Spiel mit dem Tod (German Edition)
wurde.»
«Dem widerspricht der Umstand, dass alle Aufnahmen auf dem Selbstmord aufgebaut sind», wandte Nadine ein.
«Das ist es auch, was mich am meisten irritiert.»
«Nicht zu vergessen, ich und Rosts Vorgesetzter waren dabei. Er ist absolut freiwillig gesprungen», betonte Grieder.
«Es gibt auch keine Spuren von Gewalteinwirkung. Aber irgendetwas muss ihn in Panik versetzt haben.»
Der Kommissär wirkte ratlos.
«Das wäre der Knüller des Jahrtausends, Francesco, wenn Sie eine plausible Erklärung finden und erst noch Beweise liefern, wie man einen Menschen dazu kriegt, nur mit Drohungen und Psychoterror auf ein Dach zu klettern und hinunterzuspringen. Und zum krönenden Abschluss präsentieren Sie mir den Mörder. Sensationell! Ich würde für immer tief in Ihrer Schuld stehen!»
Ihr Augenaufschlag sprach Bände. Als sie das Haus verliessen, war Ferrari sich nicht ganz im Klaren darüber, ob ihm wegen Denise Grieder auf einmal so heiss wurde oder ob eine neuerliche Erkältung im Anzug war.
Da sie schon einmal in der Nähe des Zollgebäudes waren, entschlossen sich Nadine und der Kommissär, dem Vorgesetzten von Hans Rost einen Besuch abzustatten. Vielleicht brachte sie ja dieses Gespräch weiter.
Arnold Blumer liess eine Viertelstunde auf sich warten.
«Eine wichtige Besprechung, Sie verstehen», entschuldigte sich Blumer und führte seinen Besuch durch das Gebäude.
«Das ist eine schreckliche Sache mit diesem Selbstmord. Nicht gerade die Publizität, die wir suchen, Herr Ferrari.»
«Das glaube ich gern. Können Sie mir etwas über die Sicherheitsmassnahmen hier im Haus erzählen. Kann ein jeder aufs Dach?»
«Nein. Das Dach ist nur über ein paar Stufen zu erreichen und der Zugang ist abgeschlossen. Normalerweise kommt niemand unbefugt aufs Dach.»
«Es ist also beinahe unmöglich, als Unbekannter ins Gebäude und aufs Dach zu kommen», kommentierte Nadine.
«Ich würde sagen nicht nur beinahe, es ist unmöglich. Vielleicht kommt ein Unbekannter unbemerkt ins Gebäude, aber niemals aufs Dach.»
«Hm. Wie ist Hans Rost dann trotzdem aufs Dach gekommen?», hakte Ferrari nach.
«Das ist mir ein Rätsel. Man muss im Besitz eines Spezialschlüssels sein. Und davon gibt es nur wenige.»
«Fehlt einer dieser Schlüssel?»
«Nein. Das kann ich mit absoluter Sicherheit ausschliessen. Mein erster Gedanke war, dass jemandem der Schlüssel gestohlen wurde. Aber es sind alle vorhanden, sowohl meiner als auch der vom Abwart. Sie haben ja bestimmt auch bei Hans oder auf dem Dach keinen Schlüssel gefunden, oder?»
Ferrari verneinte. Blumer öffnete die Tür zum Dach. Ferrari trat vorsichtig ins Freie und war irgendwie enttäuscht. Was hatte er bloss erwartet? Den Mörder hinter einer Ecke zu finden? Nadine ging an ihm vorbei ganz nach vorne.
«Vorsicht, Nadine! Fall nicht runter», entfuhr es dem Kommissär.
Der Ich-bin-kein-kleines-Mädchen-Blick liess ihn schlagartig verstummen.
«Es ist gar nicht so hoch, Francesco.»
«Hoch genug, um sich das Genick zu brechen. Und es windet ziemlich stark. Hast du alles gesehen?»
«Viel gibts ja nicht.»
«Dann brechen wir die Aktion ab», entschied Ferrari, froh, bald wieder sicheren Boden unter den Füssen zu haben. Umständlich hangelte er sich am Geländer zum Ausgang, Nadine sah ihm amüsiert zu. Ja, er hatte Höhenangst. Und wenn schon? Verlegen wischte er sich den Schweiss von der Stirn. Eigenartig, ihm war kalt und heiss zugleich.
Blumer schloss die Tür zum Dach und kontrollierte drei Mal, ob sie auch wirklich verriegelt war.
«Ist der Abwart auch hier?»
«Ich lasse ihn kommen, wenn Sie es wünschen. Möchten Sie etwas trinken? Fühlen Sie sich nicht wohl, Herr Ferrari?», fragte Blumer besorgt.
«Ich habe wahrscheinlich Fieber.»
Der Kommissär drückte seine Hand gegen die Stirn, was Nadine zu einem ausgedehnten Augenrollen bewog. Natürlich so, dass es Ferrari nicht entging.
Wie erwartet, konnte sich Heinrich Buser ebenfalls nicht erklären, wie es Rost gelungen war, aufs Dach zu steigen. Ein Mysterium, wie er sich ausdrückte. Ganz unerklärlich. Eigentlich unmöglich, denn …
«Ist es möglich, dass Hans Rost an einen der Schlüssel gelangen konnte?», unterbrach Nadine Busers Redeschwall.
«Weiss nicht», brummte Buser, der seinen grossen Auftritt in Gefahr sah. «Aber manchmal ist die Tür offen, wenn ich komme. Nicht alle, die einen Schlüssel haben, sind so gewissenhaft wie ich und schliessen ab.»
Der Seitenhieb galt
Weitere Kostenlose Bücher