Spiel mit dem Tod (German Edition)
Bahn. Ich dachte ununterbrochen darüber nach, was für Folgen es hätte, wenn mir das Gleiche passiert. Christina wäre hoffnungslos überfordert, zumal ich bis zu diesem Zeitpunkt alle Fäden in der Hand hatte. Der Erstbeste, der das bemerkt, würde sie über den Tisch ziehen. Deshalb bringe ich ihr jetzt alles bei. Ich ordne sämtliche Unterlagen, halte sie über die Finanzen auf dem Laufenden und verlange von ihr, dass sie unser Geld verwaltet.»
Das leuchtete Ferrari ein.
«Weiss Ihre Frau, wie sehr Sie der Tod Ihres Stellvertreters mitgenommen hat?»
«Sicher weiss sie das. Zumindest glaube ich es.»
«Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Herr Rost. Sprechen Sie mit Ihrer Frau. Sie ist wirklich besorgt. Und wenn Sie die Gründe Ihres Handelns erfährt, wird sie sehr erleichtert sein.»
«Sie haben Recht, das hätte ich schön längst tun müssen. Ich habe nicht eine Sekunde daran gedacht, wie sehr sich Christina über diese Veränderungen Sorgen gemacht haben muss. Ich gebe ja nur ungern etwas aus der Hand, Herr Ferrari, und das Geld ist für mich von entscheidender Bedeutung. Das hängt mit meiner Jugendzeit zusammen. Ich wuchs in sehr bescheidenen Verhältnissen auf. Jeden Franken mussten wir zweimal umdrehen, bevor wir ihn ausgeben konnten. Das hat mich geprägt. Damals schwor ich, dass meine Familie nie zu kurz kommen soll. Nie.»
Rost erhob sich und schüttelte Ferrari lange die Hand.
«Ich weiss nicht, wie ich Ihnen danken kann, Herr Ferrari. Ich spreche noch heute mit Christina.»
Auf dem Weg zurück ins Kommissariat dachte Ferrari über seine eigene Situation nach. Sicher, es wäre mehr als sinnvoll, mit Monika über die Vermögensverhältnisse zu sprechen und das Ganze zu regeln. Vor allem, weil sie ja nicht verheiratet waren. Ein Konkubinatsvertrag vielleicht? Ferrari spürte, wie ihm kalt und heiss zugleich wurde. Er rang nach Luft. Alles in ihm sträubte sich bei diesem Gedanken. Nein, lieber nicht. Er konnte es nicht erklären, aber seit jeher mied er Verträge und Formulare aller Art. Es hatte etwas mit Einengung zu tun. Mit Festlegung sagten andere. Wie auch immer, Monika war finanziell überhaupt nicht auf ihn angewiesen, sie konnte problemlos für sich und ihre Tochter Nikki sorgen. Denn ihre Apotheke war eine Goldgrube, wie sie ihm unlängst verraten hatte. Es bestand also kein Grund zur Besorgnis. Was war aber mit der Vorsorgekasse? Würde Monika bei seinem Tod als Begünstigte berücksichtigt und umgekehrt? Er nahm sich vor, bei Gelegenheit in der Personalabteilung nachzufragen und mit Monika in einem ruhigen Moment darüber zu sprechen.
Von seinem Büro aus rief Ferrari den Personalchef der Eidgenössischen Zollverwaltung in Bern an, ein misstrauischer Mann, der ihm zuerst keine Auskünfte geben wollte. Er notierte sich Ferraris Durchwahl und rief ihn nach einigen Minuten zurück. Nach der anfänglichen Zurückhaltung sprudelte es aus dem Personalchef nur so heraus. Er bestätigte, wie sehr Hans Rost unter dem Verlust seines Freundes gelitten hatte. Das ging so weit, dass er um eine Auszeit gebeten und sich ernsthaft Gedanken darüber gemacht hatte, sich in eine andere Abteilung versetzen zu lassen. Für einmal war Ferrari voll und ganz mit sich zufrieden. Damit war seine Schuld gegenüber Marianne beglichen. Marianne, Borer! Er hatte den Staatsanwalt vollkommen vergessen.
Marianne war anscheinend schon in die Mittagspause gegangen. Borer schien jedoch noch im Büro zu sein. Ferrari klopfte und trat ein.
«Störe ich?»
«Ah, Ferrari, schön, dass Sie noch kommen konnten.»
Vorsicht, Francesco, hier stimmt etwas nicht! Der äusserst gut gelaunte Staatsanwalt bugsierte den verdutzten Kommissär zum Schreibtisch und drückte ihn auf einen Stuhl.
«Nun, wie gehts, wie stehts mit der Verbrecherjagd?»
«Bestens, Herr Staatsanwalt. Sie fühlen sich wohl, oder?»
«Aber ja doch, Ferrari. Es geht mir gut. Heute sprach ich mit Regierungsrat Schneider über Sie, Ferrari. Er war voll des Lobes.»
Er will mich loswerden! Ich soll in den Spiegelhof abgeschoben werden. Ins Elend befördert. In Ferraris Kopf klingelten die Alarmglocken.
«Das … das freut mich, dass Sie und die Regierung mit meiner Arbeit zufrieden sind.»
«Nicht so bescheiden, Ferrari. Nicht nur wir sind zufrieden. Olivia war übrigens auch dabei.»
«Frau Vischer?»
Seit der Ermordung ihres Mannes und der diskreten Art der Ermittlungen, die Ferrari damals führte, hatte sich zwischen Monika und Olivia
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