Spiel mit der Liebe
dem Kutscher zu. »Zum Stadthaus von Lord Stockton.«
Kitt zuckte zusammen, als er die Tür hinter sich zuschlug und sich dann ihr gegenüber hinsetzte. Wenigstens hielt er sich in respektvoller Entfernung von ihr.
»Ich hoffe, Sie sind zufrieden«, meinte sie. »Was Anna sich wohl jetzt denken mag.«
»Anna wird wissen, dass ich Sie nach Hause bringe. Und was meine Zufriedenheit betrifft ...« Den Rest des Satzes sprach er lieber nicht aus, doch sah es so aus, als müsse er sich mit Macht zurückhalten. »Zufrieden werde ich erst sein«, brummte er, »wenn Sie sicher wieder zu Hause sind.«
Kitt setzte sich gerade hin. »Muss ich Sie daran erinnern, dass ich nicht einfach durch die Haustür zurück ins Haus gehen kann?«
»Schön. Ich werde dem Kutscher sagen, er soll hinter das Haus fahren. Sie können Ihren dummen kleinen Hals brechen, wenn Sie den Baum vor Ihrem Fenster hinaufklettern.«
»Woher wissen Sie überhaupt, dass da ein Baum steht...«
Sein harter Blick ließ sie innehalten. »Wie sonst wären Sie wohl aus dem Haus gekommen?«
Sie sagte nichts mehr, als die Kutsche durch die Straßen rollte, und auch Harcourt schwieg. Kurz bevor sie das Stadthaus erreicht hatten, befahl er dem Kutscher, in eine Seitengasse einzu
biegen. Ein paar Minuten später hielt die Kutsche hinter dem Stall an.
»Ich erinnere Sie an Ihr Versprechen«, rief er ihr ins Gedächtnis. »Es wäre wirklich besser, wenn dies das letzte Mal ist, Mylady. Auf keinen Fall werden Sie noch einmal mitten in der Nacht draußen herumlaufen. Wenn Sie das noch einmal tun, dann schwöre ich, werden Sie es mit mir zu tun bekommen.«
»Sie haben überhaupt kein Recht, mir irgendwelche Befehle zu geben. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?«
»Jemand, der sich Sorgen um Sie macht, verdammt. Ich habe Ihnen schon zuvor gesagt, ich möchte nicht, dass Ihnen etwas zustößt.«
Jemand, der sich Sorgen um Sie macht. Ihr Zorn verschwand, als wäre er von einem Schwall heißer Luft hinweggebrannt worden, nur ein kleines Flattern in ihrer Brust blieb noch übrig. Kitt sagte nichts mehr, als Harcourt die Tür der Kutsche öffnete, herauskletterte und ihr dann beim Aussteigen half. Sie dachte, er würde einfach weiterfahren, doch stattdessen ging er mit ihr über den Gartenweg zu dem Ahornbaum, der vor ihrem Fenster wuchs.
»Sie können von Glück sagen, wenn Sie nicht auf Ihren hübschen kleinen Po fallen«, brummte er und hob sie hoch, damit sie auf den untersten Ast klettern konnte. Sie begann, höher zu steigen, mittlerweile kannte sie schon die besten Stellen, auf die sie ihre Füße stellen musste, doch die Sohlen ihrer Schuhe waren glatt. Sie rutschte von einem der Äste ab und hörte, wie Clay leise fluchte.
»Seien Sie vorsichtig, verdammt! Lassen Sie sich ganz einfach Zeit und ...«
»Was, zum Teufel, ist denn hier draußen los?«
Die Stimme ihres Vaters erschreckte sie so sehr, dass sie den Ast über ihrem Kopf losließ. Mit einem unterdrückten Schrei fiel sie, riss dabei Blätter und kleine Äste mit, während sie versuchte, sich festzuhalten. Doch das gelang ihr nicht, sie fiel zu Boden - genau in die Arme von Clayton Harcourt.
»Ich habe doch gesagt, Sie sollten vorsichtig sein«, meinte er spöttisch, und der Blick seiner dunklen Augen glitt von ihr zu ihrem Vater, der über den Hof auf sie zugelaufen kam. Er trug sein Nachthemd, und seine spitze Schlafmütze mit dem Troddel hing schief auf seinem Kopf.
»Ich hätte es wissen sollen«, meinte er. »Ich hätte mir denken können, dass du dich aus dem Haus schleichen würdest, um dich mit einem Mann zu treffen. Bei Gott, ich hätte ahnen können, dass es Harcourt sein würde.«
Kitts Magen zog sich so sehr zusammen, dass ihr ganz übel wurde. Harcourt? Erst, wenn Schweine fliegen können. »Ich habe mich nicht aus dem Haus geschlichen, um mich mit jemandem zu treffen. Lassen Sie mich herunter«, befahl sie Clay, der sie zögernd wieder auf die Füße stellte.
Ihr Vater richtete seinen Zorn jetzt auf Harcourt, seine dünnen Arme wedelten in der Luft. »Bei Gott, das schlägt wirklich alles. Sie werden das tun, was ehrenhaft ist, mein Junge - haben Sie mich verstanden? Sie haben dieses Mädchen kompromittiert. Und jetzt werden Sie sie heiraten.«
Kitt wurde bei diesen Worten ganz blass, ihr Magen hob sich. »Bist du verrückt? Ich werde ihn nicht heiraten. Ich werde überhaupt nicht heiraten!«
Ihr Vater wandte sich von Clay zu ihr um und richtete seinen Zorn auf sie. »Du
Weitere Kostenlose Bücher