würden«, mischte sich Proctor in das Gespräch.
    »Meinetwegen brauchen Sie nicht zu flüchten«, meinte Eve, doch er wandte sich bereits erleichtert ab.
    »Ich sehe gerade einen Freund.« Damit tauchte er in dem Gedränge ab wie ein Mann, der über Bord sprang.
    »Ich nehme an, Sie sind im Dienst?«, fragte Marcina mit einem Blick auf Eves bequeme Jacke und die legeren Jeans. »Schließlich ermitteln Sie in diesem Fall.«
    »Das stimmt. Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir zu erzählen, worüber Sie sich mit Proctor unterhalten haben?«
    »Steht er etwa unter Verdacht?« Marcina spitzte ihre Lippen und blickte in die Richtung, in die der junge Mann so hastig verschwunden war. »Faszinierend. Tja, im Grunde ging es bei unserer Unterhaltung ums Geschäft. Michael hat das richtige Aussehen für eine Rolle in einem neuen Filmprojekt, das ich gerade starte. Wir sprachen darüber, ob er für ein paar Tage nach New Los Angeles kommen kann.«
    »Und, kann er?«
    »Vielleicht. Aber er steht noch immer bei Roarke unter Vertrag. Er freut sich schon darauf, Richards Platz auf der Bühne einzunehmen. Natürlich hat er es nicht so taktlos formuliert. Meine Leute werden in den nächsten ein, zwei Wochen mit seiner Agentin reden, um zu prüfen, ob er trotzdem daneben in meinem Film eine Rolle übernehmen kann. Er hofft, dass das Theater in Kürze wieder öffnet.«
    Sobald Eve auf die Straße trat, sog sie tief den Gestank der Abgase, den Rauch der Schwebekarren und den Lärm des Verkehrs in sich ein. Der Mief hier draußen war ihr deutlich lieber als die süßlich parfümierte Luft da drinnen.
    »Proctor wartet nicht mal ab, bis Draco kalt ist, bevor er versucht, seine Stelle einzunehmen.«
    »Er sieht eine Chance für sich«, bemerkte Roarke.
    »Ja. Der Mörder genauso.«
    »Eins zu null für dich.« Er strich mit einer Fingerspitze über das kleine Grübchen in der Mitte ihres Kinns. »Eventuell komme ich heute Abend etwas später. Nach acht wird es aber wohl nicht.«
    »Okay.«
    »Ich habe was für dich.«
    »Oh, also bitte.« Als er die Hand in seine Tasche schob, stopfte sie ihre ebenfalls in die Taschen ihrer Jeans. »Dies ist weder der rechte Zeitpunkt noch der rechte Ort für irgendein Geschenk.«
    »Verstehe. Dann muss ich es wohl selbst behalten.«
    Statt des Schmuckkästchens, das sie erwartet hatte, hielt er jedoch auf einmal einen riesengroßen Schokoladenriegel in der Hand.
    Sofort schoss ihr Arm nach vorn, und sie schnappte sich das Ding.
    »Oder auch nicht«, murmelte er.
    »Du hast mir einen Schokoriegel gekauft!«
    »Ich kenne den Weg zu deinem Herzen, Lieutenant.«
    Sie riss die Verpackung auf und biss herzhaft hinein. »Das ist

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