Spiel mit dem Mörder
Bewusstsein wiedererlangt. Ich empfehle, ihn für seinen Einsatz zu belobigen. Sein schnelles Handeln und die Hintanstellung seiner persönlichen Sicherheit haben direkt zur Festnahme der Zielperson geführt. Er trägt keinerlei Verantwortung für die Verletzungen, die er während dieses Einsatzes erlitten hat. Diese Verantwortung liegt ganz allein bei mir.«
»Das steht auch schon in Ihrem schriftlichen Bericht. Aber in diesem Punkt stimme ich nicht mit Ihnen überein.«
»Sir, Officer Trueheart hat in einer gefährlichen Situation Mut und einen klaren Kopf bewiesen.«
»Das bezweifle ich nicht, Lieutenant.« Er lehnte sich zurück. »Sowohl in Ihrem schriftlichen als auch bei Ihrem mündlichen Bericht legen Sie eine bewundernswerte Beherrschtheit an den Tag. Ziehen Sie möglicherweise in Erwägung, die Probleme, die es bei diesem Einsatz gab, persönlich mit Captain Stuart zu besprechen? Falls ja, erteile ich Ihnen den Befehl, keinerlei Kontakt mit Captain Stuart aufzunehmen. Sie wird zu dieser Stunde von ihrem Vorgesetzten für ihr Verhalten zur Rede gestellt. Glauben Sie nicht, dass das genügt?«, fragte er nach ein paar Sekunden angespannter Stille.
»Das zu beurteilen steht mir nicht zu.«
»Bewundernswert beherrscht«, wiederholte er. »Sie hat die Sache verbockt. Indem sie Ihre Autorität, Ihre Befehle, und jegliche Vernunft außer Acht gelassen hat, hat sie die gesamte Operation vermasselt, Dutzende verletzter Zivilisten sowie materielle Schäden in Höhe von zigtausend Dollar zu verantworten, der Zielperson die Möglichkeit zur Flucht geboten und die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass einer meiner Männer schwer verletzt im Krankenhaus gelandet ist.«
Er beugte sich über den Tisch und fragte mit zusammengebissenen Zähnen: »Glauben Sie etwa, dass mich das nicht wütend macht?«
»Sie zeigen eine bewundernswerte Beherrschtheit, Sir.«
Er lachte zynisch auf. »Haben Sie Captain Stuart darüber aufgeklärt, dass Sie das Oberkommando über diesen Einsatz hatten, dass Sie in der Nähe der Zielperson waren, dass Sie alles unter Kontrolle hatten, und haben ihr gesagt, dass sämtliche Waffen auf die niedrigste Stufe einzustellen und nur im äußersten Notfall zu benutzen sind?«
»Ja, Sir, das habe ich.«
»Captain Stuart wird für ihr Verhalten zur Verantwortung gezogen werden, das verspreche ich Ihnen. Sie wird Glück haben, wenn sie nach Ende der Untersuchung noch einen Platz bei der Innenrevision bekommt. Damit müssen Sie sich zufrieden geben.«
»Trueheart ist gerade mal zweiundzwanzig Jahre alt.« Dies war etwas, was schwer wie ein Stein auf ihrem Herzen lag.
»Das ist mir bewusst. Mir ist auch bewusst, was für ein Gefühl es ist, wenn ein Untergebener bei einem Einsatz Schaden nimmt. Aber damit müssen Sie leben, Lieutenant, sonst können Sie Ihren Job nicht machen. Setzen Sie sich.«
Als sie ihm gehorchte, schob er den geschriebenen Bericht zur Seite und fragte: »Wann haben Sie zum letzten Mal ein Auge zugemacht?«
»Ich bin okay.«
»Wenn wir hier fertig sind, machen Sie zwei Stunden frei. Das ist ein Befehl. Anja Carvell«, fing er an.
»Glauben Sie, dass sie für unsere Ermittlungen von Bedeutung ist?«
»Sie ist ein Teil des Puzzles, das noch nicht an seinem Platz liegt. Und jedes Teil eines Puzzles hat eine bestimmte Funktion.«
»Und ihre angeblichen Beziehungen zu Kenneth Stiles und Richard Draco?«
»In diesem Fall gibt es unzählige Verbindungen zwischen unzähligen Leuten, die möglicherweise wichtig für uns sind. Es sieht aus, als hätte Stiles Dracos Ermordung arrangiert und anschließend auch Quims angeblichen Selbstmord inszeniert. Trotzdem gibt es nach wie vor eine Reihe anderer Leute mit einem möglichen Motiv, die ebenfalls die Gelegenheit gehabt hätten, die Taten zu begehen. Es ist nicht völlig sicher, dass Stiles der Täter ist oder dass er die Morde allein begangen hat. Bevor ich versucht habe, mit ihm zu sprechen, stand ich im Begriff, eine richterliche Genehmigung zur Einsicht in die Adoptionsakten von Carly Landsdowne zu beantragen.«
»Wie gesagt, nehmen Sie zwei Stunden frei, und dann versuchen Sie Ihr Glück bei Richter Levinsky. Die meisten Richter zögern, bevor sie Akten über private Adoptionen öffnen lassen. Bei ihm haben Sie zumindest eine Chance, vor allem, wenn Sie ihn erwischen, nachdem er gefrühstückt hat.«
Sie hatte die Absicht, die Anweisung zu befolgen und sich irgendwo aufs Ohr zu hauen, damit sie wieder einen klaren Kopf
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