Spiel mit dem Mörder
Furcht und vielleicht sogar Reue in dem kurzen Augenblick, bevor das Messer sein rabenschwarzes Herz durchdrang.
Aber bei der Planung seiner Hinrichtung wollte ich mich selber schützen. Und ich nehme an, das will ich nach wie vor.
Sollte ich die Gelegenheit bekommen, es noch einmal zu tun, würde ich nichts an meinem Vorgehen ändern. Ich werde nicht so tun, als hätte ich Gewissensbisse, weil ein widerlicher Blutsauger von mir getötet worden ist.
Der Tod von Linus Quim hingegen tut mir Leid. Er war unvermeidbar, und Quim war, weiß Gott, ein widerlicher, kaltherziger kleiner Mann. Ich hätte mich dafür entscheiden können, ihm das Geld zu geben, doch Erpressung ist wie eine Krankheit. Ist man einmal damit infiziert, breitet sie sich zunehmend weiter aus und bricht in den unpassendsten Momenten wieder aus. Weshalb hätte ich das riskieren sollen?
Trotzdem hat es mir nicht die geringste Freude bereitet, seinen Tod zu arrangieren. Ich musste sogar ein Beruhigungsmittel nehmen, sonst hätte ich es nicht geschafft. Ich habe dafür gesorgt, dass er keine Schmerzen und keine Angst gelitten hat, sondern mit der Illusion von Freude aus dem Leben geschieden ist.
Was jedoch nichts daran ändert, dass mit ihm ein zweiter Mensch von mir getötet worden ist.
Ich hielt mich für unglaublich clever, weil ich Richard vor so vielen Menschen ermordet habe, von denen jeder Einzelne guten Grund gehabt hätte, ihm den Tod zu wünschen. Der Gedanke, dass das Messer, das Christine in das schwarze Herz von Leonard rammen würde, echt war, hat mich mit freudiger Erregung angefüllt. Es war so herrlich passend.
Ich bedauere und ich möchte mich dafür entschuldigen, dass meine Freunde und Kollegen, wenn auch nur für kurze Zeit, dieser Tat verdächtigt worden sind. Es war einfach dumm von mir zu glauben, so weit würde es niemals kommen.
Ich hatte mir gesagt, dass Richard niemandem wirklich am Herzen lag. Dass niemanden, der ihn gekannt hatte, sein Tod wirklich berühren würde, dass niemand etwas anderes als Krokodilstränen um ihn vergösse, damit das Publikum zufrieden sei.
Doch ich habe mich verrechnet. Lieutenant Dallas ist von seinem Tod berührt. Nicht, dass es ihr um Richard selber gehen würde. Sie hat inzwischen sicherlich genug über ihn erfahren, um angewidert zu sein.
Doch sie steht für das Gesetz und deshalb für jeden ermordeten Menschen ein. Ich glaube, das ist ihre Religion.
Das wurde mir klar, sobald ich ihr in die Augen sah. Schließlich habe ich mein Leben lang Menschen beobachtet, studiert und imitiert.
Abschließend bleibt mir nur zu sagen, dass ich getan habe, was ich meiner festen Überzeugung nach habe tun müssen. Ich habe, wenn auch vielleicht gnadenlos, schlimmes Unrecht wieder gutgemacht.
Ist ein solches Vorgehen nicht gerecht?
18
A nja Carvell war eine wunderschöne Frau. Sie hatte den wohlgeformten, makellosen Körper, für den Frauen schwitzten oder heftig zahlten und dem die Männerwelt verfallen war. Ihr kupferrot glänzender Mund war voll und sinnlich, ihre Haut hatte die Farbe weichen Goldstaubs, und ihre samtig braunen Augen und rauchig dunkelroten Haare ließen Eve unweigerlich an eine Flamme denken, die wohlig warm und leuchtend in den grauen Winterhimmel stieg.
Sie bedachte Eve mit einem langen, ruhigen Blick, nickte Peabody kurz zu, dann trat sie einen Schritt zurück und zog die Tür ihrer bescheidenen Suite einladend auf.
»Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Nachdem wir miteinander gesprochen hatten, wurde mir bewusst, dass ich hätte anbieten sollen, zu Ihnen aufs Revier zu kommen.«
»Kein Problem.«
»Nun, ich hoffe, Sie verzeihen, dass ich nicht weiß, wie man sich in einem Fall wie diesem angemessen verhält. Ich habe bisher nur sehr selten mit Menschen Ihres Berufsstandes zu tun gehabt. Ich habe eine Kanne Kakao bestellt.«
Sie deutete in Richtung des Wohnzimmers, wo man auf dem Couchtisch eine weiße Kanne und zwei passende Tassen stehen sah. »Würden Sie mir dabei vielleicht Gesellschaft leisten? Draußen ist es so kalt und düster. Ich hole nur schnell noch eine Tasse für Ihre Assistentin.«
»Machen Sie sich keine Mühe.« Trotz des leisen, wehmütigen Seufzers, der Peabody entfuhr, fügte Eve hinzu: »Wir haben keinen Durst.«
»Sollen wir uns dann setzen?«
Sie selbst nahm auf dem Sofa Platz, strich die Falten ihres langen, bronzefarbenen Rockes glatt und nahm die Kanne in die Hand. Im Hintergrund erklang leise Klaviermusik und der Duft der Zentifolien,
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