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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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konnte, und hätte sogar Ratenzahlungen akzeptiert. Schließlich war er ein vernünftiger, nicht übermäßig anspruchsvoller Mann. Außerdem hatte der Mensch nicht nur Mumm und Talent bewiesen, sondern vor allem sein Opfer passend ausgewählt.
    Nie in seinem Leben hatte er einen Schauspieler getroffen, den er so verabscheut hätte wie den widerlichen Draco, und dabei waren alle Menschen mit diesem Beruf ihm regelrecht verhasst.
    Er stopfte sich den Rest seiner Brezel in den Mund und wischte sich den Senf vom Kinn. Der Brief, den er geschrieben hatte, war bereits am frühen Morgen ausgetragen worden. Dafür hatte er zusätzliches Eilporto bezahlt, doch diese Investition lohnte sich.
    Ein Brief war besser als ein Anruf oder ein persönlicher Besuch. Solche Dinge konnte man zurückverfolgen, überlegte er. Vielleicht hatten die Bullen ja bereits sämtliche Links verwanzt. Zuzutrauen war es ihnen. Neben Schauspielern waren gleichzeitig Polizisten ihm ausnahmslos verhasst.
    Er hatte das Schreiben knapp gefasst -
    ICH WEISS, WAS SIE UND WIE SIE ES GETAN HABEN. GUTE ARBEIT. TREFFEN SIE MICH HINTER DER BÜHNE DES THEATERS. ELF UHR. ICH WILL 500 000 DOLLAR. ICH WERDE NICHT ZU DEN BULLEN GEHEN. ER WAR SOWIESO EIN SCHWEIN.
    - und den Brief nicht mit einer Unterschrift versehen. Das war nicht erforderlich, denn alle am Theater kannten seine Schrift. Er hatte kurz die Befürchtung gehegt, dass das Schreiben womöglich den Bullen ausgehändigt würde und die nähmen ihn dann wegen versuchter Erpressung fest. Dann aber hatte er diesen Gedanken verdrängt.
    Was war schon eine halbe Million für einen Schauspieler?
    Er trat vor den Bühneneingang, schloss mit leicht verschwitzten Händen auf, betrat den dunklen Flur und sog, als die dicke Metalltür mit einem Knall ins Schloss fiel, den Duft und die Stille des Theaters in sich ein.
    Völlig unerwartet zog sein Herz sich wehmütig zusammen. Er gäbe das Theater auf. Die Gerüche, die Geräusche, die Lichter und die Texte. Etwas anderes als das Theater hatte er niemals gekannt, und die plötzliche Erkenntnis, dass er diese Umgebung liebte, brachte ihn aus dem Konzept.
    Egal, sagte er sich energisch und wandte sich der Treppe, die nach unten führte, zu. Auch auf Tahiti gäbe es Theater, falls er ohne Theater nicht leben konnte. Oder er könnte sogar selber eine kleine Bühne aufziehen. Vielleicht ein Theater mit angeschlossenem Restaurant.
    Linus-Quim-Theater. Das klang exzellent.
    Unten angekommen ging er, erfüllt von freudiger Erregung, fröhlich summend den gewundenen Korridor hinab.
    Aus dem Dunkeln schoss ein Arm und legte sich um seinen Hals. Weniger erschrocken als vielmehr überrascht keuchte er auf.
    Dämpfe stiegen ihm in Mund und Nase. Er sah nur noch verschwommen, verspürte ein Gefühl des Schwindels, und seine Glieder wurden taub.
    »Was? Was soll das?«, krächzte er.
    »Du brauchst etwas zu trinken«, flüsterte eine leise, freundliche Stimme dicht an seinem Ohr. »Komm schon, Linus, du brauchst etwas zu trinken. Ich habe dir extra die Flasche aus deinem Spind geholt.«
    Bleischwer fiel sein Kopf auf seinem dürren Hals nach vorn, und er sah nur noch bunte Farben, während er sich folgsam von einer sanften Hand in Richtung eines Hockers führen ließ. Dann hielt ihm die Hand ein Glas an die wie ausgedörrten Lippen, und er trank gehorsam einen kleinen Schluck.
    »So, jetzt geht es dir schon wieder besser, nicht wahr?«
    »Schwindlig.«
    »Das geht vorbei.« Die Stimme hatte einen weichen, mitfühlenden Klang. »Du wirst ganz ruhig werden. Das Mittel ist ganz leicht. Genauso wenig spürbar wie ein leichter Kuss. Bleib einfach sitzen. Alles andere erledige ich.«
    »Okay.« Er verzog den Mund zu einem undeutlichen Lächeln. »Danke.«
    »Oh, nicht der Rede wert.« Behandschuhte Finger streiften Linus eins der auf dem Schnürboden herumliegenden Seile geschmeidig über den Kopf und zogen es in Höhe seines Halses fest.
    »Wie fühlst du dich jetzt, Linus?«
    »Gut. Sogar sehr gut. Ich dachte, dass Sie sauer wären.«
    »Nein.« Trotzdem stieß sein Gegenüber einen leisen Seufzer - vielleicht des Bedauerns - aus.
    »Ich nehme das Geld und fliege nach Tahiti.«
    »Ach ja? Das wird dir bestimmt gefallen. Aber vorher möchte ich, dass du noch etwas für mich schreibst. Hier ist dein Stift. So ist's richtig. Nimm ihn in die Hand. Und hier ist auch der Block, auf dem du dir immer deine Notizen machst. Du benutzt nie einen elektronischen Kalender, oder?«
    »Nein, verdammt,

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