Spiel mit dem Mörder
eher persönlicher Natur. Ein Gespräch unter Männern, wenn du willst.«
»Na klar.« Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und fixierte ihn über den Rand ihrer Kaffeetasse hinweg. »Du und McNab, ihr habt gemütlich rumgesessen und über Frauen und irgendwelche Baseballergebnisse gequatscht.«
»Ich glaube, von Sport war nicht die Rede. Ihm ging es eher um eine ganz bestimmte Frau.«
Eve schnaubte entgeistert. »Du hast mit ihm über Peabody gesprochen? Verdammt, Roarke.«
»Es war nicht einfach. Er ist total vernarrt in diese Frau.«
»Oh.« Sie zuckte zusammen. »Sag so etwas nicht.«
»Anders kann ich es nicht formulieren. In der Tat, falls er meinen Rat beherzigt hat …«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »… haben sie in dieser Stunde vielleicht ihr erstes echtes Rendezvous.«
»Rendezvous? Rendezvous? Warum hast du das getan? Warum zum Teufel hast du das getan? Konntest du dich da nicht raushalten? Sie wären miteinander ins Bett gegangen, bis der erste Rausch verflogen wäre, und dann hätten sie weitergemacht, als wäre nie etwas passiert.«
Er legte den Kopf ein wenig schräg und sah sie fragend an. »Bei uns hat das auch nicht funktioniert, oder?«
»Wenigstens arbeiten wir nicht zusammen.« Als seine Augen blitzten, bleckte sie die Zähne. »Auf jeden Fall nicht offiziell. Wenn Polizisten anfangen, bei Teambesprechungen verführerische oder sehnsüchtige Blicke auszutauschen, kommt nichts als Ärger dabei raus. Als Nächstes läuft Peabody wahrscheinlich mit Lippenstift, Parfüm und verführerischer Unterwäsche unter ihrer Uniform herum.«
Sie ließ den Kopf zwischen die Hände sinken und fuhr unglücklich fort: »Und dann wird es zu ersten Streitereien und Missverständnissen kommen, die nicht das Geringste mit der Arbeit zu tun haben, sie werden mir den Kopf zulabern und mich in Dinge einweihen, von denen ich nicht das Mindeste wissen will. Und wenn sie die Sache beenden und zu dem Ergebnis kommen, dass sie einander hassen, werde ich mir so lange anhören müssen, dass sie unmöglich weiter zusammen atmen können, dass mir keine andere Wahl bleibt, als sie beide in andere Abteilungen versetzen zu lassen …«
»Es ist doch immer wieder herzerfrischend, wie positiv du diese Dinge siehst.«
»Und …«, sie piekste ihm mit dem Finger in die Brust, »… das ist alles ganz allein deine Schuld.«
Er packte ihren Finger und biss nicht grade sanft hinein. »Wenn das der Fall ist, werde ich darauf bestehen, dass sie ihr erstes Kind nach mir benennen.«
»Willst du mich vollends in den Wahnsinn treiben?«
»Nun, Schätzchen, das ist manchmal so leicht, dass es mir unmöglich ist, der Versuchung dauerhaft zu widerstehen. Warum vergisst du diese Sache nicht einfach, bevor du deshalb Kopfschmerzen bekommst? Der Computer ist mit der Arbeit fertig.«
Sie spendierte ihm einen letzten giftigen Blick und wandte sich erneut dem Bildschirm zu.
Verbindungen und Querverbindungen, überlegte sie. Leben, die die Leben anderer berührten. Und jede einzelne Berührung schlug irgendeine Kerbe, die manchmal winzig war, manchmal aber auch so tief, dass sie sich niemals wieder völlig schloss.
»Aber hallo, das hier wusste ich noch nicht. Michael Proctors Mutter ist ebenfalls Schauspielerin gewesen. Sie hatte vor vierundzwanzig Jahren eine kleine Rolle in einem Theaterstück.« Eve lehnte sich auf ihrem Stuhl nach hinten. »Und sieh nur, wer mit ihr auf der Bühne stand. Draco, Stiles, die Mansfield und die Rothchild. Zeitlich fällt dieses Engagement mit dem Streit zwischen Draco und Stiles zusammen. Aber wo war damals Anja Carvell?«
»Vielleicht hatte oder hat sie einen Künstlernamen.«
»Vielleicht. Über Proctors Mutter liegt nichts weiter vor.« Trotzdem wies sie den Computer an, eine gewisse Natalie Brooks zu überprüfen, und meinte, als sie die Ergebnisse bekam: »Interessant. Das war ihre letzte Rolle. Danach ist sie an ihren Geburtsort in Omaha, Nebraska, zurückgekehrt, wo sie ein Jahr später geheiratet hat. Sieht aus, als wäre die Gute völlig sauber. Ziemlich attraktiv«, meinte sie, als auf dem Monitor ein vierundzwanzig Jahre altes Passfoto von Proctors Mutter erschien. »Jung und irgendwie frisch. Genau Dracos Typ.«
»Du denkst, dass sie vielleicht Anja ist?«
»Vielleicht. Aber selbst wenn nicht, kann ich mir nicht vorstellen, dass Draco sie auf seinem Eroberungsfeldzug ausgelassen hat. Weshalb Michael Proctor auf der Liste der Verdächtigen ein gutes Stück nach oben
Weitere Kostenlose Bücher