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Spiel mit dem Tod

Spiel mit dem Tod

Titel: Spiel mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Spindler
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plötzlich ein scharfes, schmerzhaftes Gefühl von Verlust? Ein Gefühl, draußen zu stehen und hineinzusehen?
    Als sie ihre Unterlageneinsammelte, sah sie, wie Bobby Gautreaux auf die Treppen zuging. Sie rief seinen Namen, laut genug, um gehört zu werden. Doch er verlangsamte seinen Schritt kein bisschen und blickte sich auch nicht um. Sie sprang auf und rief ihn erneut. Laut. Er begann zu rennen. Sie stürzte hinterher ins Treppenhaus.
    Er war bereits verschwunden.
    Sie rannte trotz dem die Stufen hinunter und erntete ein Stirnrunzeln von der Bibliotheksangestellten. „Haben Sie gerade einen dunkelhaarigen Typ mit einem orangefarbenen Rucksack gesehen? Er ist gerannt.“
    Die junge Frau musterte Stacy von oben bis unten und warf ihr einen feindseligen Blick zu. „Ich sehe hier eine Menge dunkelhaariger Typen.“
    Stacys Augen verengten sich zu Schlitzen. „So viel ist in der Bibliothek nicht los. Er ist gerannt. Möchten Sie sich Ihre Antwort vielleicht noch einmal überlegen?“
    Die Frau zögerte, dann deutete sie zum Haupteingang. „Er ist da lang.“
    Stacy bedankte sich und ging wieder nach oben. Es würde gar nichts bringen, ihm hinterherzulaufen. Erstens bezweifelte sie, dass sie ihn finden würde. Und selbst wenn, er würde wohl kaum zugeben, ihr hinterher spioniert zu haben.
    Aber falls er das getan hatte, weshalb nur?
    Im ersten Stock angekommen, packte sie ihre Sachen weiter zusammen, hielt aber plötzlich inne. Bobby war groß. Größer als sie. Vielleicht kleiner, als sie ihren Angreifer an dem Abend eingeschätzt hatte, aber in Anbetracht der Umstände hatte sie sich vielleicht getäuscht.
    Womöglich hatte Bobby Gautreaux sie überhaupt nicht ausspionieren wollen, sondern etwas ganz anderes beabsichtigt.
    Sie musste künftig sehr vorsichtig sein.

20. KAPITEL
    Dienstag, 8. März 2005
    23:15 Uhr
    Spencer stand auf dem Gehweg vor dem verfallenen dreistöckigen Gebäude und wartete auf Tony. Sein Partner war kurz nach ihm eingetroffen, aber noch nicht aus seinem Wagen gestiegen. Er telefonierte mit seinem Handy, und es schien ein hitziges Gespräch zu sein. Zweifellos mit seiner Tochter Carly, dachte er.
    Er blickte die Straße hinunter, auf die Häuserreihen, die meisten von ihnen Mehrfamilienhäuser. Auf der Beliebtheitsskala würde das Bywater-Viertel nicht mehr als drei Punkte erhalten, obwohl das vermutlich auf die Sichtweise ankam. Es gab Leute, die würden alles dafür geben, hier zu wohnen, andere würden sich lieber vorher umbringen.
    Er verzog den Mund zu einem grimmigen Lächeln. Und manche wurden eben danach umgebracht.
    Die zuerst eingetroffenen Polizisten hatten das Areal abgesperrt, das gelbe Band zog sich über die vordere Veranda. Kurz nach dem Bau war das hier ein hübsches Mittelklassehaus gewesen, geräumig genug für eine große Familie. Irgendwann im Laufe der Zeit, als die Gegend durch die vielen baufälligen Gebäude in Ungnade gefallen war, hatte man es zu einem Mehrfamilienhaus umgebaut, die schöne Fassade durch schreckliche Teerpappe ersetzt, die nach dem 2. Weltkrieg so beliebt gewesen war.
    Spencer drehte sich um, als eine Autotür zugeschlagen wurde. Tony hatte sein Telefonat beendet, obwohl Spencer auf Grund seines düsteren Gesichtsausdrucks davon ausging, dass die Sache noch lange nicht erledigt war.
    „Habe ich dir schon gesagt, dass ich Teenager hasse?“ sagte er zur Begrüßung.
    „Des Öfteren.“ Sie gingen zusammen los. „Danke, dass du gekommen bist.“
    „Ein Vorwand, um aus dem Haus zu flüchten.“
    „Carly ist nicht so schlimm“, sagte Spencer grinsend. „Du bist eben einfach alt, Spaghetti.“
    Tony sah ihn beleidigt an. „Mach mich nicht an, Hübscher. Nicht jetzt. Dieses Mädchen macht mich echt fertig, ich dreh noch durch.“
    „Cop dreht durch. Klingt hässlich. Sehr hässlich.“ Spencer hob das Plastikband für Tony hoch, dann ging er selbst darunter durch. Ein dürrer Hund stand am Gitterzaun des Nachbarn und beobachtete sie. Er hatte die ganze Zeit über nicht einmal gebellt, was Spencer merkwürdig fand.
    Sie gingen auf die Polizistin zu, die am Eingang stand, eine Frau, mit der sein Bruder Percy mal zusammen gewesen war. Es hatte nicht gut geendet. „Hallo, Tina.“
    „Spencer Malone. Wie geht es deinem nichtsnutzigen Bruder?“
    „Welchen meinst du? Ich hab einige, auf die deine Beschreibung passt.“
    „Das stimmt. Meinen Ex-Lover eingeschlossen.“
    „Kein Dementi von meiner Seite, Officer DeAngelo.“ Er grinste. „Was

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