Spiel mit dem Tod (German Edition)
besitze. Zum Glück weiss er nicht, woher das Geld kommt.»
Er trank einen Schluck Wasser. Der Kommissär und Nadine sahen sich gespannt an.
«Jetzt wirds spannend, Francesco! Komm schon, Junge, lass die Katze aus dem Sack», ereiferte sich Denise Grieder.
«Immer und immer wieder fängt Hansruedi davon an»
, fuhr Rost mit seinem Monolog fort.
«Er wird immer gieriger. Jetzt will er sogar ein noch grösseres Stück vom Kuchen. Aber da spiele ich nicht mit. Er ist ein mieser, kleiner Erpresser. Was findet Edith an dem Kerl bloss? Jedes Mal, wenn ich etwas an ihm kritisiere, fällt sie wie eine Furie über mich her. Ich habe mir sogar schon überlegt, ob ich sie von ihm freikaufe. Er ist käuflich, ohne Zweifel. Aber wer garantiert mir, dass er sie auch wirklich in Ruhe lässt? Beim Geld hört die Freundschaft auf, heisst ein Sprichwort. Das kann ich wirklich bestätigen. Deshalb bin ich heute auch so wütend. Doppelt wütend. Mein Freund Heinz Werner steckt ebenfalls bis zum Hals in Schulden und hat mich gebeten, ihm zu helfen. Zuerst weigerte ich mich. Ich sagte ihm, dass ich nicht so viel Geld habe. Dann bat er mich, nein, er flehte mich an, für ihn zu bürgen. Das habe ich nie für jemanden gemacht und werde es auch nicht tun. Als ich mich weiterhin weigerte, drohte er mir, Christina zu erzählen, dass ich seit einiger Zeit nicht mehr zum Kegeln komme. Er erpresste mich richtiggehend, sagte, dass eine seiner Bekannten sich als meine Freundin ausgeben und Christina einen Besuch abstatten würde, wenn ich ihm die halbe Million nicht verschaffen könne. Ich habe ihm das Geld jetzt gegeben. Und langsam aber sicher habe ich Angst vor Heinz, denn er griff mich bei unserem Gespräch tätlich an. Jetzt hoffe ich nur, dass er nicht noch mehr Geld von mir verlangt. Heinz ist also eine weitere grosse Enttäuschung für mich. Er war immer mein bester Freund. Und nun das! Seit dem Tod seiner Frau ist er vollkommen aus der Bahn geraten. Manchmal hatte ich seither sogar den Eindruck, dass er meiner Christina nachstellt. Ich weiss, ich sehe Gespenster. Alles dummes Zeug! Christina mag Heinz, aber mehr ist nicht. Ach, Christina! Mich plagen grosse Selbstvorwürfe. Was verlange ich nur von dir? Und ich zweifle, ob ich den richtigen Zeitpunkt für mein Ableben gewählt habe. Es gibt noch so viel zu erledigen. Zudem wird Edith in ihrer Beziehung mit Hansruedi früher oder später Probleme haben und meine geliebte Christina ist einfach noch nicht so weit, dass sie auf eigenen Füssen stehen kann. Trotzdem bereite ich hier systematisch meinen Abgang vor. Ist das in Ordnung? Ist das gottgewollt? Ich habe mein Leben lang versucht, ein anständiger Mensch zu sein, nach den zehn Geboten zu leben. Jetzt am Ende meines Lebens werfe ich all diese Prinzipien einfach über den Haufen.»
Er sass lange schweigend vor der Kamera. Dann strich er sich übers Haar.
«Ich muss diese Gedanken verdrängen. Sonst schaffe ich es nicht. So kurz vor dem Ziel, gibt es keinen Weg zurück. Es darf keinen geben. Ich muss es tun, denn ich bin schon viel zu weit gegangen.»
Rost griff sich ans Ohr. Für einen kurzen Augenblick schien er seinen trüben Gedanken nachzuhängen. Dann setzte er sich kerzengerade auf den Stuhl.
«Ich habe einige Orte besucht, die mir am Herzen liegen, und mich an vieles aus meiner Kindheit und Jugendzeit erinnert. Schönes und Trauriges. Am meisten bewegt hat mich der Anblick meines Elternhauses. Es sieht noch genauso aus wie damals. Obwohl das Haus nur zwanzig Minuten von meinem Arbeitsplatz entfernt ist, habe ich es in den letzten vierzig Jahren nie aufgesucht. Eigenartig. Die Umgebung hat sich natürlich verändert. Wie die ganze Welt, die einem steten Wandel unterworfen ist. Aber die Menschen halten den Veränderungen nicht stand. Sie zerbrechen. Deshalb ist es gut, dass die Sache bald abgeschlossen werden kann. Das ist alles für heute.»
Kommissär Ferrari starrte auf den dunklen Bildschirm.
«Das Leben ist spannender als der beste Krimi. Die Biedermänner zeigen ihr wahres Gesicht. Faszinierend!», unterbrach Denise Grieder die Stille.
«Und nach dem, was er uns erzählt, kommen mindestens zwei Personen als Mörder in Frage.»
«Oh! Jetzt haben Sie sich verraten, Francesco! Sie suchen also doch den Mörder von Hans Rost. Ehrlich gesagt, war mir das klar, als Sie zum ersten Mal diese Schwelle überschritten haben.»
«Nach diesem Video bin ich sicher, dass Rost ermordet oder zumindest in den Tod getrieben
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