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Spiel mit dem Tod

Spiel mit dem Tod

Titel: Spiel mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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einer Weile schien Alice gar nicht mehr zuzuhören. Es war, als wäre sie an einen Ort abgedriftet, wo man sie nicht mehr erreichen konnte. Wenn ihr aufgefallen sein sollte, dass schon über eine Stunde vergangen war, seit die Kripo ihren Vater mitgenommen hatte, so sagte sie nichts.
    Stacy schwieg nun auch. Sie sorgte dafür, dass sie das Essen zu sich nahmen, das Mrs. Maitlin für sie vorbereitet hatte, und räumte danach die Küche auf. Die ganze Zeit über ging sie im Kopf die Fakten durch, immer in dem Bewusstsein, dass die Uhr tickte.
    Die E-Mail von White Rabbit war um fünfzehn Uhr gekommen. Was hieß, sie hatten bis morgen Nachmittag um drei Zeit, ihn zu schnappen.
    Warum vergeudete Malone kostbare Zeit, indem er Leo befragte? Danson steckte dahinter. Das sagte ihr ihre Intuition.
    Jetzt brauchte sie Beweise.
    Sie blickte auf ihre Uhr. Warum rief Billie nicht an? Sie hatte gehofft, ihre Freundin würde schon nach kurzer Zeit etwas herausgefunden haben.
    Sie wählte ihre Handy-Nummer, hinterließ eine Nachricht und begann im Raum hin und her zu wandern.
    „Ich hab’s raus“, sagte Alice plötzlich.
    Stacy blieb stehen und sah sie an. Alice saß am Küchentisch, einen Füller in der Hand, und starrte auf die Figuren, die sie auf ihre Serviette gekritzelt hatte. „Was hast du raus?“
    „Was White Rabbit vorhat.“ Sie zeigte auf die Serviette. „Wunderland ist ein Irrgarten in der Form einer Spirale.“
    Stacy ging zu ihr hinüber und entdeckte, dass es sich bei den Kritzeleien um eine Art Diagramm handelte. „Erzähl weiter“, sagte sie.
    „Ich habe das Spiel gespielt und mich dabei durch Wunderland geschlagen. Jedes Opfer war einen Schritt näher am Zentrum als ich. Die Herz-Dame und der Herz-König.“ Sie zögerte kurz. „Mom und Dad. Und ich.“
    Stacy staunte über die ruhige Art des Mädchens. „Aber du hast die Herz-Dame bereits erreicht. Wenn sie sich im Zentrum befindet …“
    „Ich bin in den Wald gegangen, habe sie kampfunfähig gemacht und bin zurückgesprungen, weil der Wald eine Einbahnstraße war. Kein Weg führte zum König.“
    „Was ist mit der Grinsekatze? In der E-Mail stand, sie würde ihren Zug machen.“
    „Es ist absolut logisch. Die Grinsekatze ist schlau und stark. Und eine wilde Kämpferin.“
    „Mit langen Krallen und scharfen Zähnen.“
    Sie nickte. „Ich habe mich in den Ex-Partner von Dad reinversetzt. Wenn er es ist, will er Rache. Er will Dad bestrafen. Und Mom. Und wie ginge das besser, als das Spiel zu benutzen, das Dad ihm gestohlen hat, um ihn zu töten?“
    „Gestohlen hat? So hatte ich das aber nicht verstanden.“
    „Ich bin in seinem Kopf. Versuche so zu denken wie er. Er ist wütend. Aufgebracht. Er ist in seinem Leben nicht weiter gekommen. Dad hat viel Erfolg.“
    „Dann ist er nicht verrückt“, murmelte Stacy. „Er will nur den Anschein erwecken.“
    „Nein, nicht verrückt“, war Leos Stimme hinter ihnen zu hören. „Er ist brillant.“
    „Dad!“ rief Alice und rannte zu ihm. „Geht es dir gut?“
    Er nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich. „Ja, mir geht’s gut, Kleine.“
    Aber das stimmt nicht, dachte Stacy. Er sah aus, als wäre er in den letzten Stunden um zehn Jahre gealtert. Die Linien um seinen Mund und die Augen wirkten noch tiefer als vorher, das Leuchten in seinen Augen schien erloschen.
    Die Kripobeamten hatten ihn offenbar auf Herz und Nieren überprüft.
    „Wie ist es gelaufen?“ erkundigte sich Stacy leise.
    „Ich bin zu Hause.“ Dieser einfache Satz sprach Bände.
    Alice umfasste seine Hand. „Hast du Hunger?“
    Als er den Kopf schüttelte, zog sie einen Flunsch. „Ich mach dir ein Sandwich. Es ist auch noch was von Mrs. Maitlins Hühnersuppe übrig.“
    „Lieber ein Sandwich.“
    Sie fragte nicht, was für eins. Stacy sah ihr zu, wie sie für ihren Vater ein riesiges Brot mit Erdnussbutter, Honig und Banane zurechtmachte. Dazu goss sie ihm ein Glas Milch ein. Es war eine merkwürdig anrührende Szene, die Tochter sorgte für den Vater. Trotz all ihrer jugendlichen Meuterei betete Alice ihren Vater an.
    Sie sah zu Stacy. „Dad und ich haben das hier jeden Samstagmorgen zum Frühstück gegessen.“
    „Während wir uns Zeichentrickfilme angesehen haben.“ Er nahm einen Bissen und spülte ihn mit einem Schluck Milch hinunter.
    „Roadrunner mochte er am liebsten.“
    „Wegen Wile E. Coyote“, sagte er.
    Alices Augen wurden auf einmal glasig. „Irgendwas Neues von Mom?“
    „Nicht dass man es

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