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Spiel mit dem Tod

Spiel mit dem Tod

Titel: Spiel mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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sich noch immer größter Beliebtheit. White Rabbit hingegen war nie offiziell veröffentlicht worden. Und doch hatte Stacy mehrere Hinweise darauf gefunden. Eine Elterngruppe bezeichnete es als „entsetzlich verrucht“, eine andere als „alarmierend gewalttätig“.
    Sie nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr. Wahrscheinlich verließ gerade jemand die Bibliothek, ein Nachzügler wie sie. Die anderen Studenten hatten ihre Jagd nach Wissen oder guten Noten schon aufgegeben und waren auf dem Weg nach Hause, um fernzusehen, oder mit Freunden auf einen Drink losgezogen.
    Um elf würden die Sicherheitsbeamten im obersten Stockwerk beginnen, alle Studenten hinauswerfen, und sich bis ins Erdgeschoss vorarbeiten.
    Ihre Gedanken wanderten zu Spencer Malone. Zu ihrer Auseinandersetzung. Sie konnte froh sein, dass er sie nicht angezeigt hatte. An seiner Stelle hätte sie es wahrscheinlich getan. Einfach aus Prinzip.
    Warum provozierte Detective Malone bei ihr dieses aggressive Verhalten?
    Etwas an ihm erinnerte sie an Mac.
    Als sie an ihren ehemaligen Kollegen bei der Polizei von Dallas dachte, der auch ihr Liebhaber gewesen war, wurde ihr die Brust eng. Weil es weh tat? Oder aus Sehnsucht? Nicht nach ihm, denn der Mann, den sie geliebt hatte, existierte nicht. Aber sie sehnte sich nach Freundschaft. Und Hingabe.
    Sie zog scharf die Luft ein. Dieser Abschnitt ihres Lebens war vorüber. Sie hatte Macs Betrug überlebt; er war der Grund dafür gewesen, dass sie ihr Leben in die Hand genommen hatte. Es verändert hatte. Sie war dadurch stärker geworden.
    Sie brauchte keinen Mann, oder Liebe, um glücklich zu sein.
    Verbissen machte sie mit ihren Nachforschungen weiter. Verschiedene Studien zeichneten ein Bild vom typischen Spielertypen: überdurchschnittlich intelligent und kreativ mit einer lebhaften Fantasie. Ansonsten kamen sie aus allen Gesellschaftsschichten und Einkommensklassen. Die Spiele, so schien es, stellten ein Ventil dar. Sie boten Aufregung und die Möglichkeit, Dinge zu durchleben, die in der Realität nicht möglich waren. Hinter den Regalen hörte sie ein Geräusch. Es klang wie ein Atmen.
    „Hallo!“ rief sie. „Ist da jemand?“
    Stille. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken. Sie war lange genug Polizistin gewesen, um zu spüren, wenn etwas nicht stimmte. Und nur selten hatte sie sich getäuscht. Adrenalin schoss durch ihr Blut, sie tastete automatisch nach ihrer Pistole, als sie langsam aufstand.
    Kein Schulterhalfter. Keine Pistole.
    Sie war keine Polizistin mehr.
    Stacys Blick fiel auf den Kugelschreiber: richtig angewandt eine tödliche Waffe. Und am effektivsten, wenn der Stoß auf die Schädelbasis, die Kehle oder ein Auge erfolgte. Entschlossen nahm sie ihn in die rechte Hand.
    „Ist da jemand?“ rief sie erneut, diesmal energischer.
    Sie hörte das Rumpeln des Fahrstuhls, der auf dem Weg nach oben war. Der Sicherheitsdienst vom Campus beim Räumen des Gebäudes. Gut. Eine Unterstützung, falls sie die benötigen sollte.
    Sie ging auf die Regale zu, mit klopfendem Herzen, den Kugelschreiber zum Einsatz bereit. Aus der anderen Richtung kam ein Geräusch. Sie wirbelte herum. Die Lichter gingen aus. Die Tür zum Treppen haus flog auf, sie konnte nur einen Schatten erkennen, der hinausstürzte.
    Bevor sie ihm nachrufen konnte, wurde sie von hinten gepackt und gegen eine starke Brust gezerrt. Ein Arm hielt sie so fest umklammert, dass sie sich nicht bewegen konnte. Eine Hand presste sich auf ihren Mund und hinderte sie daran, zu schreien oder den Kopf zu bewegen.
    Das musste ein ziemlich kräftiger Typ sein. Stacy zwang sich mühsam, nicht in Panik zu geraten. Groß. Er überragte sie um einiges, sie schätzte ihn auf über eins achtzig. Und er wusste, was er tat; der Winkel, in dem er ihren Kopf hielt, würde es ihm leicht ermöglichen, ihr das Genick zu brechen. Durch seine Größe und Kraft war er auf jeden Fall im Vorteil. Sich jetzt zu wehren, zu strampeln und um sich zu schlagen, wäre sinnlos und Verschwendung von kostbarer Energie.
    Stacy umklammerte den Kugelschreiber noch fester, wartete auf die richtige Gelegenheit, überzeugt, dass sie sich bieten würde. Er hatte das Überraschungsmoment genutzt, um sie zu schnappen; sie würde das Gleiche tun.
    „Halte dich raus“, flüsterte er mit gedämpfter, verstellter Stimme. Er kam mit dem Mund dicht heran und fuhr mit der Zunge in ihr Ohr. Ihr wurde übel, sie fürchtete, sich übergeben zu müssen. „Oder ich besorge es dir mal

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