Spiel mit der Liebe
Sie haben versucht, Ihre Meinung zu untermauern.«
Er wollte lügen, wollte sagen, dass es genau das gewesen war, doch die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. »Ich habe nach Ihnen verlangt. So einfach ist das.«
Kitt sah ihn an, als hätte er sich in einen Dämon aus der Hölle verwandelt. Sie wirbelte herum, ihr bunter Rock flog hoch, ehe sich ihr Umhang wieder darüber schloss, dann lief sie zurück zum Haus. Sie sah erschüttert aus und blass, und einen Augenblick lang bedauerte er sein impulsives Benehmen.
Verdammte Hölle, es war doch nur ein Kuss.
Aber er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Er folgte ihr und sorgte dafür, dass sie unbehelligt zurück ins Haus gelangte. Er war nicht vollkommen sicher, dass sie das Haus auch betreten würde. Er traute der kleinen Hexe nicht - überhaupt nicht.
Und die traurige Wahrheit war, wenn es um sie ging, traute er nicht einmal mehr sich selbst.
Kitt wachte am nächsten Morgen später auf als sonst. Sie fühlte sich zerschlagen, ihr Kopf dröhnte von der starken palinka der Zigeuner.
Und sie hatte nicht gut geschlafen. Sie hatte vom Lager der Zigeuner geträumt, hatte geträumt, dass sie wieder dort tanzte, doch diesmal tanzte sie für Clay. Er stand im Schatten und beobachtete sie, seine goldenen Augen folgten jeder ihrer Bewegungen. Verführerisch bewegte sie die Hüften, bog den Kopf zurück, und seine Augen schienen in der Dunkelheit zu leuchten. Sie wusste, was er dachte, doch sie fürchtete sich nicht. Sie genoss die Macht, die sie über ihn hatte, genoss das Verlangen, das sie in seinem Gesicht sah.
Doch dann veränderte sich der Traum ein wenig, er wurde verschwommen, und eine andere Frau erschien. Elizabeth Watkins schlenderte heran und stellte sich neben ihn. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr, und Clay lachte. Kitt sah voller Entsetzen zu, wie die beiden zusammen in der Nacht verschwanden.
Sie lag in ihrem weichen Federbett und schob den Traum weit von sich, dann strich sie sich das zerzauste rote Haar aus dem Gesicht und wünschte, sie hätte sich die Mühe gemacht, es zu flechten, ehe sie ins Bett ging. Sie rutschte an die Seite des Bettes, zog an der Klingelschnur, um ihre Zofe zu rufen, und tapste dann barfuß über den dicken Orientteppich, um den Nachttopf zu benutzen, der hinter einer bemalten spanischen Wand stand.
Als sie fertig war, war Tibby bereits gekommen, um ihr zu helfen, sich für den Tag vorzubereiten. Ein Blick auf Kitts zerzaustes Aussehen genügte, und sie schnalzte mit der Zunge.
»Sehen Sie nur, was Sie mit Ihrem Haar gemacht haben.« Tibby war eine Frau von Anfang dreißig, sie hatte für ihren Vater gearbeitet, seit Kitt ein kleines Mädchen war - und sie hatte sich nie gescheut, ihre Meinung zu äußern. »Das sieht ja aus wie ein Rattennest. Sie hätten mir erlauben sollen, Ihr Haar zu flechten, ehe Sie ins Bett gegangen sind.«
Kitt schwieg, sie erzählte nichts von dem heidnischen Tanz, der für die zerzausten Locken verantwortlich war, und ließ Tibby das Durcheinander auskämmen, wobei sie versuchte, nicht vor Schmerz zusammenzuzucken. Die Zofe flocht das schwere Haar und steckte es zu einem Knoten auf Kitts Kopf auf, dann holte sie ein Kleid für sie.
In einem cremefarbenen Musselinkleid, mit Mechlin-Spitze verziert, ging Kitt ein wenig später die Treppe hinunter in das Frühstückszimmer und hoffte, dass sie Clay nicht begegnen würde. Immer, wenn sie an ihn dachte, erinnerte sie sich an sei-nen wilden Kuss, und sie war noch nicht bereit, ihm gegenüberzutreten.
Zu ihrem Glück stellte sich heraus, dass er mit einer Gruppe von Männern auf die Jagd gegangen waren und dass sie erst am späten Nachmittag zurückkommen würden.
Der Tag verging ohne Zwischenfälle. Kitt, Anna und Ariel begleiteten Justin, den Marquis von Landen und eine Hand voll anderer Männer zu einem Picknick im Wald. Erst nachdem das Mittagessen vorüber war und sich die Gruppe auf der Wiese auflöste, zog Kitt Anna und Ariel zur Seite und berichtete von ihrem Abenteuer im Zigeunerlager.
»Ihr hättet sie sehen müssen«, erzählte Kitt wehmütig. »Sie waren so glücklich, so unglaublich frei. Und die Musik - lieber Gott, sie war so voller Leidenschaft, dass sie mich zu verzehren schien. Ich habe dem Rhythmus gelauscht und hatte das Gefühl, mein Blut würde brennen.«
Anna lachte. »Das mag ich so sehr an dir, cara, du hast den Geist eines Falken. Ich wünschte mir nur, dass ich gestern Abend mit dir gegangen wäre.«
Ariel saß neben ihr
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