Spiel mit dem Mörder
Peabody zu sich heran.
Die Botschaft war unmissverständlich. Er verlangte sie umgehend zu sehen.
Es war nicht einmal acht Uhr, und trotzdem winkte Whitneys Sekretärin Eve bei ihrem Erscheinen sofort durch in das Büro, in dem der Commander hinter seinem Schreibtisch saß und telefonierte.
Seine großen Hände trommelten auf der Schreibtischplatte, doch als Eve den Raum betrat, hob er einen Finger und wies damit auf einen Stuhl. Gleichzeitig sprach er mit ruhiger Stimme weiter.
»Wir werden um zwei Uhr eine Pressekonferenz abhalten. Nein, Sir, früher geht es nicht. Mir ist durchaus bewusst, dass Richard Draco eine Berühmtheit war und dass die Medienvertreter Einzelheiten hören wollen. Wir werden ihnen diesen Wunsch um vierzehn Uhr erfüllen. Die Ermittlungsleiterin wird gewappnet sein. Ihr Bericht liegt bereits auf meinem Schreibtisch«, sagte er und schaute Eve auffordernd an.
Sie stand auf und legte ihm eine Diskette in die ausgestreckte Hand.
»Ich werde mich bei Ihnen melden, sobald ich die Situation analysiert habe.« Zum ersten Mal, seit Eve den Raum betreten hatte, verriet das Gesicht ihres Vorgesetzten einen gewissen Zorn. »Bürgermeister Bianci, auch wenn Draco ein Stern am Himmel der schönen Künste gewesen ist, ist er jetzt mausetot. Ich habe einen Mordfall, und die Ermittlungen werden energisch und mit der gebotenen Eile vorangetrieben werden. Das ist richtig. Vierzehn Uhr«, wiederholte er, beendete das Gespräch und legte sein Headset auf den Tisch.
»Politiker«, war alles, was er sagte.
Er lehnte sich zurück, massierte sich den steifen Nacken und erklärte: »Ich habe Ihren vorläufigen Bericht von gestern Nacht bereits gelesen. Scheint eindeutig ein Mord gewesen zu sein.«
»Ja, Sir. Und das Opfer wird, wie ich hoffe, inzwischen im Leichenschauhaus untersucht.«
Er verzog den Mund zu einem schmalen Lächeln. »Sie gehen nicht oft ins Theater, oder, Dallas?«
»Ich finde bereits genügend Unterhaltung auf der Straße.«
»Die ganze Welt ist eine Bühne«, murmelte Whitney. »Inzwischen ist Ihnen sicher hinlänglich bewusst, dass das Opfer eine Berühmtheit war. Sein Tod an einem derart öffentlichen Ort und, sagen wir, in einem derart dramatischen Rahmen ist mehr als eine kurze Erwähnung wert. Die Nachricht hat eingeschlagen wie eine Bombe. Schließlich sind neben Draco auch Areena Mansfield, Roarke und Sie selber in die Sache involviert.«
»Roarke hat nichts damit zu tun.« Noch während Eve dies sagte, schossen ihr ein Dutzend Flüche durch den Kopf.
»Ihm gehört das Theater, er hat die Aufführung finanziert, und nach allem, was mir bisher zu Ohren gekommen ist, hat er persönlich sowohl Draco als auch Mansfield engagiert. Ist das richtig, Lieutenant?«
»Ja, Sir. Commander Whitney, wenn Roarke eine Verbindung zu jedem Verbrechen hätte, das in einem Gebäude begangen wird, das ihm gehört, hätte er mit jedem Polizisten und jedem Verbrecher nicht nur auf unserem Planeten, sondern wahrscheinlich im gesamten bewohnten Universum zu tun.«
Jetzt fing Whitney richtig an zu lächeln. »Was für ein Gedanke. Trotzdem.« Sein Lächeln war bereits wieder verflogen. »In diesem Fall ist nicht zu leugnen, dass es eine Verbindung zwischen ihm, Ihnen und dem Opfer gibt. Sie waren eine direkte Zeugin. Das stufe ich momentan als Vorteil ein. Die Tatsache, dass Sie bei der Tat zugegen waren und den Tatort auf der Stelle sichern konnten, hat uns sicherlich genützt. Trotzdem bekommen wir mit den Medien wahrscheinlich ein Problem.«
»Mit Verlaub, Sir, die Medien sind immer ein Problem.«
Er musterte sie ein paar Sekunden schweigend. »Ich nehme an, Sie haben bereits etliche der ersten Schlagzeilen gesehen.«
Allerdings, das hatte sie. Und sie hatten sie nicht gerade erfreut. Unter reißerischen Überschriften wie ›Draco stirbt für die Kunst‹ hatten die Zeitungen ärgerliche Sätze abgedruckt wie: ›Was für eine verruchte Tat! Der bekannte Schauspieler Richard Draco wurde gestern Abend auf brutale Weise direkt vor den Augen einer der Top-Ermittlerinnen der New Yorker Polizei, Lieutenant Eve Dallas, mit einem Messer niedergestreckt.‹
Es war eben unmöglich, alles unter Kontrolle zu halten.
»Wenigstens haben sie erst im dritten Absatz erwähnt, dass ich mit Roarke verheiratet bin.«
»Sie werden ihn und Sie benutzen, um die Story am Köcheln zu halten.«
Das wusste sie - und hasste es, selbst wenn sie tapfer sagte: »Ich bin auch schon vorher unter Druck der Medien meiner
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