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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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anderes als Kerzenlicht und romantische Musik. Er hielt sich für einen tollen Liebhaber. Und seiner Meinung nach hatte er als Star einfach das Recht, mit den Frauen zu tun und lassen, was immer ihm gefiel. Ich sage nicht, dass Sex keine Rolle spielt bei seiner Ermordung, aber ich gehe einfach davon aus, dass es in diesem Fall eine ganze Reihe von Motiven und einen hochintelligenten Mörder gibt, der wahrscheinlich nicht weniger egozentrisch als sein Opfer ist.«
    »Egozentrisch waren bisher alle, mit denen ich gesprochen habe«, grummelte Eve.
    Er wusste Bescheid. Die verdammten Schauspieler hielten sich für ach so brillant, für etwas ganz Besonderes, für den Nabel der Welt. Nun, er hätte selbst Schauspieler werden können, hätte er wirklich gewollt. Doch wie hatte sein Vater immer zu ihm gesagt? Nicht auf, sondern hinter der Bühne gab es die krisensicheren Jobs.
    Die Schauspieler kamen und gingen, aber ein guter Inspizient brauchte Arbeit nie zu suchen.
    Linus Quim machte diese Arbeit bereits seit dreißig Jahren. Er war einer der Besten, die es dafür gab.
    Deshalb hatte er den Posten im New Globe bekommen und strich den höchsten Lohn ein, der den Geizhälsen im Management jemals von der Gewerkschaft abgerungen worden war.
    Trotzdem kam das Geld, das er verdiente, dem, das die Schauspieler bekamen, nicht einmal ansatzweise nahe.
    Dabei, wo wären alle diese Gecken ohne ihn?
    Er würde dafür sorgen, dass er endlich auch einmal genug bekam. Denn er wusste Bescheid.
    Bald müsste das New Globe auf die Suche nach einem neuen Inspizienten gehen. Linus Quim zöge sich nämlich stilvoll auf sein Altenteil zurück.
    Während der Arbeit hielt er stets Augen und Ohren offen. Niemand kannte sich mit den Beziehungen, die die Menschen hier untereinander hatten, so gut aus wie er.
    Ebenso kannte er sich mit gutem Timing aus. Unter Linus hatte bisher niemals irgendjemand ein Stichwort verpasst.
    Er wusste, wann und wo er das falsche Messer zum letzten Mal gesehen hatte. Wusste es ganz genau. Wusste, dass nur eine knappe Minute lang die Möglichkeit zum Tausch bestanden hatte. Und dass nur ein Mensch dazu in der Lage gewesen war. Nur ein einziger Mensch hatte genügend Zeit gehabt, um das falsche Messer in Areena Mansfields Garderobe zu platzieren, wo es dann gefunden worden war.
    Es hatte echt Mut erfordert, das gestand er diesem Menschen zu.
    Linus blieb an einem Schwebegrill an der Straßenecke stehen, bestellte sich als zweites Frühstück eine Brezel und bestrich sie großzügig mit leuchtend gelbem Senf.
    »He!« Zornig versuchte der Verkäufer ihm die Tube zu entreißen. »Wenn Sie so viel davon nehmen, zahlen Sie eine doppelte Portion.«
    »Reg dich ab, du Fettsack.« Absichtlich genehmigte sich Linus noch einen dicken Klacks.
    »Sie nehmen viel zu viel.« Der Verkäufer, ein mit Narben übersäter Asiate, der erst seit drei Monaten an dieser Stelle stand, trippelte vor Aufregung mit seinen winzigen Füßen und streckte abermals die Hand, die in einem zerschlissenen, fingerlosen Handschuh steckte, nach der Tube aus. »Also zahlen Sie mehr.«
    Linus überlegte kurz, ob er den Rest des Tubeninhalts in dem runzligen Gesicht des Kerls verteilen sollte, dachte dann aber an seinen bevorstehenden Reichtum, zog großmütig ein Fünfzig-Cent-Stück aus der Tasche und warf es in die Luft.
    »Jetzt kannst du in Rente gehen«, erklärte er gehässig, als der Kerl die Münze eilig fing, biss in seine senfgetränkte Brezel und wandte sich zum Gehen.
    Er war ein kleiner Mann und, abgesehen von seinem Schmerbauch, klapperdürr. Seine muskulösen Arme waren viel zu lang für seine Körpergröße, und sein Gesicht sah aus wie ein zerbrochener, notdürftig geklebter Teller: rissig, flach und rund.
    Seine Ex-Frau hatte ihn ständig gedrängt, etwas von seinen Ersparnissen für ein paar einfache schönheitschirurgische Eingriffe zu opfern, doch hatte er bisher keinen Sinn in einer solchen Maßnahme gesehen. Da ihn bei seiner Arbeit sowieso nie jemand sah, war sein äußeres Erscheinungsbild schließlich egal.
    Nun aber sah die Sache anders aus.
    Er würde nach Tahiti fliegen, Bali oder sogar auf einen der Urlaubssatelliten. Genösse dort die Sonne, das Wasser und die Frauen.
    Mit der halben Million, die er dafür bekäme, dass er seine Beobachtung für sich behalten würde, wäre er endlich ein reicher Mann.
    Er überlegte, ob er hätte mehr verlangen sollen. Er hatte extra einen Betrag gewählt, den ein Schauspieler zusammenkratzen

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