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Spiel mit dem Tod

Spiel mit dem Tod

Titel: Spiel mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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Gesichtsausdruck sah, fuhr er fort. „Kay und ich haben ein Kind. Alice. Sie ist sechzehn. Oder, wie sie gerne sagt, fast siebzehn.“
    „Lebt sie bei Ihnen? Oder bei Kay?“
    „Bei uns beiden.“
    „Bei beiden?“
    „Kay wohnt in meinem Gästehaus.“ Er verzog den Mund zu einem schiefen – und gewinnenden – Lächeln. „Ich sehe an Ihrer Reaktion, dass Sie unser Arrangement merkwürdig finden.“
    „Es ist nicht meine Aufgabe, Ihr Privatleben zu beurteilen.“
    Er nahm sie beim Wort und ging nicht weiter da rauf ein. „Alice ist der Lichtblick in meinem Leben. Bis vor kurzem war sie …“ Er brach ab. „Sie ist sehr talentiert. Ungeheuer intelligent.“
    „Das erscheint mir logisch. Ich hörte, Sie wären ein moderner Leonardo da Vinci.“
    Er grinste. „Wie ich sehe, bin ich nicht der Ein zige, der weiß, wie man im Internet recherchiert. Aber Alice ist tatsächlich ein Genie. Neben ihr sehen Kay und ich ziemlich mittelmäßig aus.“
    Stacy musste das erst mal verdauen. Sie überlegte, wie belastend so etwas sein musste. Wie es das ganze Leben eines Teenagers beeinflusste, egal, ob es um die schulische Ausbildung ging oder um Freundschaften. „Ist sie jemals in eine normale Schule gegangen?“
    „Nie. Wir hatten immer einen Privatlehrer für sie.“
    „Und das geht gut?“
    „Ja. Bis …“ Er schlang die Finger ineinander und schien sich zum ersten Mal nicht ganz wohl in seiner Haut zu fühlen. „Bis vor kurzem. Sie will unbedingt auf die Universität. In letzter Zeit verhält sie sich ziemlich trotzig.“
    Klang nach einem verzweifelten Teenager.
    „Auf die Universität? Zum Beispiel Tulane oder Harvard?“
    „Ja. Intellektuell ist sie weit genug. Schon lange. Aber emotional … sie ist sehr jung. Unreif. Tatsache ist, dass wir sie sehr behütet haben. Zu sehr, fürchte ich.“ Er räusperte sich. „Dazu kommt, dass die Scheidung schwierig für sie war. Schwieriger, als wir gedacht hätten.“
    Stacy konnte sich nicht vorstellen, wie jemand das Studentenleben mit sechzehn meistern sollte. „Tut mir Leid.“
    Er zuckte die Schultern. „Kay und ich sind wie Öl und Wasser. Aber wir lieben uns. Und wir lieben Alice. Also haben wir uns arrangiert.“
    „Für Alice?“
    „Für uns alle, aber hauptsächlich wegen Alice.“ Dannlächelte er schief. „Jetzt wissen Sie alles über unsere kleine verrückte Truppe. Immer noch willens, sich rekrutieren zu lassen?“
    Sie studierte sein Gesicht und fragte sich, ob er ehrlich war. Wie konnte ein Mann das erreichen, was er hatte, ohne skrupellos zu sein? Ohne Geheimnisse zu haben und aus Informationen, die er bekam, Profit zu schlagen?
    Sie setzte ein geschäftsmäßiges Gesicht auf. „ Also gut, Leo. Anonyme Briefe wie die, die Sie bekommen haben, stammen fast immer von jemandem, der zum engeren Kreis des Empfängers gehört.“
    „Zu meinem Kreis? Ich glaube nicht, dass …“
    „Ja, zu Ihrem Kreis“, unterbrach sie ihn. „Sie werden nämlich geschickt, um die Person zu terrorisieren.“
    „Und was für einen Sinn hätte das, wenn sie der Person nicht nahe genug stehen, um deren Angst mitzuerleben. Richtig?“
    Kluger Bursche. „Richtig. Je mehr Angst Sie haben, desto besser.“
    Er kniff die Augen zusammen. „Also ist es ganz einfach. Ich zeige keine Angst, und er gibt auf.“
    „Vielleicht. Wenn Ihr Kartenschreiber ein typischer Vertreter seiner Sorte ist. Die verschicken Briefe und Nachrichten, um zu sehen, was geschieht. Sie wollen allerdings nicht zu nahe herantreten.“
    „Im Herzen sind sie feige.“
    „Ja. Nicht in der Lage, ihren Ärger oder Hass in einer direkten Konfrontation zu zeigen. Also sind sie keine große Bedrohung.“
    „Das ist der typische Fall. Und der untypische?“
    Sie blickte zur Seite, weil sie an ihre Schwester Jane denken musste. Sie war von einem Mann bedroht worden, der nur ein Ziel hatte: Sie zu töten. „Manchmal sind die Briefe und Nachrichten einfach nur die Vorbereitung auf das eigentliche Ereignis.“ Auf seine unbewegte Miene hin beugte sie sich noch weiter vor. „Dann kommt der Absender nahe genug heran, um zuschlagen zu können.“
    Er saß einen Moment schweigend da, er wirkte erschüttert. „Ich bin so froh, dass Sie Ihre Hilfe angeboten …“
    Stacy hob die Hand. „Ganz langsam. Ich nehme den Job nicht an, um Ihnen zu helfen. Ich tue es für Cassie, es könnte sein, dass ihre Ermordung und die Postkarten in einem Zusammenhang stehen. Zweitens, Sie wissen, dass ich studiere. Mein Studium

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