Spiel mit dem Tod
Grund wie Sie, scheint mir.“
„Zum Teufel noch mal.“
Er lachte, zog sich einen Stuhl heran, drehte ihn um, setzte sich rittlings darauf und sah sie an. „Ich mag Sie auch.“
Sie spürte, wie ihr heiß wurde. „Allerdings habe ich nie behauptet, Sie zu mögen, Malone.“
Bevor er etwas darauf erwidern konnte, knurrte ihr Magen. Er grinste. „Hungrig?“
Sie presste sich die Hand auf den Bauch. „Und müde. Und ich habe mörderische Kopfschmerzen.“
„Zweifellos ein viel zu niedriger Blutzuckerspiegel.“ Er griff in die Tasche seiner Windjacke und holte einen Schokoriegel heraus. Er hielt ihn ihr hin. „Sie müssen besser auf sich achten.“
Sie entfernte die Verpackung, biss ein Stück ab und seufzte genüsslich. „Danke für Ihre Fürsorge, Malone, aber mir geht es ganz gut.“
Sie nahm noch einen Bissen. Die Auswirkungen des Zuckers auf ihre Kopfschmerzen waren augenblicklich zu spüren. „Tragen Sie immer Schokolade in Ihrer Tasche herum?“
„Immer“, erwiderte er ernst. „Als Bestechung für Spione.“
„Oder um Informationen aus hungrigen Frauen mit Kopfschmerzen herauszulocken.“
„Wie man hört, verbringen Sie eine Menge Zeit mit Leo Noble. Würde es Ihnen was ausmachen, mir zu erklären, warum?“
„Wen verfolgen Sie?“ konterte sie. „Mich oder Leo?“
„Also, wozu hat Noble eine ehemalige Kripobeamtin angeheuert? Zum Schutz? Vor wem?“
Sie stritt nicht ab, dass sie für den Mann arbeitete. Es hätte sowieso keinen Zweck gehabt; Malone kannte die Wahrheit. „Als kriminalistische Beraterin. Er schreibt einen Roman.“
„Blödsinn.“
Sie blickte auf das Buch in Malones Hand und wechselte das Thema. „Ich bin beeindruckt. Es sieht so aus, als würden Sie Ihre Hausaufgaben machen.“
Er grinste schief. „Seien Sie nur nicht zu beeindruckt. Ich hab’s noch nicht gelesen.“
„Zu hoch für Sie?“
„Es ist nicht nett, die Hand zu beißen, die einen füttert. Und Sie haben Schokolade auf Ihren Zähnen.“
„Wo?“ Sie fuhr sich mit der Zunge über die Zähne.
„Machen Sie das noch einmal.“ Er stützte das Kinn auf die Hand. „Das turnt mich an.“
Sie musste lachen. „Sie wollen was von mir …“ Sie hob schnell die Hand, um die neunmalkluge Erwiderung zu unterbinden, die er sicher parat hatte. „Was?“
„In welchem Zusammenhang steht das Spiel White Rabbit zu der Geschichte von Alice im Wunderland?“
Stacy dachte an die Karten, die Leo erhalten hatte. „Noble hat Carrolls Erzählung einfach als Inspiration für sein Spiel benutzt. White Rabbit kontrolliert den Spielhergang. Die Charaktere aus der Story sind auch die Rollen der Mitspieler, allerdings tendiert alles mehr ins Brutale, Gefährliche.“
Er zeigte auf die Unterlagen, die vor ihr lagen. „Wenn es so einfach ist, warum dann das hier alles?“
Er hatte sie erwischt. Verdammt. „Von anderen Spielern habe ich gehört, dass White Rabbit ein außergewöhnliches Szenarium ist. Die leidenschaftlichen Anhänger von White Rabbit machen mehr einen Kult aus dem Ganzen als andere Spieler. Es läuft geheimnisvoller ab, was einen Teil der Anziehungskraft des Spiels auszumachen scheint.“
„Was ist mit der Struktur?“
„Sehr gewalttätig, das steht fest.“ Sie dachte einen Moment nach. „Der bedeutendste Unterschied der Struktur liegt in der Rolle des Spielmeisters. Der ist normalerweise absolut neutral. White Rabbit nicht. Er ist ein Charakter, der mit spielt, um zu gewinnen. Das Motto ist, zu töten oder selbst getötet zu werden“, endete sie.
„Oder um jeden Preis zu überleben, je nachdem, wie man es betrachtet.“
Sie setzte zu einer Erwiderung an; doch sein Handy klingelte.
„Malone.“
Sie beobachtete ihn, während er zuhörte, und bemerkte, wie er fast unmerklich die Lippen zusammenpresste. Wie er die Stirn runzelte.
Eindeutig ein Anruf von der Polizeidienststelle.
„Verstanden“, sagte er. „Bin sofort da.“
Er musste gehen. Irgendwo war irgendjemand tot aufgefunden worden. Ermordet.
Er verstaute das Handy wie der und sah sie an. „Tut mir Leid. Die Pflicht ruft.“
Sie nickte. „Ist in Ordnung, gehen Sie nur.“
Das tat er, ohne auch nur einen Blick zurückzuwerfen. Alles an seiner Haltung und seinem Gang signalisierte, wie zielbewusst er war, entschlossen.
Stacy sah ihm nachdenklich nach. Zehn Jahre lang hatte sie auch solche Anrufe erhalten. Sie hatte es immer gehasst. Immer waren sie zum ungünstigsten Zeitpunkt gekommen. Warum überkam sie dann jetzt
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