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Spiel mit dem Tod

Spiel mit dem Tod

Titel: Spiel mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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richtig“, fuhr er fort. „Verstanden?“
    Allerdings. Er drohte, sie zu vergewaltigen.
    Das würde dieser Mistkerl noch bedauern.
    Hier war die Gelegenheit. Überzeugt, dass sie vor Angst wie gelähmt war, lockerte er seinen Griff. Er wollte sie vorwärts schieben, wie sie annahm. Und dann loslaufen. Da reagierte sie. Sie wirbelte blitzschnell herum, packte ihn mit der Linken und stieß ihm mit der Rechten den Kugelschreiber in den Magen. Sie spürte das warme Blut an ihren Fingern.
    Vor Schmerz aufheulend stolperte er rückwärts. Sie wich ebenfalls zurück und fiel in einen Bücherwagen. Der Rollwagen kippte um, die Bücher krachten auf den Boden.
    Der Strahl einer Taschenlampe durchschnitt die Dunkelheit. „Wer ist da?“
    „Hier!“ rief sie und rappelte sich schnell wieder hoch. „Hilfe!“
    Ihr Angreifer war aufgestanden und rannte los. Er erreichte die Tür zum Treppenaufgang, kurz bevor der Sicherheitsbeamte sie fand.
    „Miss, sind Sie verl…“
    „Die Treppe“, stammelte sie. „Er ist da lang gerannt.“
    Der Mann verschwendete keine Zeit mit Worten. Er rannte los, während er über Funk nach Verstärkung rief.
    Stacy stand mit wackligen Beinen da. Sie hörte die hämmernden Schritte des Sicherheitsbeamten auf den Stufen, aber sie bezweifelte, dass er den Mann schnappen würde. Zwar war er verwundet, hatte aber doch einen zu großen Vorsprung.
    Das Licht ging wieder an. Stacy blinzelte. Als sich ihre Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten, sah sie die verstreuten Bücher, den umgekippten Wagen und eine Blutspur, die zum Treppenhaus führte.
    Eine Bibliotheksangestellte lief besorgt auf sie zu. „Ist alles in … Oh mein Gott, Sie bluten ja!“
    Stacy blickte an sich hinunter. Ihr Hemd und die rechte Hand waren blutig. „Das ist seines. Ich habe ihm meinen Kugelschreiber in den Magen gerammt.“
    Die Frau wurde ganz blass. Aus Angst, sie könnte ohnmächtig wer den, führte Stacy sie zu einem Stuhl. „Le gen Sie den Kopf zwischen die Knie, das hilft.“
    „Und jetzt atmen“, fügte sie dazu, als die Frau ihren Anweisungen folgte. „Tief durch die Nase ein und aus.“
    Nach ein paar Minuten hob die Frau den Kopf. „Ist mir das peinlich. Sie sind doch diejenige, die eigentlich …“
    „Schon gut. Geht’s Ihnen jetzt besser?“
    „Ja, Sie …“ Sie holte noch ein paar Mal tief Luft. „Sie haben Glück gehabt.“
    „Glück gehabt?“
    „Dass er Sie nicht vergewaltigt hat. Die anderen Mädchen …“
    „Hatten nicht so viel Glück.“
    Stacy drehte sich um. Der Sicherheitsbeamte, der ihr zu Hilfe gekommen war, kehrte zurück. Er sah jung aus. So um die fünfundzwanzig. „Sie haben ihn nicht erwischt, was?“
    „Nein, tut mir Leid“, sagte er frustriert. Er zeigte auf ihre Hand und das blutverschmierte Hemd. „Haben Sie sich verletzt?“
    „Sie hat mit dem Kugelschreiber auf ihn eingestochen“, erklärte die Bibliotheksangestellte.
    Der Sicherheitsbeamte blickte sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Ungläubigkeit an. „Tatsächlich?“
    „Ich war zehn Jahre Polizistin“, erwiderte sie. „Ich weiß, wie ich mich verteidigen kann.“
    „Das ist gut“, sagte er. „Es gab dieses Jahr hier auf dem Campus drei Vergewaltigungen, alle während des Herbstsemesters. Wir dachten, er wäre inzwischen weitergezogen.“
    Stacy hatte von den Vergewaltigungen gehört und war von ihrem Dozenten gewarnt worden. Sie glaubte nicht, dass der Mann, der sie angegriffenhatte, dieser Vergewaltiger war. Wenn er über sie hätte herfallen wollen, warum dann vor her die Warnung, sie solle sich raushalten? Warum hatte er dann Anstalten gemacht, sie loszulassen? Ein Vergewaltiger hätte sie doch zu Boden gezerrt und versucht, ihr die Kleider vom Leib zu reißen.
    Nein. Das passte nicht zusammen, was Stacy auch sagte.
    „Der Hergang war derselbe. Er hat Frauen angegriffen, die abends allein auf dem Campus waren. Alle drei Übergriffe sind zwischen zehn und elf Uhr abends passiert. Der erste hier in der Bibliothek.“
    „Das war der Typ nicht. Er hatte nicht vor, mich zu vergewaltigen.“ Sie berichtete, wie alles abgelaufen war. Wie er ihr ins Ohr geflüstert hatte, sie solle sich heraushalten. „Er hatte vor, mich gehen zu lassen. Das war der Moment, wo ich ihn angegriffen habe.“
    „Sind Sie sicher, alles richtig verstanden zu haben?“
    „Ja. Absolut.“
    Der Beamte sah nicht überzeugt aus. „Das passt genauso gut zu dem Verhalten des Vergewaltigers. Er flüstert den Opfern

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