Spiel mit dem Mörder
und ihn endlich wieder ansah. »Du machst dir lauter unnötige Gedanken. Ich kann es dir leichter machen. Ich möchte nicht, dass du dich gezwungen fühlst, mir irgendetwas zu erzählen, wenn dir dabei unbehaglich ist.«
Sie runzelte die Stirn und fixierte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Irgendwie höre ich ein Aber am Ende dieses Satzes.«
»Du hast wirklich gute Ohren. Aber«, fuhr er deshalb fort und trat dabei auf sie zu. »Ich habe aus dem Film geschlossen, dass Nadine und Draco irgendwann mal ein Verhältnis miteinander hatten. Dein sorgenvoller Blick macht deutlich, dass erst vor kurzer Zeit irgendetwas zwischen den beiden vorgefallen ist.«
»Ach, verflixt.« Am Ende folgte sie ihrem Instinkt und vertraute sich ihm an.
Er hörte aufmerksam zu und schob dann eine Strähne ihrer Haare hinter ihr linkes Ohr. »Du bist eine gute Freundin.«
»Sag das nicht. Das macht mich nervös.«
»Also gut. Aber eines ist gewiss: Nadine hat mit dem Mord an Draco nicht das Mindeste zu tun.«
»Das weiß ich, und es gibt auch keinerlei Indizien dafür, dass das der Fall gewesen ist. Trotzdem wird es für sie persönlich bestimmt nicht leicht. Okay, was gibt es sonst noch in dieser Suite?«
»Ah, wenn ich mich recht entsinne, geht es dort entlang zur Küche.« Er wies mit einer Hand auf eine Tür. »Dann gibt es noch ein Arbeitszimmer, ein Schlaf- und ein Ankleidezimmer, eine Gästetoilette und ein Bad.«
»Ich fange im Arbeitszimmer an. Ich will mir sein Link angucken, um zu sehen, ob dort vielleicht irgendwelche Drohungen oder Streitereien aufgezeichnet sind. Tu mir bitte einen Gefallen.« Sie drückte ihm ihren Untersuchungsbeutel in die Hand. »Tüte auch die anderen Disketten ein.«
»Sehr wohl, Madam. Lieutenant.«
Sie grinste, schwieg aber.
Er liebte es, sie bei ihrer Arbeit zu beobachten. Sie ging systematisch vor, logisch und äußerst konzentriert.
Hätte man ihm vor noch nicht allzu langer Zeit erklärt, dass er einmal eine Polizistin und deren Arbeit sexy finden würde, hätte er das als persönliche Beleidigung empfunden.
»Starr mich nicht so an.«
Er lächelte. »Tue ich das?«
Sie schnaubte lediglich. »Er hat anscheinend ständig am Telefon gehangen. Wenn ich Psychologin wäre, würde ich vermuten, dass er es nicht ausgehalten hat, mit sich allein zu sein. Brauchte ständig Kontakt zu anderen Menschen. Allerdings ist nichts Ungewöhnliches dabei, wenn man von den zahlreichen Einkäufen absieht, die er über das Internet getätigt hat - acht Paar Schuhe, drei schicke Anzüge, eine alte Armbanduhr.« Sie richtete sich auf. »Aber das findest du wahrscheinlich vollkommen normal.«
»Ganz im Gegenteil. Ich würde nie im Leben irgendwelche Anzüge über das Internet bestellen. Schließlich ist das Wichtigste an einem Anzug, dass er richtig sitzt.«
»Haha. Dann gibt es noch ein kurzes, zorniges Gespräch mit seinem Agenten. Sieht aus, als hätte er herausgefunden, dass die Dame, die die weibliche Hauptrolle spielt, das gleiche Salär einstrich wie er. Das hat ihn total erbost, und er wollte, dass sein Agent noch einmal verhandelt und mehr für ihn herausschlägt. Und sei es bloß ein Dollar pro Aufführung.«
»Ja, ich weiß. Aber darauf hätte ich mich niemals eingelassen.«
Sie wandte sich von dem aufgeräumten, kleinen Schreibtisch ab und blinzelte Roarke verwundert an. »Du hättest ihm nicht einen Dollar mehr bezahlt?«
»Im Umgang mit einem Kind«, erklärte er milde, »muss man Grenzen setzen. In diesem Fall war die Grenze der Vertrag. Die Höhe des geforderten Betrags war demnach völlig egal.«
»Du bist manchmal ziemlich hart.«
»Allerdings.«
»Hat er dir deshalb Schwierigkeiten gemacht?«
»Nein. Vielleicht hatte er die Absicht, die Sache weiterzuverfolgen, aber wir selbst haben nie miteinander darüber gesprochen. Tatsache ist, sein Agent hat sich an meine Anwälte gewandt, die sich an mich und dann wieder an ihn. Weiter war es bis zum Abend der Premiere nicht gegangen.«
»Okay, damit bist du sauber. Jetzt will ich mir mal das Schlafzimmer ansehen.« Sie ging an ihm vorbei durch einen kleinen, runden Flur und dann durch eine Tür.
Das Bett war breit, bequem, hatte ein hohes, gepolstertes Kopfbrett, und die Kissen und Decken hatten einen unifarbenen, rauchgrauen Bezug, der den Eindruck erweckte, als ob man, wenn man sich schlafen legte, in einer weichen Nebelbank versank.
Sie betrat das angrenzende Ankleidezimmer und schüttelte angesichts der unzähligen dort verteilten
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