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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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lernen, dass das Wörtchen immer im Leben nur sehr selten stimmt. Aber möglicherweise hast du trotzdem Recht.«
    In dem Raum, in dem sie standen, war es völlig dunkel, doch aus Richtung der Treppe erkannte Roarke ein undeutliches Licht. Er ging den Korridor hinunter und legte eine Hand um den kleinen, illegalen Stunner, den er vorsichtshalber mitgenommen hatte, als die Meldung von einem möglichen Einbruch bei ihm eingegangen war.
    Er folgte dem Licht hinunter in den Bereich unter der Bühne.
    Dort unten stank es nach selbst gebranntem Fusel … und nach Tod.
    »Ja, ich fürchte, du hattest wirklich Recht«, murmelte er, während er um eine Ecke bog.
    »Oh, Scheiße. Oh, Mann.« Ralphs Stimme wurde schrill, und seine Augen quollen über. »Ist das etwa ein Mensch?«, fragte er beim Anblick der an einem Strick baumelnden Gestalt.
    »Ja. Wenn dir schlecht wird, brauchst du dich dessen nicht zu schämen, aber bitte übergib dich nicht ausgerechnet hier.«
    »Häh?«
    Roarke wandte sich zu dem Jungen um. Ralphs Augen waren glasig, und er war kreidebleich, weshalb Roarke ihn bei der Schulter packte, auf den Boden drückte und erklärte: »Leg den Kopf auf deine Knie und atme langsam aus und ein. So ist's richtig, Junge. Gleich geht es dir wieder gut.«
    Dann wandte er sich wieder ab, trat auf den Gehängten zu, dachte laut: »Armer, blöder Hund«, zog sein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer seiner Frau.
    »Dallas. Was? Roarke, ich kann jetzt unmöglich mit dir reden. Ich stecke bis zum Hals in Arbeit.«
    »Apropos Hals. Ich gucke gerade auf einen, der beachtlich in die Länge gezogen worden ist. Komm ins Theater, Lieutenant, in den Raum unter der Bühne. Ich habe eine weitere Leiche für dich entdeckt.«
    Selbst wenn die Leiche vom Ehemann der Ermittlungsleiterin gefunden worden war, wich man besser nicht von der Routine ab.
    Eve gab Peabody das Zeichen, den Fundort aufzunehmen, und fragte ihren Gatten: »Weißt du, wer das ist?«
    »Quim. Linus Quim. Nachdem ich dich angerufen hatte, habe ich mir seine Akte angesehen. Er war Inspizient. Sechsundfünfzig Jahre, geschieden, keine Kinder. Lebte in der Siebten - den Unterlagen zufolge allein.«
    »Hast du ihn persönlich gekannt?«
    »Nein.«
    »Okay, bleib in der Nähe. Peabody, besorgen Sie mir eine Leiter. Ich will diese nicht benutzen, solange nicht die Spurensicherung sie untersucht hat. Wer ist der Junge?«, wandte sie sich abermals an Roarke.
    »Ralph Biden. Er gehört zur Putzkolonne. Heute hätte er allein arbeiten sollen. Er sah, dass der Bühneneingang offen stand und hat es umgehend gemeldet.«
    »Wann?«, fragte Eve und blickte auf die umgestürzte Leiter und die Scherben der Flasche mit dem stinkenden Gebräu.
    Roarke prustete kurz, zog aber schließlich seinen elektronischen Kalender aus der Tasche und leierte herunter: »Er hat seinen Boss um elf Uhr dreiundzwanzig kontaktiert. Sechs Minuten später hat man mir die offene Tür gemeldet, und ich kam Punkt zwölf hier an. Ist das genau genug, Lieutenant?«
    Sie kannte diesen Ton, doch sie konnte es nicht ändern, wenn er verärgert war. Roarke nahm die kleine Klappleiter entgegen, mit der Peabody aus einem der angrenzenden Räume kam. »Hast du oder der Junge irgendetwas angerührt?«
    »Ich kenne die Routine.« Roarke stellte die Leiter direkt unter dem Leichnam auf. »Inzwischen sogar fast so gut wie du.«
    Knurrend schulterte sie ihren Untersuchungsbeutel und kletterte die Leiter hinauf.
    Tod durch Erhängen war alles andere als friedlich, und das sah man den Überresten dieses Menschen an. Die Augen waren aus dem Kopf gequollen, das Gesicht war beinahe dunkelviolett. Mehr als sechzig Kilo hatte er ganz sicher nicht gewogen, überlegte Eve. Das hatte nicht gereicht, hatte bei weitem nicht gereicht, um schnell und schwer genug zu fallen, damit bereits der Sturz gnädig das Genick des Opfers brach.
    Stattdessen war der Mensch erstickt, langsam genug erstickt, um sich dessen bewusst zu sein, um dagegen zu kämpfen und alle je in seinem Leben begangenen Sünden zu bereuen.
    Mit versiegelten Händen zog sie das einzelne Blatt billigen Recycling-Papiers aus seinem Gürtel, reichte es nach einem kurzen Blick nach unten weiter und bat: »Peabody, tüten Sie das ein.«
    »Sehr wohl, Madam. Was meinen Sie? War es Selbstmord?«
    »Wenn Polizisten vorschnell Schlüsse ziehen, geraten sie ins Stolpern und landen unsanft auf dem Arsch. Rufen Sie die Spurensicherung, und melden Sie in der Pathologie, dass es

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