Spiel mit der Liebe
und lächelte. »Ich glaube kaum, dass Justin damit einverstanden gewesen wäre, aber ich gebe zu, es hätte sicher Spaß gemacht.«
Kitt grinste. »Ich frage mich, was Harcourt wohl gesagt hätte, wenn er uns alle drei beim Tanzen erwischt hätte.«
Anna streckte die Hand aus und pflückte eine kleine weiße Wildblume aus dem Gras zu ihren Füßen. »Du magst ihn, nicht wahr?«
Kitt verdrehte die Augen. »Bist du verrückt? Wir verstehen uns absolut nicht.« Sie erwähnte den Kuss nicht. Ihre Gefühle waren noch immer viel zu sehr in Aufruhr bei diesem Thema, und sie zögerte, Clay Probleme zu machen.
»Vielleicht magst du ihn ja nicht, aber ich glaube, er mag dich sehr.«
Kitt sah weg und trat nach einem kleinen Stein. »Clay mag jede Frau unter sechzig. Im Augenblick ist er vernarrt in Lady
May.«
Anna lächelte nur. »Vielleicht«, war alles, was sie sagte.
Das Picknick war zu Ende, und auch die Gruppe, die zum Jagen aufgebrochen war, kehrte zurück. Kitt ging Clay an diesem Abend aus dem Weg, doch ging sie nicht so weit, in ihrem Zimmer zu bleiben. Es stellte sich heraus, dass das auch gar nicht nötig war. Sein Vater, der Herzog von Rathmore, war mit einigen anderen Leuten gekommen, die sie nicht kannte, und Harcourt unterhielt sich anderweitig.
Kitt fragte sich, ob diese Unterhaltung wohl auch Lady May mit einschloss, die an den Festlichkeiten an diesem Abend nicht teilnahm. Sie dachte an Clay und erinnerte sich wieder an die Art, wie er sie geküsst hatte. Es war der Kuss eines Mannes gewesen, wild und beängstigend, doch auf einer tiefen, bis jetzt verborgenen Ebene hatte es ihr gefallen.
Das hatte sie nicht erwartet. Nicht jetzt. Nicht, da sie doch wusste, wohin ein solcher Kuss führen konnte.
Aber in Wahrheit hatte sie ihn genossen.
Im Laufe des Abends schlenderte Kitt an Lady Oxnard vorüber, die die Gäste im Blauen Zimmer am Piano unterhielt, dann trat sie leise hinaus auf die Terrasse. Es war dunkel, der Mond hatte sich hinter dünnen grauen Wolken versteckt. Aber die Luft war kühl und duftete süß nach Lilien.
Sie stand eine Weile an der Balustrade, von der aus man in den Garten sehen konnte, und genoss die Einsamkeit und das Zirpen der Grillen, dann wandte sie sich um, um zurück ins Haus zu gehen. Sie hatte erst wenige Schritte gemacht, als ein Schatten aus der Dunkelheit trat und ihr den Weg versperrte.
Der Mann war groß und schlank, sein goldblondes Haar war kurz geschnitten und modisch aus einem Gesicht gekämmt, das in ganz London die Herzen der Frauen höher schlagen ließ. Es war ein Gesicht, das sie nur zu gut kannte, und eine Woge der Abneigung stieg in ihr auf.
»Westerly«, brachte sie erstickt heraus. Beinahe wäre es ihr gar nicht gelungen, den Namen auszusprechen.
»Nun, wenn das nicht die reizende Lady Kassandra ist.« Blaue Augen, die ihr früher einmal gefallen hatten und die ihr jetzt einen Hauch zu blass erschienen, musterten sie von Kopf bis Fuß. Als sie dann schließlich auf dem Ausschnitt ihres Kleides ruhten, schien es ihr, als hätte er die Hand ausgestreckt und sie berührt, und einen Augenblick lang glaubte sie, sie würde ohnmächtig werden.
»Wie lange ist es schon her, meine Liebe? Zwei Jahre, oder sind es schon drei? Viel zu lange, würde ich denken.«
Kitt schluckte, ihr Hals war eng. »Bei weitem nicht lange genug.« Sie kämpfte darum, Haltung zu bewahren, und versuchte, an ihm vorbeizugehen, doch Stephen Marlow, der Graf von Westerly, versperrte ihr den Fluchtweg.
»Sicher willst du nicht so schnell wieder gehen. Wir haben uns so lange nicht gesehen, dass es viel zu erzählen gibt.«
»Ich fürchte, ich fühle mich plötzlich unwohl. Wenn du mich entschuldigen würdest ...«
»Es hat einmal eine Zeit gegeben, da bist du nicht so vor mir weggelaufen. Erinnerst du dich noch daran?«
Natürlich erinnerte sie sich. Sie würde es niemals vergessen können. »Damals war ich noch jünger. Und ich war dumm.«
Er streckte die Hand aus, schlank und elegant, und strich damit über ihr Kinn. »Du hast dich verändert, Kassandra. Die Jahre haben dein Herz verhärtet. Aber du bist noch bezaubernder als früher.«
Kitt zuckte zurück, seine Berührung stieß sie ab. »Halte dich von mir fern, Stephen, ich warne dich. Und du gehst mir jetzt auch besser aus dem Weg.«
Er lächelte und trat einen Schritt zurück, machte ihr den Weg frei. »Natürlich, Mylady.« Er ließ sie vorbei, doch die Blicke aus seinen blassen Augen folgten ihr. Hässliche
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